𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 38, 𝐚 𝐥𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐭𝐨 𝐧𝐚𝐫𝐜𝐢𝐬𝐬𝐚

204 18 0
                                    

Du wirst sie nie wieder sehen", hallte die strenge Stimme von Druella Black in den nächsten Tagen immer wieder in Andromedas Kopf. Sie hatte es wirklich getan. Sie war verbannt worden und würde nun nie mehr ein Wort mit Narzissa oder Bellatrix wechseln können.

Bei dem Streit auf der Wiese war sie so wütend gewesen und ist vollkommen ausgerastet, weshalb sie nicht darüber nachgedacht hatte. Sie hasste Bellatrix abgrundtief dafür, dass sie Ted gefoltert hatte und sie hasste Narzissa dafür, dass sie sich auf Bellas Seite geschlagen hatte. Immer wieder sagte sie sich, dass es Voldemorts Schuld war, dass Bellatrix so wahnsinnig geworden ist, aber dann ging ihr durch den Kopf, dass sie selber ohne den Einfluss des Dunklen Lords ebenfalls verbannt worden wäre.

Stundenlang las sie in ihrem Bett im Schlafsaal und vergaß glatt, dass Ted sie dort ja nicht besuchen konnte. Sie lag einfach nur da, war viel zu geschockt und traurig, um zu weinen, und starrte die gegenüberliegende Wand an.

Narzissa dagegen hatte die Tränen nicht zurück halten können und ließ sich ebenfalls nicht bei den Mahlzeiten in der Großen Halle oder im Gemeinschaftsraum der Slytherins erblicken. Genauer gesagt hatte sie es nicht mehr in Hogwarts aushalten können und war zu Cygnus und Druella gereist, was Andromeda nicht verstehen konnte. Ihre Eltern waren die letzten Leute, die sie gerne zu Gesicht bekommen würde. Sie dachte an Druellas zerbrochenen Ausdruck, als Bellatrix lauthals von Teds und Andromedas Beziehung herum posaunt hatte, und dann an den wütenden Blick von Cygnus. Sie waren beide davon ausgegangen, dass Andromeda genauso „vernünftig" sein würde wie Bella und Zissy, doch da hatten sie sich wohl getäuscht.

Man wusste nicht, was in ihren Köpfen vor ging, als sie Andromeda aus dem Haus schmissen. Tat es ihnen leid? Druella hatte ebenfalls feuchte Augen bekommen, Cygnus war purpurrot angelaufen. Konnte es sein, dass sie diese Entscheidung irgendwann rückgängig machen würden, wenn sie herausfanden, dass der Verlust einer Tochter doch ein zu großer Schock für sie war?

Andromeda wusste nicht, ob sie das gut oder schlecht finden sollte.

Einerseits war sie traurig, dass sie ihre Familie nie wiedersehen würde, andererseits überwog die Wut alle anderen Gefühle. Warum mussten sie auch so dumm sein und all diesen rassistischen Kram glauben? Warum? Wieso strengten sie nicht ihre eigenen Gehirne an und verstrickten sich nicht noch mehr in die dunklen Künste? Dies fand Andromeda noch schlimmer als die Tatsache, dass sie verbannt war.

Doch den letzten Blick, den Narzissa und sie ausgetauscht hatten, ließ ihr Herz immer wieder von neuem zerbrechen. Sie vergaß immer, dass Zissy zwei Jahre jünger war als sie und bestimmt nicht so gut um die Verbannung herum kommen würde wie Andromeda persönlich. Sie ist bestimmt furchtbar traurig, ging es Andromeda durch den Kopf. Immer war Narzissa diejenige gewesen, die nicht genau wusste, ob sie sich auf Bellas oder Dromedas Seite stellen sollte. Sie verabscheute die Muggelstämmigen, war sich allerdings im Klaren darüber, dass sie die drei Schwestern unbedingt zusammen halten wollte. Nur leider hatte genau dies nicht geklappt. Andromeda war weg, für immer und ewig.

Genau diese Andromeda saß nun in ihrem Bett und dachte an ihre kleine Schwester, welche in diesem Moment bestimmt weinte und einfach ihre alte Schwester wieder haben wollte. Die Andromeda, mit der sie früher, bevor Voldemort kam, immer Spaß gehabt hatte. Deshalb beschloss Andromeda kurzerhand, ihr einen letzten Brief zu schreiben. Sie holte sich Pergament und Federkiel und schlurfte zu ihren Schreibtisch. Wie ein träger Elefant ließ sie sich auf dem Stuhl nieder.

Mit leeren Augen starrte sie auf das Blatt. Sie hatte so viel zu sagen, so viele Sachen schwirrten in ihrem Kopf herum, und doch wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte. Wieso muss mein Leben nur so kacke sein?, ging es ihr durch den Kopf.

In all der Verzweiflung fing sie an zu schreiben:

Liebe Zissy,

ich weiß nicht, ob du diesen Brief überhaupt lesen willst oder ob es dir komplett egal ist, was aus uns wird. Ich komme jedenfalls nicht darüber hinweg, mich noch einmal richtig von dir zu verabschieden. Das ging alles viel zu schnell. Und ich weiß, dass es ein großer Schock für dich war, mich und Ted zusammen zu sehen, aber so ist das nun mal. Ich würde Ted nie verlassen, nicht für alles Gold in der Welt. Ich musste mich zwischen euch und ihm entscheiden und gebe zu, dass ich hirnlos gehandelt habe. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen und es tut mir leid, dass es nicht die ist, die du nehmen würdest. Naja, vielleicht wirst du eines Tages verstehen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Höre am besten nicht auf den Dunklen Lord, sondern höre immer auf dein Herz. Voldemort bringt nur Schrecken und Krieg, früher oder später seid auch ihr in Gefahr. Ich möchte dir damit keine Angst machen, ich wollte dich nur warnen. Und auch wenn das bei unserem letzten Streit nicht so rübergekommen ist: ich liebe dich immer noch und du wirst immer meine kleine Schwester bleiben, mit der ich früher das Besenfliegen erlernt habe. Eine Träne fiel auf das Blatt und ließ die Tinte verschwimmen, denn Andromeda erinnerte sich an all die sonnigen Kindheitstage, die sie mit Zissy und Bella verbracht hatte. Sie erinnerte sich an das fröhliche Gelächter, welches jeden Tag die Eingangshalle entlang schallte, immer, wenn sie ihren Eltern mal wieder einen Streich gespielt hatten. Wie in Trance schrieb sie die letzten Worte. Ich hoffe, du hast noch ein schönes Leben und bringst Bella zur Vernunft,

deine Dromeda

Mit zitternden Fingern hörte sie auf zu schreiben. Sie hatte gar nicht mitgekriegt, wie stumme Tränen ihre Wangen hinunter liefen. Rasch schickte sie eine Eule ab und machte sich auf den Weg nach draußen, um mit Ted ein wenig frische Luft zu schnappen. Er war der einzige Grund, warum sie sich dazu entschied, das Bett zu verlassen.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt