𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟒, 𝐭𝐡𝐞 𝐰𝐞𝐝𝐝𝐢𝐧𝐠

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Eine halbe Stunde später, als sie sich alle ausführlich am Büffet bedient hatten, war es endlich Zeit für die Trauung. Andromeda hatte schon befürchtet, Bellatrix würde sich in ihrem Ankleidezimmer zu Tode langweilen. Aber sie wusste, dass ihre große Schwester gerade aufgeregt mit ihren Stöckelschuhen auf und ab ging, in dem Versuch, all ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Das spürte Andromeda, denn die Stimmung, als alle ihre Plätze vor dem geschmückten Podium einnahmen, war ebenso gespannt und erwartungsvoll.

Sie kam als Schwester der Braut nach ganz vorne, neben ihr saß Narzissa, direkt am Gang nahmen ihre Eltern Cygnus und Druella Platz. Noch nie hatte Andromeda ihre Mutter mit einer solch angespannten, allerdings auch freudigen Miene gesehen. „Das wird schon", sagte sie zu Cygnus und drückte kurz seine Hand, was Andromeda unglaublich süß fand. Ihre Eltern zeigten sonst nur selten ihre Liebe zueinander, aber wenn sie es dann doch taten, war es ein Geschenk des Himmels für ihre Töchter, die sich nun anlächelten.

Die Vögel zwitscherten immer noch, als Rodolphus Lestrange sich unter den Kranz aus schwarzen Rosen stellte. Er war wirklich sehr attraktiv, wie Andromeda erneut feststellen musste: muskulöser Körperbau, weiße Zähne und goldbraune, ordentlich frisierte Locken.

Bellatrix konnte kommen.

Und sie kam. Die Flügeltüren des Hauses gingen auf, und das erste, was Andromeda ins Auge fiel, war Bellas Kleid, welches bis zum glänzenden Marmorboden reichte und wie schneeweiße, flüssige Schokolade an ihrer schlanken Figur herunter lief. Es bildete einen sehr passenden Kontrast zu den tintenschwarzen Haaren, auf denen eine ebenfalls weiße Schleppe prangte. Bellatrix schritt wie eine Königin die Treppenstufen hinunter, ohne auch nur darauf achten zu müssen, nicht zu stolpern. Sie kriegte es einfach hin.

Alle Blicke der Zuschauer hingen an ihr, die Situation war wie eingefroren, jeder einzelne Zauberer und jede einzelne Hexe war damit beschäftigt, sich diese graziöse, wunderschöne Braut anzugucken.

In Druellas Augen bildeten sich Tränen und auch Andromeda spürte, wie ihre eigenen anfingen, zu prickeln. Denn sie erinnerte sich an all die glücklichen Kindheitstage, die sie mit Bellatrix verbracht hatte. Wie sie ihrer Mutter den Zauberstab geklaut hatten, wie sie jeden Sommer im nahen See schwimmen waren, oder wie sie mal heimlich einen Muggelspielplatz besucht hatten und sich über all die komischen Geräte gewundert hatten – Bellatrix hatte versucht, eine Reckstange als Besen zu benutzen ...

Und jetzt? Jetzt waren sie alle so alt, dass sie lieber mit ihren Freunden herum hingen ... und Bellatrix würde in wenigen Sekunden nicht mehr Black heißen, sondern Lestrange ...

Eine Träne kullerte Andromedas Wange herunter. Halb Freude, halb Traurigkeit.

Bella war nun vor dem Podium angekommen, hob ihr bodenlanges Kleid ein wenig hoch sodass sie die paar Treppenstufen meistern konnte. Rodolphus lächelte leicht, in seinen Augen sprühte die Gier wie Funken eines Feuerwerks. Er streckte die Hand aus, um Bella ganz hilfsbereit bei der letzten Stufe zu helfen.

Bellatrix nahm sich mit ihren feinen, weißen Handschuhen und stellte sich vor ihn. Nun fing ein kleiner, alter Mann mit dem Sprechen an. Andromeda hatte ihn noch gar nicht bemerkt, sie war so überwältigt von dem Kleid ihrer großen Schwester gewesen, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, dass es ja auch noch eine Rede geben würde.

Doch sie hörte dem Mann nicht zu, es interessierte sie nicht, was er für kitschiges Zeug zu erzählen hatte. Ihre Aufmerksamkeit galt Bellatrix, welche immer noch Rodolphus' Hand hielt, obwohl Andromeda wusste, dass sie selber nie auf diese Idee gekommen wäre. Bella zeigte nur Zuneigung zu Leuten, die sie wirklich liebte, und nicht zu einem Mann, den sie aus anderen Gründen als wahrer Liebe heiratete.

Sie schaute ihm zwar in die Augen, ihre Dunklen allerdings verrieten nichts über das, was in ihr vorging. Hatte sie wirklich realisiert, welch großer Schritt das in ihrem Leben war? Oder war es ihr egal und sie freute sich einfach darauf, in den Weihnachtsferien zum Dunklen Lord zu kommen?

Das konnte man bei Bellatrix nie wissen.

Denn nun senkte sie wieder etwas hochnäsig ihre schweren Augenlider, wie um zu zeigen, wer hier die Chefin im Hause war. Inzwischen hatte der Redner endlich aufgehört zu labern und sagte den letzten, entscheidenden Satz, den Andromeda von so vielen Hochzeiten kannte ...

„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Mr und Mrs Lestrange. Sie dürfen die Braut jetzt küssen", sagte er zu Rodolphus und nickte freundlich, bevor er sich zurück zog.

Rodolphus schien es kaum abwarten zu können, Bellatrix näher zu kommen, denn er nahm ihre zweite Hand und trat einen Schritt an sie heran.

Ohne zu lächeln, aber mit geschlossenen Augen, legte Bellatrix ihre weinrot geschminkten Lippen auf seine, und er küsste sie zärtlich zurück.

Unter der Familie Black und ihren Freunden brach Jubel aus. Druella heulte nun endgültig und auch Narzissa musste sich vorsichtig mit ihren schlanken Fingern über die Augen wischen.

Jetzt war es vollbracht. Sie hieß nun Bellatrix Lestrange ... Bellatrix Lestrange ... das klang gar nicht so übel ...

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt