𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟓, 𝐦𝐮𝐝𝐛𝐥𝐨𝐨𝐝

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„He, Zissy!", rief Andromeda ihrer kleinen Schwester nach.

Narzissa drehte ihren Kopf so ruckartig um, dass ihre langen, blonden Haare wie eine Peitsche durch die Luft schwangen. Es war später Nachmittag, und im Innenhof von Hogwarts warf die schon recht tief stehende Sonne warmes Licht zwischen die Säulen, doch die Luft war frisch und eine leichte Windbrise ließ die langen Haare der Mädchen wehen.

Mit strammen Schritten eilte Andromeda auf Narzissa zu, einen Brief in der Hand. „Bella hat eine Eule geschickt. Sieh mal, sie schreibt, sie habe in den Weihnachtsferien ein Treffen mit dem Dunklen Lord, nach meinem siebzehnten Geburtstag. Er möchte sie endgültig bei ihnen aufnehmen, ihr das Dunkle Mal auftragen. Und Bellas Hochzeit ist schon für Samstag in vier Wochen geplant."

„Das ist doch schön", sagte Narzissa ungerührt. Schon lange wusste Andromeda, dass Zissy nicht mehr die kleine, naive Schwester war, die alles von Bella und ihr abguckte. Sie war jetzt fast fünfzehn, wuchs zu einer begabten Hexe heran und bildete sich ihre eigene Meinung. Nur leider nicht die, die Andromeda vertrat. „Dem Dunklen Lord wird es sehr gefallen, dass sie nicht davor zurückschreckt, zu töten", meinte Zissy zufrieden. „Sie wird groß rauskommen, denke ich. Und ich werde stolz sein, eine solch wichtige Schwester zu haben. Du etwa nicht?" Aus großen, blassblauen Augen schaute sie zu Andromeda hoch.

„Klar bin ich stolz", sagte diese. „Aber ich bin einfach der Meinung, dass das alles zu schnell geht ... ich würde dem Dunklen Lord nicht trauen. Er ist ein hervorragender Okklumentiker. Er könnte Bellatrix reinlegen, sie ausnutzen ..."

„Ach, das tut er bestimmt nicht. Er war so begeistert von ihr, er hat wahrscheinlich seine treueste Dienerin in ihr gefunden. Und wie sie schon immer von ihm spricht! Bella muss ihn sehr toll finden und respektieren, wenn sie in solch hohen Tönen über ihn redet."

„Dann komme ich mit." Andromeda setzte sich in Bewegung, ihre Schuhe hinterließen klackernde Geräusche auf dem kalten Stein, ihr Blick ging in die Ferne bis zu der untergehenden Sonne, die langsam hinter den Bergen des Fjords verschwand.

„Wohin?", fragte Narzissa und sorgte schnell dafür, dass sie hinter ihrer großen Schwester herkam, welche hastig und steif mit wehenden Haaren in die Tiefen des offenen Korridors verschwand.

„Zu dem Treffen. Du weißt schon, von Voldemort und Bellatrix. Ich möchte sehen, was er mit ihr macht. Schließlich ist sie immer noch meine Schwester, und Mum und Dad scheinen sich nicht um ihr Wohlergehen zu kümmern, sondern eher um die Ehre unserer Familie."

„Für mich klang es bis jetzt wirklich so, als wärest du gegen Bellatrix' Vorhaben und ihr Todesserdasein." Narzissa blickte Andromeda prüfend an, in dem Versuch, mit ihren immer noch kürzeren Beinen hinter ihr her zu kommen.

„Bin ich ja auch", gab Andromeda verkniffen zurück. Sie wollte es nicht offen zugeben, aber ehrlich gesagt fand sie Bellas Idee die kopfloseste und dümmste, die man haben konnte. „Verstehst du nicht? Bella ist unsere Schwester – wir haben unsere ganze Kindheit mit ihr verbracht. Sie kann sich jetzt nicht einfach in tiefdunkle Geschäfte verwickeln und sich völlig unvorbereitet einem solch grausamen Zauberer anschließen. Zissy – dieser Voldemort tötet aus Spaß, das ist völlig ... hirnlos! Und das nur für ein bisschen Blutausgleich."

„Bellatrix wird schon wissen, was sie tut, Dromeda. Du solltest dir darüber keine Sorgen machen, schließlich hat sie schon sieben erfolgreiche Jahre Hogwarts hinter sich – und hat Talent. Wenn der Dunkle Lord das sagt, dann wird das schon stimmen."

Die beiden Schwestern bogen um eine Ecke, die tiefer ins Schloss führte. Hier war es noch dunkler, nur ein paar Fackeln gaben ein dämmriges Licht im Korridor. Andromeda wollte Narzissa gerade erregt wiedersprechen, als sie plötzlich mit der Schulter gegen etwas Hartes prallte und ins Straucheln geriet.

„Was zum –?" Ruckartig drehte sie den Kopf in die Richtung, aus der der Stoß gekommen war. Sie zog blitzschnell ihren Zauberstab und flüsterte: „Lumos".

Grelles Licht erhellte den Gang und Andromeda konnte ganz genau erkennen, wer sie da gerade angerempelt hatte: Edward Tonks, sie blickte direkt in seine blauen Augen, das flackernde Licht der Fackeln brachte seine Gesichtskonturen noch besser zum Vorschein. Tonks lächelte entschuldigend.

„Sorry, hab euch nicht gesehen", sagte er und sein linker Mundwinkel zuckte noch weiter nach oben, als er Narzissa sah, welche sich verärgert den Dreck vom Umhang klopfte.

„Du dreckiges Schlammblut!", schimpfte sie. „Kannst du nicht aufpassen?"

„Jaah, Entschuldigung", verteidigte Tonks sich. „Ihr hattet einen zügigen Gang drauf, man bräuchte schon außerordentlich gute Reflexe, um euch auszuweichen."

„Nun, die hast du anscheinend nicht –", setzte Narzissa an, doch Andromeda drehte sie an der Schulter um und marschierte, ohne Tonks eines weiteren Blickes zu würdigen, in den dunklen Korridor hinein.

Sie spürte seinen belustigten Blick im Nacken.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt