Remus verbrachte den nächsten Tag im Krankenflügel. Madame Pomfrey ließ nicht mal seine drei Freunde zu ihm, also versuchte ich es nicht einmal. So saß ich schließlich mit Hagrid vor seiner Hütte und starrte die Salamander an, die über die Hölzer huschten. Es war schon dunkel, obwohl es noch nicht einmal Abendessen gegeben hatte.
„Hagrid?", fragte ich schließlich, während einer der Salamander auf meine Hand kletterte. Er war gerade so warm, dass ich mich nicht verbrannte.
„Hm?", brummte er.
„Warst du schon mal verliebt?"
Ich hörte, wie er die Schultern zuckte. „Warum willst' das wiss'n?"
Auch ich zuckte die Schultern und ließ den Salamander zurück in die Glut klettern. „Nur so."
„Geht's um den Lupin-Jungen?", fragte Hagrid nach, bevor er einen weiteren Holzscheit in die Flammen legte.
„Vielleicht.", murmelte ich. Wäre mein Gesicht durch das Feuer nicht eh schon heiß gewesen, wäre es vermutlich in Flammen aufgegangen. Ich musste wieder an den Kuss denken, während Stille die Luft zwischen Hagrid und mir füllte. Nur das Knacken des Holzes, das Prasseln des Feuers und die Hufe der Kelpies, die in der Dunkelheit durch den Schnee tobten, waren zu hören. Ich wusste nicht einmal warum, aber ich fühlte mich einfach nur leer, wenn ich daran dachte. Ja, ich mochte Remus, aber nicht so.
„'s merkst du schon. Lass 's auf dich zukommen. Kein Stress. Und wenn es nicht passt n passt 's nicht. Sagt ja niemand, dass man nur verheiratet glücklich sein kann.", brummte er.
„Ja, schau dich an.", grinste ich. Auch er lächelte.
„Ja! Schau m'ch an."
Aber seine Worte ließen mich Grübeln. Brauchte ich wirklich jemanden?Schritte rissen mich aus den Gedanken. Ans Lagerfeuer traten die vier Rumtreiber. In Gesellschaft von Marlene. Remus sah immer noch etwas gebrechlich aus. Das Licht des Feuers ließ seine Augenringe und seine Narben tiefer als normal wirken.
„Boa, ist das scheiße kalt.", kommentierte James.
„Das mit den Kelpies da ist ja lebensmüde. Die rennen einen ja um.", fügte Peter hinzu.
„Freut mich auch, euch zu sehen.", seufzte ich.Hagrid klopfte auf seine Oberschenkel und stand mit einem „So!" auf.
„Ich koch Tee, wer von euch will draußen bleib'n?"
„Ich nicht!" James hatte sich Peter und Sirius gepackt und zog sie mit in Hagrids Hütte. Marlene schien bleiben zu wollen, wurde aber von Sirius mitgezogen.Wenige Sekunden später war ich mit Remus alleine, der sich neben mich auf die Bank fallen ließ. Still beobachteten wir die Salamander und die Kelpies. Die kleine Familie tobte im tiefen Schnee. Vor allem das Fohlen sah so aus, als hätte man es in Puderzucker gewälzt.
„Süß oder?", fragte Remus. Das Lächeln in seiner Stimme war unüberhörbar.
Ich nickte. „Ich beneide sie. Weißt du, manchmal will ich einfach keine Hexe mehr sein. ich wäre lieber einer von ihnen. Einfach alles vergessen. Keine Sogen. Keine Probleme."
„Aber zu hättest viele Möglichkeiten nicht. So wie gestern." Er stoppte.
Ich wusste, dass wir beide an das gleiche dachten.
„Es tut mir leid.", murmelte ich.
„Was tut dir leid?" Remus klang verwirrt.
Ich nahm einen tiefen Atemzug. „Ich weiß, dass du mich magst. Das alles. Aber das gestern..." Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann das einfach nicht. Nicht mit dir. Es tut mir leid.", flüsterte ich.
Es wurde wieder still.
„Liegt es an mir?", frage er schließlich.
Ich schüttelte den Kopf. „Für dich kommt eines Tages jemand. Ganz bestimmt."
„Aber für dich doch auch.", unterbrach er mich.
„Nein." Ich machte eine Pause und drehte die Kette zwischen meinen Fingern. „Für mich nicht. Ich glaube nicht, dass ich irgendwann mal jemanden so liebe."
„Aber jeder kann das.", erwiderte Remus sofort.
„Eben nicht. So wie manche Frauen eben keine Männer lieben, so liebe ich... niemanden." Ich lächelte schief.Stille senkte sich wieder über die Lagerfeuerstelle, bis die Tür zu Hagrids Hütte aufflog.
„Tee!", brummte er.
Gefolgt vom Rest der Gruppe trampelte er die Treppe nach unten. Ich reichte eine der Tassen mit Brennesseltee an Remus weiter und drückte meine kalten Hände an eine Eigene.
„Ou yeah, Graswasser.", hörte ich Peter murmeln.
Hagrid hob seine eimergroße Tasse. „Auf Hogwarts!", verkündete er euphorisch.
„Hagrid, du willst nicht ernsthaft mit Tee anstoßen?", fragte Marlene irritiert.
„Doch!"
Grinsend klopfte ich mit meiner Tasse gegen seine. „Auf Hogwarts."
„Auf Hogwarts!"
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Kelpie || HP/Rumtreiber FF
Fanfic„Weißt du, machmal will ich einfach keine Hexe mehr sein. Ich wäre lieber einer von ihnen." ▪︎▪︎▪︎ Das sechste Schuljahr der Rumtreiber beginnt und natürlich nicht nur für sie. Auch für ihre Stufenkameradin Freya. Für sie, wie immer nur purer Stress...