𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐𝟗, 𝐚 𝐟𝐥𝐚𝐬𝐡 𝐨𝐟 𝐠𝐫𝐞𝐞𝐧 𝐥𝐢𝐠𝐡𝐭

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Mit einem sagenhaft befreienden Gefühl landete sie auf festem Boden. Das klang schon mal gut, wenigstens waren sie nicht in irgendein Meer hinein appariert.

Ted kriegte es neben ihr hin, schwankend stehen zu bleiben. Er hustete röchelnd etwas Rauch aus, und auch Andromeda musste die Schicht Ruß, die sich in ihrer Lunge abgelagert hatte, erst mal weg kriegen. Schwer atmend lehnte sie sich an eine kühle Steinwand. Aha, sie befanden sich also in einem Haus.

„Danke", krächzte Ted, als er wieder einigermaßen Luft bekam.

„Keine Ursache", röchelte Andromeda. „Wo – wo sind wir hier?"

Ted schaute sich um. Sie befanden sich unter dem Dach eines Fachwerkhauses, besser gesagt in einem Schlafzimmer mit Doppelbett, hölzernem Kleiderschrank und Blümchenvorhängen.

„Wir sind noch in Hogsmeade", schlussfolgerte er.

„Woher willst du das wissen?"

„Hörst du nicht?", fragte Ted.

Andromeda lauschte. Tatsächlich – von draußen ertönten die gleichen Schreie und das gleiche Fenstergeklirre wie als sie noch im Eberkopf gesessen hatten. „Oh", sagte sie mit einem gequälten Lächeln. „Da habe ich es wohl nicht so weit geschafft."

„Ist nicht schlimm", sagte Ted. „Wir müssen nur irgendwie –", er hustete wieder, „unversehrt hier heraus kommen."
Der Gedanke versetzte Andromeda wie ein Schlag. Was war mit den anderen? Hatten sich alle Schüler, die an diesem Wochenende in Hogsmeade gewesen waren, verteidigen können? Wo waren Rebecca und Hazel, wo steckte Narzissa? Sie war sich ganz sicher, dass ihre kleine Schwester sich in den Drei Besen aufgehalten hatte, dass hatte sie ihr erzählt ...

„Wir sollten schleunigst apparieren", sagte Ted, denn unten im Erdgeschoss erklangen wieder Stimmen. Anscheinend wurde dieses Haus ebenfalls angegriffen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Todesser in den ersten Stock dringen würden.

„Nun komm schon, Dromeda", drängelte Ted und streckte eine Hand nach ihr aus.

Doch Andromeda war wie angewurzelt stehen geblieben. Sie hatte eine der Stimmen von unten wieder erkannt. „Das ist meine Schwester", flüsterte sie. „Das ist Bella!"

Verdutzt starrte Ted sie an, ließ die Hand sinken. „Wer?"

„Ich weiß es ganz genau!", sagte Andromeda.

„Das ist Schwachsinn", meinte Ted. „Sie kann doch nicht hier sein. Hast du nicht gesagt, sie arbeitet im Ministerium –"

Die junge Black allerdings war schon zur Holztreppe gestürmt, um besser lauschen zu können.

„Schönes Geschirr haben Sie hier", hörte sie Bellatrix' kühle Stimme. Sie klang ganz anders als sonst. Etwas klirrte zu Boden, eine Frau schrie auf. Anscheinend hatte sie gerade geliebte Teetassen zerstört.

„Und wie heißen Sie, wenn ich fragen darf?", fragte Bellatrix.

Die Stimme der Frau, die eben aufgeschrien hatte, stotterte verängstigt: „M-Melina Burbage."

„Burbage, höre ich da?" Zu Andromedas Entsetzen klang Bellatrix fast so wie Voldemort ... kühl und einschüchternd, nur dass bei ihrer großen Schwester etwas Kieksiges in der Stimme schwang ... ein bisschen psycho ...

„J-ja genau", sagte die andere Frau.

Andromeda konnte Bellatrix nicht sehen, doch sie konnte sich ganz genau vorstellen, wie sie da vor der Besitzerin des Hauses stand, die schlanken Arme leicht gespreizt, mit dem Wallnussbaum-Zauberstab in der Hand und den langen, dunklen Locken, die im leichten Windzug wehten. Und doch konnte sie nicht fassen, was sie da gerade gehört hatte. Noch nie hatte sie Bellatrix so erlebt ... so gefährlich und furchteinflößend ...

Andromeda wusste, dass es an ihr lag, einzugreifen, doch Ted hielt sie zurück. „Da sind noch mehr Todesser unten", sagte er.

„Lass mich los!", protestierte Andromeda. „Sie ist meine Schwester!"

Doch genau in der Sekunde erhellte ein grüner Lichtblitz das Haus, sodass Andromeda und Ted wie versteinert stehen blieben. Das alberne Gegacker von Bellatrix Lestrange schallte durch das Fachwerkhaus – wie es aussah, hatte sie Melina Burbage gerade umgebracht.

Andromeda schrie auf. Ohne auf Ted zu achten, stürmte sie auf die Treppe zu, konnte allerdings nur noch die langen, schwarzen Haare ihrer großen Schwester durch die Tür huschen sehen, dann ...

Gab es einen gigantischen Knall. Noch gigantischer als im Eberkopf. Diese Explosion legte die Treppe in Schutt und Asche. Entsetzt blieb Andromeda stehen, anscheinend eine Sekunde zu lang für Ted, denn er zog sie von der Treppe weg ... die Decke war drauf und dran, einzustürzen, die Holzbalken knarrten ... der Boden begann, sich aufzulösen und in tausende Splitter zu zerfallen ... der Schrank kippte um und fiel krachend auseinander ... das ganze Haus schien wie Pudding einzufallen ...

Ted und Andromeda hatten keine Zeit, zu apparieren, nicht in dieser aussichtslosen Situation. Sie würden von den Trümmern und Balken begraben werden ...

Andromeda spürte, wie sie fiel, denn sie hatte keinen Boden mehr unter ihren Füßen ... sie würde sterben ... und zwar aufgrund einer Explosion, die ihre eigene Schwester veranstaltet hatte. Dämlicher ging es nicht.

Ted versuchte noch, sich irgendwie heraus zu zaubern, doch nichts half. Jedenfalls nicht für Andromeda.

Denn im nächsten Augenblick raste ein riesiger Holzscheit auf ihren Kopf zu und sie wurde ohnmächtig.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt