Ich wäre sogar lieber mit Lily Evans in einem Kurs, als mit den drei Chaoten. Man konnte von Slytherins halten was man wollte, aber sie hatten Respekt vor harter Arbeit und Klugheit. Ganz im Gegensatz zu denen. Das waren die, die einem freundlich erklärten, man wäre ein Streber, wenn man eine richtige Antwort gab. Wie die es bisher durch sämtliche Schuljahre geschafft hatten, war mir schleierhaft. Und wie die noch lebten auch. Irgendwann in der vierten hatten Black und Potter eine Wette abgeschlossen, dass sie es schaffen würden, aus einem der Turmfenster auf einen Besen zu springen.
Long story short: Potter hatte seinen Besen verfehlt und war fast gestorben. Er hatte sage und schreibe sechs Wochen im Krankenflügel verbracht. Das schlimmste an der Geschichte? Er hatte es danach erzählt, als wäre es eine großartige Leistung gewesen. Jedem, der nicht schnell genug aus seiner Reichweite geflüchtet war, hatte er unter die Nase gerieben, dass er fast gestorben wäre. Sympathisch? Nicht?Aber zum Glück hatte gerade Potter Pflege magischer Geschöpfe abgewählt. Den hätte ich vermutlich nicht ausgehalten. In Verbindung mit Black steigerte sich seine Nervigkeit und Ignoranz nämlich ins exorbitante.
Kesselbrand klatschte in die Hände. „Gut, dann sind wir komplett. Es freut mich, euch alle gesund und munter wiederzusehen. Hoffentlich habt ihr über die Ferien nicht alles wieder vergessen, denn ihr wollt ja denke ich eure UTZs hier schreiben."
Ein leises murmeln lief durch die Klasse. „Also ich hab keinen Plan mehr.", flüsterte Marlene. Ich verdrehte die Augen.
„Ich hab euch mal was zur Wiederholung mitgebracht."
Kesselbrand zog sich ein Paar Drachenlederhandschuhe über und hob den Deckel von der Kiste. Schon an den kleinen, bunten Spitzen, die nach oben über den Rand hinausschauten, erkannte ich, was es war. Er hob eine ziemlich große Schnecke aus der Kiste und hielt sie so, dass jeder sie sehen konnte. Ihr Schneckenhaus war bunt gemustert, von gelb über blau zu lila. Wo ihr Körper Kesselbrands Handschuhe berührte, hinterließ sie eine grüne Art Schleim.
„Nun denn. Wer kann mir sagen, was ihr hier seht?"
Die Blicke, die vorher auf der übergroßen Schnecke gelegen hatten, wichen jetzt sehr plötzlich aus. Auf den Boden, die eigenen Hände, die Bäume und sonst wo hin. Auch ich richtete meinen Blick ins Ungewisse. Natürlich wusste ich, was das war. Ich wusste das sogar sehr genau, aber ich würde mich sicher nicht melden und mich vielleicht vor den anderen zum Affen machen.
„Haben sie alle schon gedanklich abgeschaltet? Noch im Ferienmodus?"
Alice hob langsam die Hand. Ich atmete erleichtert auf. „Ein Streeler?"
„Genau. Aber ein bisschen mehr bitte. Die Streeler haben wir schon vor einer ganzen Weile ausführlich behandelt. Miss Winter? Sie vielleicht?"
Jedes Mal. Jedes Mal war ich seine Notoption, wenn sonst keiner weiterwusste. Na super. „Der Streeler ist eine Schneckenart aus Afrika, wird aber inzwischen auch in anderen halbwegs warmen Regionen gezüchtet. Das Muster auf seinem Haus wechselt in etwa stündlich die Farbe. Das Exemplar hier ist ein Weibchen, zu erkennen an der dünnen blauen Linie seitlich am Körper. Wenn sie kriechen, sondern sie eine giftige Flüssigkeit ab, die die Kleinvegetation im Umkreis von etwa fünfzehn Zentimetern absterben lässt. Auch Tiere oder andere Tierwesen können von dem Sekret sterben. Außerdem ist es ätzend, weshalb man im Umgang mit ihnen Handschuhe tragen sollte. Ansonsten sind sie recht friedfertige Tierwesen." Die ganze Zeit, während ich die primitivsten Informationen über die Schnecke heruntergeleiert hatte, hatte ich meinen Blick nicht von ihrem schillernden Haus und den dünnen, sich bewegenden Fühlern abgewandt.
„Streberin.", hörte ich jemanden hinter mir flüstern, der sich verdächtig nach Black anhörte. Ich hätte ihm gerne eine gescheuert.
„Goldrichtig. Fünf Punkte für Ravenclaw. Mr Black, sie können mir doch sicher sagen, wofür das Sekret eines Streelers verwendet wird, oder?"
„Um jemanden zu vergiften?" Wahrscheinlich sollte es cool sein. Oder lustig. War es nicht. Ich warf einen Seitenblick zu Marlene, ob ihre Mundwinkel zuckten, aber sie behielt ihr Pokerface.
„Wenn sie sehr sadistisch veranlagt sind, ja, aber da gibt es deutlich bessere und billigere Gifte für diese Zwecke."
Warum wusste der das bitte nicht? Das stand klar und deutlich im Buch. Sowas konnte man sich doch merken.Den Rest der Stunde erklärte er uns, woran man an der Schleimspur erkennen konnte, wohin ein Streeler gekrochen war und warum er so schädlich für fremde Vegetationen war. Das meiste davon wusste ich ohnehin schon. Die paar Dinge, die auch mir neu waren, schrieb ich zusammengequetscht an den Rand meines Buchs. Damit war ich aber auch die einzige, denn niemand sonst machte sich Notizen.
Nach der Stunde, während der Rest der Klasse die Lichtung schon verlassen hatte, winkte mir Kesselbrand noch zu, dazubleiben. Ich warf Marlene einen fragenden Blick zu und er nickte. Das bedeutete dann wohl, dass sie bleiben durfte. Vorsichtig verfrachtete er die Schnecke zurück in die Kiste, dann wandte er sich mir zu.
„Ich würde gerne im Laufe des Schuljahres mit ihnen die Kelpies durchnehmen. Hagrid meinte, dass sie da ganz gut informiert wären, was die Tragzeit der Stute angeht."
Ich starrte in Richtung des schwarzen Sees. „Die Stute kommt nicht mehr an die Oberfläche, bis sie geworfen hat. Dunar werden die auch nicht für mehr als eine halbe Stunde von ihr wegbekommen, also würde ich noch warten bis sie geworfen hat.", sagte ich dann langsam.
„Und wann denken sie, dass das der Fall sein wird?"
Ich zog den Kalender aus meiner Umhängetasche. „Wissen wir nicht so genau, aber ich kann ihnen den Kalender abschreiben, falls sie den brauchen."
„Wenn sie das machen würden, wäre das großartig. Kelpiefohlen wäre natürlich auch ideal."
Ich nickte nur und wandte mich zum Gehen.
„Miss Winter? Lassen sie sich von den drei Gryffindors nicht verunsichern. Sie sind eine gute Schülerin, zumindest hier bei mir. Die Angst vor der Blamage sollte sie nicht zurückhalten."
Abwesend nickte ich wieder und schloss zu Marlene auf. Zumindest hier bei mir. Ja. Dass ich in sämtlichen anderen Fächern ziemlich grottig war, konnte er ja nicht wissen.„Ich geh noch mal zu Hagrid. Nach den Hippogreifen schauen. Willst du mit?", fragte ich Marlene, während wir aus dem Wald liefen.
Sie winkte ab. „Lass mal. Die Geschichte, wie dir einer von denen die Krallen über den Rücken gezogen hat, reicht mir."
Ich zuckte die Schultern. „Das war meine Schuld. Ich hab mich nicht richtig angenähert."
„Du sagst immer, dass es deine Schuld ist, auch wenn es das gar nicht ist. Du hast auch gesagt, dass es deine Schuld ist, dass ich ein Annehmbar und kein Ohnegleichen in Pflege Magischer Geschöpfe bei den ZAGs hatte. Weil du mich angeblich beim Lernen überordert hättest."
„Ist doch auch so. Hättest du ohne mich gelernt, wärst du viel besser gewesen."
„Ohne dich hätte ich vollends verschissen."
Unsere Wege trennten sich.
„Bis später!", rief sie und machte sich auf den Weg nach oben zum Schloss, während zu Hagrids Hütte abdrehte.
![](https://img.wattpad.com/cover/257771434-288-k887104.jpg)
DU LIEST GERADE
Kelpie || HP/Rumtreiber FF
Fanfic„Weißt du, machmal will ich einfach keine Hexe mehr sein. Ich wäre lieber einer von ihnen." ▪︎▪︎▪︎ Das sechste Schuljahr der Rumtreiber beginnt und natürlich nicht nur für sie. Auch für ihre Stufenkameradin Freya. Für sie, wie immer nur purer Stress...