34. unschöne Begegnung

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"Two souls are sometimes created together and in love before they are even born."

„Wie wäre es, wenn du mir einfach nur beichtest, wie sehr du mich liebst?", frage ich ihn mit einem frechen Grinsen, worauf er nur etwas lauter lachen muss. Ich weiß, dass wir etwas zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen, doch ist es mir egal. Denn ihn so sorglos lachen zu sehen, ist einfach verdammt wertvoll!
Und ich weiß, ich würde mich in aller Öffentlichkeit blamieren, nur damit er bisschen lacht. Er mag es nicht, wenn wir draußen essen, denn die Blicke der Menschen auf uns stören ihn viel zu sehr. Mittlerweile steckt er es besser weg, kommt sich nicht mehr so minderwertig vor, doch er mag es dennoch nicht wirklich. Aber trotzdem sitzen wir hier, in diesem Restaurant. Der Grund?
Es ist neu und ich habe einen Tick, dass ich alles Neue, was mit Essen zu tun hat, ausprobieren muss. Sei es ein Restaurant oder nur eine Limited Edition einer Schokolade – ich muss es probieren. Vielleicht bin ich in der Hinsicht ein kleines Konsumopfer, vielleicht aber auch einfach nur ein mega neugieriger Mensch oder jemand, der eine große Liebe zu Essen hat. So genau weiß ich das noch nicht.

Ich muss an unseren ersten Restaurantbesuch nach unserer Hochzeit denken;
"Allein die Anfangsbuchstaben unserer Namen prophezeien schon meine Krankheit", lachte er verächtlich. Die Blicke und das Getuschel um uns wollte gar nicht aufhören. Doch während dessen ging mir etwas anderes durch den Kopf, weswegen sich meine Lippen zu einem amüsierten Lächeln verzogen.
"Was geht dir durch den Kopf?", fragte er misstrauisch, während mein Lächeln sich zu einem Grinsen verzog.
Nachdem ich ihm meine Gedanken mitgeteilt hatte, formten sich seine Lippen endlich zu einem Grinsen. Das war das Ziel an der Sache gewesen.
Er lehnte sich leicht vor, als ob er mir etwas verraten wollen würde.
"Das habe ich schon immer an dir bewundert. Zum einen hast du eine verdammt bissige Art und zum anderen bist du so lieb wie ein Engel. Du weißt immer ganz genau, wie du mich zum Lachen bringen kannst." Er atmete tief durch: "Mediha, neben dir vergesse ich das hier", sprach er auf seinen Rollstuhl deutend.
"Ich vergesse die Realität, weil das kein Thema für dich ist. Du gehst damit so um, als ob es das Natürlichste überhaupt sei."
"Weil es das ist, Shervin. Ein Unfall, ein dummer Sturz oder einer Krankheit all das kann dazu führen, dass auch ich in einem Rollstuhl sitze oder sogar lebenslänglich an ein Bett gefesselt bin. Doch darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an, was man aus der Situation macht, wie man sie für sich nutzt. Und das kriegst du eigentlich ziemlich gut hin. Ich verstehe, dass dich die Blicke stören, aber mich lassen sie kalt. Denn niemand in diesem Raum hat so große Sorgen wie wir und ist dennoch so sorglos. Du sagst doch immer, dass die einzigen Barrieren und Einschränkungen in den Köpfen der Menschen existieren. Also." Er nahm meine Hand und führte sie an seine Lippen. Diese Geste und seine vor Bewunderung leuchtenden Augen hatten mehr Aussagekraft als die drei Worte.

Shervin legt seine Arme auf den Tisch und beugt sich etwas vor, so dass wir uns nun noch näher sind. „Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich liebe, würdest du hier einen Freudentanz aufführen und diese Blamage will ich uns ersparen." Ich lege meinen Kopf in den Nacken und fange an laut zu lachen. Ich lache so sehr, dass mir Tränen kommen, als ich wieder zu ihm sehe, sehe ich sein zufriedenes Grinsen. Seine Hand legt sich auf meine Wange und er streichelt diese.
Mein Blick huscht kurz hinter ihn. Denn ich spüre schon etwas länger, wie wir beobachtet werden.
An dem Tisch sitzen einige Mädels, die uns anstarren. Am liebsten würde ich zu ihnen laufen und sie fragen, wo das Problem liegt, doch verkneife ich es mir und widme mich wieder meinem gutaussehenden Ehemann. Das Grinsen auf seinem Gesicht hat sich in ein schönes Lächeln verwandelt. „Ich liebe dich so sehr, Mediha. So sehr", er hält inne und holt tief Luft, „egal wie sehr ich dich damals versucht habe aus meinem Leben rauszuhalten, umso glücklicher bin ich, dass du das nicht zugelassen hast. Du hast mein Leben komplett auf den Kopf gestellt, doch selbst das liebe ich. Denn du hast mir dadurch das gegeben, was ich aufgegeben hatte, meinen größten Traum: eine eigene Familie." Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen anbahnen, denn seine Worte berühren mich ganz tief. Also lege ich meinen Kopf in seine – mir Wärme spendende – große Hand und drücke einen langen Kuss auf seine Handinnenfläche, da ich nicht weiß, was man auf so eine Liebesbeichte erwidern soll oder gar kann.

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