"Aşık ol, çünkü hayat çok kısa. Sevmekten öte deniz yok.
(Verliebe dich, denn das Leben ist viel zu kurz. Es gibt kein Meer, außer dass der Liebe."
- Son YazShervin fängt an über meine Aussage amüsiert zu lachen. Er sieht befreiter aus, es geht ihm besser und das zu wissen macht mich so unfassbar glücklich.
"Was ist?", fragt er mich interessiert, erst da bemerke ich, dass ich ihn mit einem zufriedenen Lächeln gemustert habe.
"Nichts", kommt es mir schnell über die Lippen.
Seine Brauen ziehen sich fragend in die Höhe.
"Dir geht es wieder besser, nein sogar ziemlich gut. Es ist schön, das mitanzusehen. Es macht mich glücklich dich so zu sehen", erkläre ich ihm mein Empfinden.
Er senkt seinen Kopf kurz, als er diesen wieder anhebt, werden seine Lippen von einem schönen bedeutungsvollen Lächeln geziert.
"Das habe ich dir zu verdanken, Mediha. Deinem unermüdlichem Kampf. Die eigentliche Frage ist; wie es dir geht?"
Seine Worte überraschen mich.
"Wie soll es mir denn gehen? Gut, sehr gut sogar, weil es dir nun auch gut geht. Geht es dir gut, geht es mir gut."
"Bist du nicht müde?"
Meine Blicke mustern ihn fragend, ich will, dass er mir erklärt, was er meint.
"Du hast so viel gekämpft, so viel Geduld aufgebracht, warst beständig. Hat dich das nicht müde gemacht?"
Mit einem aufrichtigen Lächeln schüttele ich meinen Kopf.
"Kein bisschen. Und falls dann ist das schon vergessen, weil es dir wieder gut geht. Shervin, Beständigkeit ist für mich kein Problem, ich habe dir nicht umsonst gesagt, dass du nicht an meiner Beständigkeit zweifeln sollst. Ich schöpfe meine Kraft von dieser Beständigkeit und der Liebe. Sie geben mir Antrieb, vor allem wenn es um Menschen geht, die mir wichtig sind, am Herzen liegen."
"Warum? Also warum hast du dir von Anfang an so viel Mühe gegeben, obwohl du nicht wusstest, ob es sich lohnen wird."
"Lohnen? Das ist wieder ein Profitdenken, du weißt, was ich davon halte. Aber ich verstehe, was hinter deiner Frage liegt. Du willst wissen, was ich gesehen habe, so dass ich diesen Entschluss gefasst habe, mit dieser Beständigkeit, um all das hier zu kämpfen, richtig?"
Er nickt, ich lächele und deute mit meinem Zeigefinger auf seine linke Brust.
"Nicht du Shervin, sondern das, was du da drin trägst. Es war dein schönes Herz, was mich dafür kämpfen lassen hat. Du lässt niemanden an dich ran, weil du bereit bist für Menschen, die du liebst, sehr viel zu tun. In deinen Augen verdienen das aber die wenigsten. Unrecht hast du damit ja nicht. Es war nicht schwer zu sehen, wie viel Schönes dein Herz verbirgt. Ich habe nicht dir vertraut, sondern dem Herzen in deiner Brust. Ich wusste, dass dieses Herz mir kein Unrecht getan hätte. Was nicht heißt, dass ich davon ausgegangen bin, dass du dasselbe wie ich fühlen wirst. Aber auch wenn nicht, dann hättest du mich nie mit Absicht verletzt. Und das zu wissen hat mir gereicht."
Seine Augen schauen mich mit einem bewundernden Funkeln an, weswegen ich meine Hände vor mein Gesicht lege. Egal wie schön dieses Gefühl ist, welches seine Blicke in mir auslösen, umso beschämender ist es für mich.
"Hör auf so zu schauen", meckere ich deswegen.
"Ich kann nicht anders."
"Man Shervin!", spreche ich etwas verzweifelt, was ihn zum Lachen bringt.
"Alles gut, ich höre schon auf."
Als ich meine Hände von meinem Gesicht nehme, sehe ich ein amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht. Das war sowas von klar.Um mich von dieser Situation zu befreien, lasse ich meine Blicke in der Gegend umherschweifen.
Bis sie auf Shervins Händen landen, welche er um seine Tasse legen will, doch fällt mir etwas auf. Denn seine Finger -bis auf der Daumen- sind blass, fast schon weiß. Jegliche Farbe ist aus ihnen gewichen.
Etwas panisch greifen meine Hände nach seinen. Bevor ich etwas erwidern kann, ertönt seine Stimme: "Mediha, beruhige dich, es ist nichts schlimmes."
"Wie beruhigen, siehst du nicht-", doch im selben Moment dämmert es mir ein und ich verfluche meine Dummheit.
"Raynaud-Syndrom?", frage ich, obwohl ich die Antwort schon kenne, dennoch nickt er zur Bestätigung.
So kalt ist es eigentlich nicht, aber der kleine Windstoß von eben hat anscheinend gereicht, obwohl Shervin nicht mal wirklich besonders kälteempfindlich ist.
Meine Hände versuchen seine eisig kalten Hände zu wärmen.
"Hast du Schmerzen?", frage ich.
"Nein, mach dir keine Sorgen", spricht er und versucht seine Hände aus meinen zu entziehen.
"Hör auf damit!", warne ich ihn.
"Du weißt genau, dass es nicht nur etwas mit Kälte zu tun hat."
"Bist du im Moment denn gestresst oder emotional geladen?", hake ich nach.
"Nein, es ist alles gut. Das sind nur Faktoren, die es verstärken, aber die Ursache ist eine Durchblutungsstörung, das weißt du."
In seinem Fall ist die Hauptursache die Multiple Sklerose.
Seufzend nicke ich und betrachte nun seine blauen, fast schon lila farbenen Finger. Der Anblick sieht schlimm aus, so als ob sie ihm gleich abfallen könnten. Dennoch weiß ich, dass das nicht passieren wird, der Sauerstoffschwund sorgt lediglich dafür und in wenigen Minuten werden seine Finger auch schon wieder normal aussehen.
"Tut es wirklich nicht weh?"
"Wirklich nicht. Sie fühlen sich nur leicht taub an, mehr ist da nicht", spricht er und entzieht trotz meines Protestes seine Hände.
"Warum ist mir das zuvor noch nie aufgefallen?", frage ich verständnislos.
"Das frage ich mich auch. Es hat mich selber gewundert, bei deiner Aufmerksamkeit-" "-die du so sehr liebst", unterbreche ich ihn, bevor er weitersprechen kann, mit einem Grinsen quittiert er und fährt fort "-hätte es dir auffallen müssen."
Ich kratze mich leicht am Kopf, denn es ist echt merkwürdig, dass es mir bis jetzt nicht aufgefallen ist.
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MS
Romansa"Die größte Blockade ist im Denken und Fühlen der Menschen verankert." Diese Worte würden mich prägen wie sonst keine, doch ihr Ausmaß hätte ich mir niemals erdenken können. Offizieller Start: 27.05.2019/2020 Offizielles Ende: noch laufend