𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐𝟓, 𝐣𝐮𝐬𝐭 𝐥𝐢𝐤𝐞 𝐚𝐧 𝐚𝐧𝐠𝐞𝐥

218 17 1
                                    

Andromeda trat durch die schwere Flügeltür auf die Marmortreppe hinaus und schaute sich um. In ein paar Sekunden würde sie bei Ted sein, denn inzwischen war sie volljährig geworden und hatte somit die Befugnis, zu apparieren.

Wie bei dem Treffen mit dem Dunklen Lord vor zwei Wochen glitzerte der Schnee im Mondlicht und es war so kalt, dass Andromedas Atemwolke vor ihr in die Luft stieg. Sie schaute noch einmal nach oben, die aufwendig gemauerte Steinwand hoch und musste feststellen, dass in Bellas Zimmer das Licht ausgegangen war. War sie etwa schon aufgebrochen, um Voldemort zu treffen?

Nachdem Andromeda ein paar Sekunden die eiskalte Nachtluft eingeatmet hatte, die ihr Inneres förmlich gefrieren ließ, schloss sie ihre Augen und stellte sich ganz genau den Ort vor, den sie mit Ted vor den Ferien ausgemacht hatte. Die beiden hatten sich keine Eulen geschickt, da es zu riskant gewesen wäre, wenn Cygnus oder Druella sie – wie auch immer – abgefangen hätten. Ted hatte Andromeda versucht zu erklären, wie ein Muggeltelefon funktioniert, doch sie hatte es nicht verstanden. Auch wollte sie sich nicht die Mühe machen, extra in eine dieser roten Londoner Telefonzellen zu apparieren, nur um an dem Telefonieren zu scheitern. Dann traf sie Ted lieber persönlich.

„Eisbahn ... Eisbahn ...", murmelte Andromeda vor sich hin, während sie sich den Ort wie ein Bild vor Augen vorstellte. Eisbahn ... Eisbahn ... ging es ihr durch den Kopf. Und sie spürte, wie eine unsichtbare Macht sie anhob und ihr die Luft aussaugte. Immer noch mit geschlossenen Augen ruderte sie mit den Armen um sich, versuchte, Halt zu finden, doch sie war gefangen in diesem Strudel ... er erdrückte sie ... sie bekam keine Luft mehr ... ihr Gehirn schrumpfte gefühlt auf Erdnussgröße, sodass sie nicht mehr denken konnte ...

Endlich spürte sie festen Boden unter sich, hatte immer noch die Augen geschlossen und wusste deshalb nicht, wo sie gelandet war ... ihre Knie gaben nach und sie wäre beinahe auf harten Boden gefallen, als eine Hand ihre geschwungene Hüfte packte und sie hielt.

Erschrocken öffnete Andromeda ihre Augen und guckte direkt in die Himmelblauen von Ted, die sie die ganzen Weihnachtsferien lang so vermisst hatte. Er lächelte sie an. „Hat wohl noch nicht ganz so gut geklappt, Blackie", sagte er und fuhr sich durch die blonden Haare, die andere Hand immer noch an Andromedas Hüfte, aus Angst, sie könnte wieder hinfallen. „Aber trotzdem herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag und Frohe Weihnachten und ein Schönes Neues Jahr."

„Danke", sagte Andromeda grinsend, konnte ihn nicht aus den Augen lassen. Sie war so abgelenkt von Teds Körpernähe, dass sie peinlicherweise kein Wort hervor bringen konnte. Warum wurde sie jedes Mal aus der Bahn geworfen, wenn er ihr so nah war? Rasch strich sie sich ein paar verirrte, hellbraune Haarsträhnen hinter das Ohr, um bloß nicht in seine Augen gucken zu müssen. Stattdessen schaute sie sich den Ort an, wo die beiden sich befanden. Eine Eisbahn war anscheinend eine riesige Halle, die Andromeda vom Dach her ein wenig an die Gewächshäuser in Hogwarts erinnerte. Eine spiegelglatte, platinweiße Eisfläche war von hellblauem Licht erleuchtet, welches aus dem Nirgendwo zu kommen schien. Andromeda sah nämlich keine Lampen. Anscheinend hatten die Muggel doch etwas Magisches an sich.

„Hier habe ich jeden Winter in meiner Kindheit verbracht", sagte Ted. „Das machen Muggel so. Sie binden sich diese Schuhe – Accio Schlittschuhe –", ein paar weiße Schuhe mit Kufen flogen in seine Hände – „an die Füße und fahren mit ihnen auf dem Eis herum."

„Da klingelt nichts bei mir", sagte Andromeda. „Ich habe solche komischen Schuhe noch nie in meinem Leben gesehen. Kann man die einfach anziehen?"

„Klar", meinte Ted. „Wie alles andere auch. Nur dass sie – nun ja – Kufen an den Sohlen haben."

„Komische Muggelerfindung", murmelte Andromeda, als sie sich schwerfällig in ihre Eiskunstlaufschuhe hinein zwängte. Aus dem Augenwinkel erkannte sie erst jetzt, dass Ted seine schon längst angezogen hatte. Sie schnürte die Schnürsenkel zu und richtete sich mit wackeligen Beinen auf.

„Darauf musst du dich jetzt irgendwie fortbewegen", sagte Ted. „Komm mit." Er packte sie etwas grob am Arm und Andromeda versuchte, nicht zu stolpern. Wegen der Kufen fühlte es sich so an, als würde sie fliegen, einfach weil sie sich mehrere Zentimeter über dem weichen, schwarzen Boden befand. Doch ihre Knöchel drohten jeden Moment, mit einem Kracks! durchzubrechen.

„Ted, warte!", schnauzte sie, als Tonks schon auf die leere Eisfläche gestürmt war und elegant auf ihr entlang glitt – bei ihm sah es tatsächlich so aus, als würde er schweben. Er erinnerte Andromeda an einen hübschen Engel, der seine Runden zog und sie verschmitzt anlächelte.

„Brauchst du Hilfe?", fragte er belustigt, als Andromeda schwerfällig über die Schwelle trat. Sie hatte gerade einen Fuß aufs Eis gesetzt, da rutschte dieser auch schon weg und sie musste sich linkisch an der Brüstung festhalten. „Nein –", sagte sie steif. „Alles gut."

Ted zog amüsiert eine Augenbraue hoch. Im blauen Licht wirkte sein Gesicht hell und erleuchtet ... wie ein Engel halt.

Andromeda setzte nun ihren zweiten Fuß aufs Eis und kam sich nun ziemlich inkompetent vor. Das Eis war tausendmal rutschiger und glatter als der Boden, auf dem sie sich eben noch befand. Warum zum Teufel denken Muggel sich so einen Scheiß aus?, ging es ihr panisch durch den Kopf.

Sie schlitterte nicht mehr als ein paar Meter, denn schon verlor sie das Gleichgewicht. Ungeschickt ruderte sie mit den Armen, in dem Versuch, Halt zu finden, fand aber keinen; sie sah es schon kommen, bestimmt würde sie sich den Po brechen –

Doch natürlich hatte sie nicht mit Ted gerechnet, der blitzschnell reagierte und sie auffing, bevor sie auf dem harten Eis aufschlagen konnte. „Ja ja", sagte er grinsend. „Alles gut, würde ich mal sagen."

Andromeda schluckte. Sie spürte seine warme Hand an ihrem Rücken und ihre hatte sie instinktiv an seinen Kragen gelegt, wie um sich fest zu klammern. „Danke", flüsterte sie, bezweifelte allerdings, dass Ted es gehört hatte. Denn er nahm sofort ihre Hand und zog sie wieder auf die Beine, sodass sie gerade stehen konnte. „Versuch es am besten nochmal", sagte er. „Übung macht den Meister."

„Oh – Ted, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist –"

„Doch, das ist es." Und ehe Andromeda weiter protestieren konnte, zog er sie an der Hand mit sich und sie konnte nicht anders als ihm zu folgen. Er wurde immer schneller und schneller, Andromeda quiekte erschrocken auf, als er eine haarscharfe Drehung machte, Ted lachte herzlich und drehte sich Andromeda zu, immer noch Hand in Hand mit ihr. „Schneller?", fragte er aufgeregt.

„Huh – also, mir reicht dieses Tempo wirklich – danke der Nachfrage –" Doch Andromeda geriet wieder in Schwung und Ted zog sie hinter sich her, sodass ihre langen Haare im Fahrtwind wehten.

Die beiden Schuhe von ihr entschlossen sich auf einmal, in zwei verschiedene Richtungen zu schlittern, wodurch sie ausversehen eine Drehung machte und wieder in Teds Armen landete. Sie schaute kurz in die schönen Augen, die in der Nacht azurblau wirkten. „Bist du kitzelig?", fragte er plötzlich.

„Ich? Auf keinen Fall!", sagte Andromeda automatisch. Diese Lüge hatte sie seit ihrem sechsten Geburtstag einstudiert, da sie in Wirklichkeit eine Person war, die bei jeder kleinsten Berührung los kicherte.

„Das werden wir ja noch sehen." Ted grinste breit. Ganz klar, er merkte, dass sie nicht die Wahrheit sagte.

Aber das war Andromeda in diesem Moment egal. Hauptsache, sie konnte seine warme Hand an ihrem Rücken spüren und in seine azurblauen Augen gucken. Dafür würde sie sich sogar qualvoll durchkitzeln lassen.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt