010. Kraft schöpfen

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"Hem ne demişler;
İki insanın birbiriyle karşılaması kadere, tanıştıktan sonra yanyana kalmalarıysa gayretlerine bağlıdır.
(Wie sagt man so schön;
Das Aufeinandertreffen zweier Menschen hängt vom Schicksal ab, ihr Zusammenbleiben danach von ihrer eigenen Bemühung.)"


"Mediha wird nicht nachgeben oder? Sie wird weiterhin Treffen organisieren, wo Afra und ich aufeinandertreffen."
Es war dumm anzunehmen, dass Samir die Situation nicht verstanden hätte.
"Mich betrifft keine Schuld, Bruder. Ich habe ihr oft genug gesagt, dass sie das unterlassen soll."
"Mediha wäre nicht Mediha, wenn sie darauf hören würde."
Über diesen Satz kann ich nur grinsen, denn mein Bruder hat sowas von Recht. Mediha setzt ihren Kopf immer durch -egal wie. Sie findet immer einen Weg. Auf die Art und Weise hat sie es ja auch in mein Herz geschafft.

"Stört es dich?", frage ich Samir, nach einer Weile des Schweigens. Er holt tief Luft, setzt zum Reden an, doch tut es nicht.
Bis vor einigen wenigen Wochen, hätte er mit einem 'Ja' geantwortet. Ein Ja, welches wie aus der Pistole geschossen gekommen wäre. Doch er tut es nicht, kann es nicht tun, dem bin ich mir bewusst.
Er kann nicht mit einem Ja antworten, denn es wäre eine Lüge. Es stört ihn nicht, keineswegs. Denn seine Seele findet neben Afra Ruhe und Frieden. Weder sein Kopf noch sein Herz sind im Moment bereit das zu begreifen, aber seine Seele hat seinen Platz gefunden. Das Innere seiner Augen hat wieder angefangen zu lächeln und er wirkt unbeschwert, erst Recht an den Tagen, an denen wir zu viert etwas unternehmen. Selbst ein blinder könnte all diese Veränderungen sehen.

All das kenne ich von mir selbst. Ich muss daran denken, wie ich mit einem Mal friedlicher geworden war, als ich Mediha immer wieder über den Weg gelaufen bin. Als ich es realisiert habe, wollte ich alles daran setzen, um das zu umgehen. Doch es war unmöglich. Es war unmöglich, denn meine Seele hat sich nach ihr gesehnt. Hat sich nach dem Frieden und der Ruhe gesehnt.
Genau so geht es auch Samir im Moment. Und ich weiß, dass meine Frage bei ihm einen Denkanstoß ausgelöst hat. Dass er nun anfangen wird gewisse Dinge zu hinterfragen. Er wird nach Antworten suchen, die er auch finden wird. Die Frage ist nur, was er dann mit diesen Antworten anstellen wird. Ob er sich dagegen sträuben wird oder ob er es zulassen wird. Das Einzige worauf ich hoffe, ist, dass er nicht erneut eine Verletzung erlebt.

"Das von letzter Woche war aber wirklich nicht Mediha's Schuld. Ich habe ihr am Tag zuvor nicht richtig zugehört. Beziehungsweise war ich am Zocken als sie mir das mitgeteilt hat."
"Das war kein Problem für mich, aber anscheinend für euch. Ihr habt an dem Tag gestritten?", fragt Samir voller Vorsicht nach.
Die Gedanken an letzte Woche lassen mich tief seufzen. Mediha kommt erst langsam zu sich. Die ersten Tage hat sie kaum gesprochen, während ihre Blicke Bände gesprochen haben. Immer wenn sie mich angesehen hat, hat sie mich angefleht, damit ich sie nicht verlasse - zumindest nicht vorzeitig.
Die Gesamtsituation scheint alles in ihr hochgewirbelt zu haben. Der Tod ihres Vaters hat ein Trauma hinterlassen, dem wird sie sich selber auch erst jetzt bewusst. Damit ich ihr die Angst erleichtere, haben wir diese Woche fast jede Sekunde gemeinsam verbracht, ich habe versucht sie keine einzige Sekunde alleine zu lassen. Denn ihre Angst holt sie selbst in ihrem Schlaf ein.
"Es war nicht deswegen", müde fahre ich mir über das Gesicht.
"Am Sonntag war der Todestag ihres Vaters", teile ich Samir mit.
"Oh...", kurz herrscht Stille: "Mein Beileid."
Ich nicke lediglich.
"Wie geht es Mediha?", forscht er nach.
"Sie versucht damit klarzukommen. Es ist aber nicht so leicht. Wobei es ihr mittlerweile zum Glück schon besser geht. Aber sie hat immer noch Albträume. Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Und zu wissen, dass ich mitschuldig bin, macht es nicht besser."
"Du bist nicht mitschuldig, Shervin. Hör auf so zu denken."
"Ich ertrage es nicht sie so zu sehen. Es fühlt sich so an als ob jemand mir die Kehle zuschnüren würde. Ich will ihr helfen, will etwas für sie tun, aber es scheint alles so aussichtslos."
"Denkst du es würde ihr gut tun, wenn wir sie etwas ablenken?"
"Was geht dir durch den Kopf?"
"Na ja", er zögert etwas: "Afra kommt doch jedes zweite Wochenende oder? Das heißt, dass sie auch nächstes Wochenende da sein wird. Nehme ich zumindest mal an. Wir können draußen Essen gehen und dann vielleicht einen Spieleabend machen." Samir's Stimme ist zögerlich, was mich leicht lächeln lässt.
"Das klingt nach einem guten Plan. Lass uns das so machen. Sie wird sich bestimmt freuen. Es gibt ein neues Restaurant, wir wollten da demnächst hin. Dann können wir das gemeinsam machen."
Samir nickt, doch kann ich sehen, wie er sich selbst fragt, ob das eine gute Idee ist.

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