𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐𝟒, 𝐮𝐧𝐟𝐨𝐫𝐠𝐢𝐯𝐚𝐛𝐥𝐞 𝐜𝐮𝐫𝐬𝐞𝐬

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In den nächsten Tagen, die Andromeda bei ihrer Familie verbrachte, gab es für Bellatrix endgültig kein anderes Gesprächsthema als Lord Voldemort. Der Dunkle Lord hier, der Dunkle Lord da, beim Frühstück, beim Abendbrot, bei den Schneeballschlachten im Garten ...

Sie sagte immer, sie müsse die drei unverzeihlichen Flüche so schnell wie möglich lernen, denn das verlangte der Dunkle Lord von ihr. Damit sie besser bei den Überfallen mitmachen kann. Deshalb musste man von nun an aufpassen, wenn man mit Bellatrix Lestrange in einem Haushalt wohnte. Immer wieder murmelte sie „Avada Kedavra!" vor sich hin oder „Crucio!", und richtete dabei den Zauberstab auf irgendwelche Pflanzen oder Spinnen im Herrenhaus.

Andromeda und Narzissa sahen dabei immer zu und probierten ein paar Scherzartikel aus, die sie in Hogsmeade bei Zonkos gekauft hatten. Zissy beobachtete das eigenartige Verhalten ihrer großen Schwester mit Genugtuung und einem Hauch Stolz, doch Andromeda wurde mit jedem unverzeihlichen Fluch, den Bella aussprach, angewiderter und besorgter.

Es schien Bellatrix nicht zu stören, dass jeden Moment irgendwelche Ministeriumszauberer hierher apparieren und sie festnehmen könnten. Denn wie der Name schon sagte, waren diese drei Flüche unverzeihlich.

Allerdings vermutete Andromeda, dass das Ministerium gerade genug zu tun hatte. In letzter Zeit verschwanden immer mehr Zauberer und Hexen auf mysteriöse Art und Weise, und kamen nie wieder zurück. Oder Leute starben.

Der Großteil der Bevölkerung hatte keine Ahnung, wer hinter diesen Angriffen steckte, oder dass dies die Anzeichen auf einen bevorstehenden Zaubererkrieg waren.

Die meisten Slytherins, darunter nun auch Yaxley, wussten jedoch, wem die vermissten und toten Leuten zuzuschreiben waren: Lord Voldemort. Und natürlich wusste Andromeda es auch. Im Gegensatz zu Narzissa oder ihren Eltern, die die ganze Sache locker hinnahmen, war sie besorgt darüber, was noch passieren würde. Denn Krieg hieß, dass auch die Seite, die ihn angefangen hatte, Verluste erleiden musste, auch wenn sie – laut Bellatrix' Erzählungen – „ganz bestimmt gewinnen" würde.

Um Bellatrix selber machte Andromeda sich die größten Sorgen. Denn sie hatte den unguten Verdacht, dass sie, in den Nächten, wo sie zu dem Dunklen Lord verschwand, auch zu den Angriffen beitrug. Und dass Bella eine Mörderin wurde, das wollte Andromeda auf keinen Fall. Wenn sie es nicht schon war.

Die einzige Ablenkung, die Andromeda von ihrer Familie hatte, war Ted Tonks.

An einem verschneiten Abend kurz nach Silvester waren die drei Schwestern gerade dabei, in Bellatrix' Zimmer herumzuhängen. Sie hatten es sich auf dem Himmelbett gemütlich gemacht, denn draußen war es so kalt, dass einzelne Haarsträhnen gefrieren konnten.

Der Kronenleuchter an den hohen, mit Stuck besetzten Decken gab ein warmes Licht von sich und erleuchtete die dunkelbraunen, polierten Möbel in Bellas Zimmer: ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch und eine Kommode, von der Andromeda wusste, dass Bellatrix dort ihre schwarzmagischen Gegenstände lagerte.

Crucio!", sagte Bella und zielte mit ihrem Walnussbaum-Zauberstab auf eine knochige Pflanze, die auf ihrem Nachttischchen stand. Die Pflanze war nicht beeindruckt.

„Können Blumen überhaupt gefoltert werden?", fragte Narzissa, bekam aber keine Antwort, denn Andromeda blickte Bellatrix unverwandt an. „Bella ... musst du das hier üben?"

Ihre große Schwester sagte nichts, senkte nur wieder hochnäsig die Lider und ließ ihren krummen Zauberstab zwischen ihren Fingern entlang tanzen. „Er will, dass ich es hinkriege. Und ich auch."

„Aber du könntest uns treffen!", sprach Andromeda das aus, was seit so vielen Tagen in ihrem Kopf herum lag. „Und außerdem ist es herzlos, einfach so Tiere zu töten oder zu foltern."

„Ich treffe euch schon nicht", meinte Bellatrix etwas zu gleichgültig für Andromedas Geschmack und hob resolut das markante Kinn.

„Das kannst du vorher ja nicht wissen."

„Der Dunkle Lord trainiert mich, ich werde doch wohl besser erkennen, wo ich hin ziele und wo nicht!"

„Der Dunkle Lord trainiert dich im Töten!"

„Ja und? Ist doch nicht schlimm. Abschaum muss halt weg."

Andromeda blieb fassungslos der Mund offen stehen. Hilfesuchend schaute sie sich zu Narzissa um, doch diese beäugte nur angestrengt eine neue Packung Bertie Botts Bohnen, als würde sie gar nicht zugehört haben.

„Okay", sagte Andromeda schnippisch und hievte sich aus Bellatrix' Bett auf. „Dann gehe ich halt."

„Wohin?" Nun wirkte Narzissa doch interessiert und ließ die Süßigkeiten aus der Hand fallen. Mit großen, blauen Augen, die nur ein paar Nuancen heller und farbloser waren als die von Ted, schaute sie zu Andromeda hoch, welche nun neben dem Bett stand.

„Ich treffe mich mit Rebecca und Hazel, sie wollten meinen Geburtstag nachfeiern", sagte diese und hielt Narzissas Blick stand.

„Nun gut", meinte Narzissa. „Bella, Mum hat uns gebeten, ihr noch etwas in der Küche zu helfen. Kommst du mit?"

Bellatrix' Gesichtausdruck war immer noch gelassen, als sie sagte: „Mach du nur. Ich habe noch ein Treffen mit dem Dunklen Lord."

„Davon hast du uns gar nichts erzählt!", sagte Narzissa. „Darf ich mitkommen?"

Wie bitte?", schaltete Andromeda sich nun ein. „Du willst noch mal zu ihm gehen?"

Narzissa zuckte die Achseln. „Ich habe ja nichts Besseres zu tun."

„Du kannst leider nicht mitkommen, Zissy", sagte Bella. „Wir haben schon alles abgesprochen und sind auf einer Mission ..."

Bockig verschränkte Narzissa die Arme vor der Brust.

Da Bellatrix nichts weiter sagte, sondern nur zu ihrer geliebten Kommode hinüber schlenderte, um sich ihre Sammlung anzugucken, und da die Stimmung gerade eh aufgeladen war, sagte Andromeda einfach: „Tschüss. Wir sehen uns", und verschwand durch die Tür, erleichtert, dass sie Ted wieder sehen konnte.

Außerdem wollte sie sich für das Geschenk von ihm bedanken. Eine kleine, niedliche Kuckucksuhr aus einem Muggelladen, denn so etwas hatte Andromeda in der Zaubererwelt noch nie zu Gesicht bekommen.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt