Lehrerzimmergossip

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Am Freitagmittag, nachdem ich wie schon so oft in Geschichte der Zauberei den Langeweiletod gestorben war, brachte ich noch den Kalender zu Professor Kesselbrand. Da ich absolut keine Ahnung hatte, wo er überhaupt war, entschied ich mich einfach dazu, zum Lehrerzimmer zu gehen, während Marlene sich schon auf den Weg nach unten machte. Auf ihrer rechten Wange zeichnete sich ein Abdruck der Naht ihres Umhangs ab, auf dem sie die Stunde lang geschlafen hatte und auch ihre Augen sahen irgendwie müde aus.

Zügig lief ich die paar Korridore und Treppen entlang, die zum Lehrerzimmer führten. Wenn er da nicht war, war er entweder bei den Tierwesen, oder in seinem Büro. Zum Glück war das Lehrerzimmer nicht so wahnsinnig weit vom Klassenzimmer für Geschichte entfernt und so stand ich nach nur etwa drei Minuten vor der angelehnten Holztüre.
Und jetzt? Sollte ich klopfen? Oder einfach reingehen? Oder warten bis jemand kam? Oder... shit.
Während ich noch vor der Tür stand und mit mir rang hörte ich die Stimmen von drinnen. McGonagall, Flitwick, Sinistra und... Madame Pomfrey? Seit wann ging die denn ins Lehrerzimmer?
„... und ich sage ihnen, das wird nicht besser.", hörte ich Madame Pomfrey sagen.
„Der Junge ist eine Gefahr für sich selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sehr er leidet.", quiekte Flitwick.
„Er kann froh sein, dass er so gute Freunde hat. Ohne die drei wäre vermutlich schon lange psychisch am Boden." Das war McGonagall.
„Aber sie merken doch, dass er um Vollmond herum immer labil ist und Panik hat. Das ist die Angst davor, am Ende noch jemanden zu verletzen." Flitwick wieder.
„Die Angst davor können wir ihm auch schlecht neh-"

„Suchen sie jemanden?"
Ich zuckte zusammen. Professor Slughorn.
„Ich. Ähm. Können-" hektisch kramte ich den Zettel aus meiner Tasche. „Können sie das Professor Kesselbrand geben? Das ist das wegen den Kelpies. Wegen der Stute und dem Fohlen und so."
Er nahm mir das Stück Pergament ab. „Natürlich. Kein Problem. Schönes Wochenende ihnen."
Ich nickte. Schnell lief ich aus seinem Blickfeld und verschwand um die nächste Ecke. Warum zu Teufel war ich eigentlich nicht in der Lage dazu, mit irgendeinem anderen Lehrer außer Professor Kesselbrand ein vernünftiges Gespräch zu führen, wie ein verdammter normaler Mensch?! Warum war ich generell nicht in der Lage vernünftige Gespräche zu führen?!
Ich machte mich auf den Weg in die große Halle. Über was hatten die bitte geredet? Gut, eigentlich ging es mich nichts an, aber ich hatte es ja nur durch Zufall mitbekommen. So top secret konnte es ja nicht sein...
Es ging um irgendjemanden, der ohne Freunde psychische Probleme hätte. Hätten wir nicht alle ohne Freunde psychische Probleme? Ich hätte ohne Marlene vermutlich noch ganz andere Probleme, an die ich nicht mal denken wollte. Der Grund, warum ich in Unterrichtsstunden zwischendurch aufs Klo gehen konnte war der, dass sich meistens Marlene meldete und fragte, ob sie aufs Klo dürfe. Die meisten Lehrer schickten dann fast automatisch noch jemand anderen mit. Wie oft ich mir ohne sie vermutlich schon in die Hose gepieselt hätte, weil ich mich nicht traute zu fragen...

Beim Mittagessen beobachtete ich Marlene genau, beziehungsweise, ob ihr Blick nicht vielleicht doch zum Gryffindortisch wanderte, aber sie schlug sich wacker.
„Du hältst ja besser durch als ich dachte."
„Ich hab's dir gesagt. Ich kann das auch ohne."
„Warum hörst du dann nicht insgesamt auf, dem Typen hinterherzugeiern?"
Marlene verdrehte die Augen. „Du kapierst das nicht. Der ist doch total süß. Mit den schwarzen Locken und den grauen Augen, vor allem diese Au-"
„Ah?"
„Ich hab nichts gesagt."
„Schon klar."
„Ich sag's dir, ich gewinn sowieso. Am besten gibst du gleich auf."
„Davon träumst du nachts, meine Liebe."
„Nee, nachts träum ich- Nevermind."
Das war doch echt nicht zu fassen. Wie konnte man sich seit Jahren in ein und den selben Typen verknallen? Mädchen waren kompliziert. Menschen allgemein waren kompliziert.

Kelpie || HP/Rumtreiber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt