𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟒0, 𝐛𝐥𝐨𝐨𝐝 𝐚𝐧𝐝 𝐚 𝐛𝐫𝐨𝐤𝐞𝐧 𝐰𝐢𝐧𝐝𝐨𝐰

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Der Krieg machte sich in der nächsten Zeit immer deutlicher bemerkbar. Dumbledore verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen in Hogwarts, und mit dem Sommer kamen immer mehr Anzeigen von vermissten Leuten oder umgebrachten Muggelfamilien.

Andromeda war noch nie glücklicher darüber, dass sie Ted hatte. Immer wieder brachte er sie zum Lachen, auch wenn sie das, was den meisten Leuten Halt und Sicherheit im Leben bringt, und zwar die Familie, gerade verloren hatte.

Nur wer hätte gedacht, dass ab diesem Dienstagmorgen sie diejenige sein musste, die Ted aufmunterte.

Die beiden kamen gerade vom Astronomieturm und liefen die steile Wendeltreppe hinunter. Sonne schien durch die Kirchenfenster und tauchte einzelne Treppenstufen in warmes Licht.

„Ted, warte!", sagte Andromeda kichernd und versuchte, hinter ihm her zu kommen. „Wieso musst du so schnell –"

Sie brach ihren Satz ab, denn Ted packte sie an der Hüfte und wirbelte sie lachend herum, sodass beide fast auf den kleinen Stufen ausrutschten. „Wir brechen uns alle Knochen!", meinte Andromeda und wurde jäh von Ted an die Wand gedrückt, sodass sie den kühlen Stein an ihrem Rücken spüren konnte. Lächelnd schaute sie in Teds Augen, welche vor Belustigung zu glühen schienen. Seine Wangen waren leicht gerötet und er grinste sie an, als er voller Sehnsucht seine Lippen auf ihre legte, doch Andromeda musste so doll kichern, dass aus dem Kuss nichts Richtiges wurde.

Trotzdem stand ihr ganzer Körper unter Strom und Ted machte sie so fiebrig und voller Adrenalin, dass sie glatt die Eule übersah, die es sich auf dem Fenstersims bequem gemacht hatte.

Ted zog die Augenbrauen zusammen und löste sich etwas außer Atem von Andromeda. Die Eule war schneeweiß und guckte ihn aus bernsteinfarbenen Augen an.

„Weißt du, von wem die sein könnte?", fragte er Andromeda, ohne das Tier aus den Augen zu lassen.

„Ich habe keinen blassen Schimmer." Die lustige Stimmung war hinüber, nun wirkten Andromeda und Ted nachdenklich. War es eine schlimme Nachricht, die so wichtig gewesen war, dass sie nicht mit den Eulen, die in die große Halle eintrafen, überbracht werden konnte? War etwa jemand gestorben?

Ted öffnete das Fenster und löste den Brief von dem drahtigen Bein der Schneeeule, dann, ohne den Blick von dem Papier abzuwenden, ließ er das Fenster wieder ins Schloss fallen und die Eule verschwand in den Weiten des hellblauen Himmels.

Stirnrunzelnd las Ted sich das Geschriebene durch ... und dann, urplötzlich, weiteten seine hellblauen Augen sich vor Schreck und auf seinem hübschen Gesicht bildete sich das größte Entsetzen ab, das Andromeda je bei ihm gesehen hatte. Es war wie eine klaffende Wunde.

„Nein", murmelte Ted. „Nein." Und dann sank er zu Boden, alle Selbstbeherrschung war aus deinen Gliedmaßen gewichen, er versuchte, sich an der Wand zu stützen, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen blonden Schopf in die zittrigen Hände zu legen. Der Brief segelte achtlos auf den Boden.

„Ted ...", sagte Andromeda mit schlimmer Vorahnung und nahm sanft seine Schulter. „Was – was steht darauf? Was ist passiert?" Ihre Stimme war fast nicht mehr zu hören, so heiser flüsterte sie.

Ted antwortete nicht, er hatte die Lippen leicht geöffnet und versuchte außer Atem, nicht mit dem Weinen anzufangen.

Langsam bückte Andromeda sich, ließ seine Schulter nicht los und hob den Brief auf. Besorgt las sie ihn sich durch: Sehr geehrter Mr Edward Tonks, wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir soeben die Leichen ihrer Eltern Hannah und Steward Tonks aufgefunden haben. Sie starben an dem Todesfluch, man ist sich ganz sicher, dass er bei diesem Verbrechen eingesetzt wurde, da keine Wunden oder Spuren einer Vergiftung aufzufinden sind. Sie kriegen unser höchstes Beileid.

Andromeda starrte Ted an, dessen Augen feucht waren. „Das –", sagte sie mit zittriger Stimme, „das kann doch nicht sein." Wieder guckte sie auf den Zettel, wie um sich zu vergewissern, ob das Gelesene wirklich stimmte. Leider hatte sie sich nicht vertan, und Ted auch nicht. Seine Eltern waren tot, für immer fort. Andromeda hätte nie gedacht, dass zwei Leute wie diese, die sich mit so viel Lebensfreude und Liebe um ihren Sohn gekümmert hatten, nun nicht mehr da waren. Sie würde kein einziges Wort mehr mit ihnen tauschen können, und Ted auch nicht.

„Ted ...", sagte sie vorsichtig und spürte, wie auch ihr Tränen in die Augen stiegen, obwohl sie seine Eltern erst einmal kennengelernt hatte. „Oh, Ted, das tut mir so wahnsinnig leid für dich." Sie rückte näher an ihn heran, um ihm verstehen zu geben, dass er nicht alleine war, und legte vorsichtig einen Arm um ihn. „Du kannst ruhig weinen", meinte sie, als Ted sich unauffällig über die Augen wischte.

Ted schaute auf, geradewegs an die gegenüberliegende Wand, und seine Augen verwandelten sich von traurigen Wasserbrunnen in eisartige Dolche. Plötzlich zeichnete Wut sein Gesicht ab und er ballte die Fäuste, spannte seinen ganzen Körper an, sodass er Andromeda wie ein Raubtier vorkam, kurz bevor es sich auf seine Beute stürzte. „Ich hasse ihn!", zischte er und eine Ader pulsierte rasch an seinem Hals.

„Ich auch", flüsterte Andromeda, denn es war gruselig, wenn Ted so die Beherrschung verlor.

„Es waren Todesser, zu hundert Prozent", murmelte Ted vor sich hin. „Scheiß Voldemort! Ich bringe ihn um!" Und dann sprang er auf, so schnell, dass Andromeda selbst mit ihren Quidditchreflexen seinen Bewegungen nicht folgen konnte, nahm eine Treppenstufe nach oben und schon raste seine Faust auf das Fenster zu. Mit einem lauten Klirren barst es und die Splitter fielen wie Hagel auf den Boden.

Ted holte zischend Luft vor Schmerz, denn Blut hing an den Glasscheiben und an seinen Fingerknöcheln, an seinem Arm.

„Ted –", sagte Andromeda warnend und versuchte, ihn zu beruhigen, doch er hörte nicht auf sie.

Stattdessen schlug er auf die Wand ein, immer wieder, bis sie raue Schürfwunden an seinen Fäusten hinterließ, doch er machte weiter, schien all seine Wut an ihr auslassen zu wollen – ihn schien nichts mehr zu kümmern, nichts mehr ging in seinem Kopf vor, er sagte nur: „Ich – bringe – ihn – um!"

„Ted!" Andromedas Ton war scharf geworden. „Hör bitte auf damit, du brichst dir noch den Arm!" Sie zog ihn schwerfällig von der Wand weg, doch er war wie ein wildes Biest, das nicht mehr zu bändigen war ...

Und Andromeda wusste, dass das Einzige, was dagegen half, eine Umarmung sein würde. „Komm her", sagte sie etwas sanfter und drehte ihn an der blutenden Schulter um. Dann legte sie die Arme um ihn, schloss die letzten Zentimeter zwischen ihnen, sodass sie wie Puzzleteile ineinander passten und sich mit gefühlt jedem Stück Haut berührten. Ted vergrub sein Gesicht in Andromedas schokoladenen Haaren, und sie spürte Tränen an ihr herunter laufen, wusste allerdings nicht genau, von wem sie kamen.

Ted zitterte und umklammerte sie ganz fest, wollte anscheinend nie mehr loslassen. Beruhigend strich Andromeda ihm über den harten Rücken, ließ ihn einfach zur Ruhe kommen.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt