In den nächsten Wochen wurde es rund um Hogwarts immer kälter. Man merkte, dass der Winter kam, als die schroffen Berge vereisten und sich der erste Raureif auf den Ländereien bildete. Der Wildhüter Hagrid hackte eifrig das Holz für sein Feuer, was von Rebecca immer missbilligend begutachtet wurde. „Soll er doch zaubern, dann macht er nicht so einen Lärm!", schimpfte sie jedes Mal.
Wenn man an der frischen Luft war, sah man seinen Atem als Dampf empor steifen, es fielen sogar schon die ersten, zarten Flöckchen Schnee. Eigentlich verlief es wie jeden Winter, nur dass dieses Jahr, 1970, sich in einer Sache von den vorherigen unterschied: Andromedas traf sich ab und zu mit Ted Tonks. Anscheinend hatte er sich zugestehen müssen, dass sie wirklich nicht so schlimm war wie Bellatrix, und Andromeda selber ... ja, sie selber wusste auch nicht genau, warum sie die Zeit mit Ted so sehr genoss. Vielleicht, weil er sie stets zum Lachen brachte. Oder weil sie dann für kurze Zeit ihrem rassistischen, diskriminierenden Umfeld entfliehen konnte.
Niemand, weder Rebecca oder Hazel noch Teds Freunde aus Hufflepuff wussten von ihren geheimen Treffen. Das würde auch ein schönes Drama werden, wenn sie herauskriegen würden, dass die noble und graziöse Andromeda Black aus der vornehmsten Zaubererfamilie in ganz Großbritannien sich plötzlich mit einem „wertlosen, tollpatschigen Schlammblut", wie Bellatrix es so nett umschreiben würde, traf.
Es war ziemlich naiv von ihren Freundinnen, dass sie glaubten, sie sei in der Bibliothek und lerne für die Abschlussprüfungen. Denn nach sieben Jahren Hogwarts mit Andromeda müssten sie eigentlich wissen, dass eine Black nicht schon sechs Monate vor Ende des Schuljahres anfing, zu lernen. Und doch war Andromeda froh, dass sie ihr die Lüge abnahmen und nicht weiter nachfragten.
An jenem Freitagnachmittag gab es das schlimmste Unwetter seit Wochen. Regen vermischte sich mit Schnee und Hagel, sodass er lauter als das Schreien der Alraune an die Fensterscheiben klatschte. Der Wind heulte Andromeda um die Ohren, als sie von der Großen Halle aus in den Innenhof trat. Sofort setzte sie sich eine regendichte Kapuze auf und wurde fast zur Seite geweht, so stark wehte der Sturm.
Kein einziger Schüler war draußen, die Säulen des Innenhofes standen verlassen um den gepflasterten Boden, die Fackeln waren erloschen von all der Nässe.
Ted rief Andromeda etwas zu, doch sie verstand es nicht. Der Sturm war zu laut. „WIE BITTE?", schrie sie zurück.
Ted hatte es anscheinend aufgegeben, zu kommunizieren. Er lief einfach los, den glitschigen Innenhof entlang. Andromeda folgte ihm rasch.
Sie rannten aus dem Innenhof hinaus, waren schon nach zehn Schritten komplett durchnässt.
Kurz drehte Ted sich lachend zu Andromeda um und verhedderte sich damit so doll mit seinen Füßen, dass sie schon Angst bekam, er könnte über die Brüstung in den See fallen. Denn gerade liefen sie auf dem Weg, welcher nach unten zum aufgewühlten Wasser führte. Andromeda musste so wegen Teds Tollpatschigkeit kichern, dass sie fast ausrutschte. Sie schlitterte eine weitere Treppe hinunter, der Regen nahm ihr komplett die Sicht, sie konnte nur den entfernten See und die Schemen des Bootshauses erkennen.
Die junge Black warf einen hastigen Blick über ihre Schulter, um zu überprüfen, dass wirklich niemand sie verfolgte. Doch das Einzige, was sie erkennen konnte, war das Grau des Unwetters. Nun gut, dachte sie sich, dann wird eh keiner bemerken, dass wir gerade ein wenig Essen aus der Küche geklaut haben.
Die Gischt prallte an die schroffen Felsen, als würde sie sie zerstören wollen, und als Andromeda außer Atem neben Ted ankam, sahen sie das Bootshaus vor sich, welches verlassen und düster wirkte.
Ted grinste Andromeda kurz an, dann huschte er die letzte, steinerne Treppe hinunter, bis sie am Ufer angekommen waren. Ein Durchgang führte ins Innere des Bootshauses, in dessen Mitte eine Wasserströmung Platz hatte. Ein einsames Boot dümpelte in den Wellen.
Säulen säumten das steinige Ufer und Ted setzte sich erschöpft auf den Boden, ließ die Beine nach unten baumeln. Inzwischen war es still geworden, man hörte das Heulen des Windes nur von ganz weit weg, wie aus einer anderen Welt.
„Setz dich", sagte er und schaute zu Andromeda hoch.
Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich neben ihn plumpsen. „Und uns hat wirklich niemand bemerkt?", fragte sie.
„Nein, glaub mir. Ich bin Spezialist in solchen Sachen", sagte Ted selbstsicher.
Andromeda zog eine Augenbraue hoch. „Ach ..."
„Wirklich!", sagte Ted. „Ich war schon immer perfekt darin gewesen, essen zu klauen. Apropos Essen: was hast du alles mitgenommen?"
Andromeda zog lächelnd Kürbispasteten, eine Gurke und frittierte Kartoffelstreifen, die die Muggel laut Teds Aussage Pommes nannten, aus ihrem Umhang hervor.
Ted fixierte mit seinen blauen Augen die Gurke. Er schien kurz nachzudenken, dann öffnete er den Mund, und sagte nach zwei Sekunden: „Du hast eine ganze Gurke mitgebracht?"
„Ja. Was ist daran schlimm?", fragte Andromeda und wog die Gurke prüfend in ihrer Hand. Hatte sie etwa wieder welche von Teds alten Muggeltraditionen verpasst?
„Schneidet man die nicht?", fragte Ted.
„Achso. Nein. Wir spielen heute mal den Yaxley. Er frisst immer alles so wie es ist. Glaub mir, diese Gurke hier kann er quer in seinen Mund legen und hat sie so schnell herunter geschluckt, ehe man auch nur Quidditch sagen kann. Hast du ihm etwa noch nie beim Essen zugeguckt? Er isst so schnell und laut, dass ich immer denke, ein Schwein würde am Slytherin-Tisch sitzen."
„Denkst du, mir fällt so etwas auf?", fragte Ted. „Ich glotze doch nicht zu euch hinüber, um mir Yaxleys tolle Esskünste anzusehen." Er drehte seinen Kopf leicht, sodass Andromeda direkt in sein Gesicht schaute. „Aber du guckst immer zu uns", sagte er, ohne irgendwelche Emotionen zu zeigen. Sein Blick war trocken wie die Sahara.
„Ich?", fragte Andromeda fassungslos. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. „Ich gucke doch nicht zu euch herüber ... das – das würde mir ja sonst auffallen!"
Ted gluckste. „Manchmal frage ich mich, wie du in Zauberkunst ein O kriegen kannst, wenn du noch nicht mal bemerkst, wohin du guckst –"
Andromeda versetzte ihm einen Klaps, halb verärgert, halb belustigt.
„Autsch!", sagte Tonks empört. „Ich habe dir nichts getan!" Lachend schlug er sie zurück. Dann hielt er plötzlich inne. „Warte ...", sagte er und zog kurz darauf ein paar eigeweichte Zigarettenstümmel aus seinem Umhang. Enttäuscht guckte er sie an. „Das waren meine letzten."
„Du vergisst wirklich manchmal, dass du ein Zauberer bist, Ted", sagte Andromeda. Sie zog ihren Zauberstab und führte einen Trockenzauber durch. Sofort waren die Zigaretten wieder ganz die alten.
Ted wollte vielleicht noch irgendetwas sagen, doch er besann sich dazu, sich eine Zigarette anzuzünden und zu rauchen. Alle Bewegungen, wie er die Hand zum Mund führte oder wie der Rauch geheimnisvoll nach oben schwebte, wirkten so abgestimmt, dass Andromeda ihn einen kurzen Moment beobachten musste. Er sah gut aus, fand sie. Mit den nassen Haaren, den hellblauen Augen und den perfekten Lippen. Im Schwachen Licht wirkten seine Gesichtskonturen kantig und klar, wie ein schönes Bild voller Schatten.
Dann nahm Andromeda sich ebenfalls eine Zigarette und die beiden wurden umgeben von dem Qualm, der von ihnen ausging.
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𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤
Fanficbellatrix, andromeda und narzissa waren unzertrennliche schwestern, bis lord voldemort auftaucht. schrecken und leid verbreitet er in der gesamten zaubererwelt und andromeda muss sich entscheiden, auf welche seite sie sich stellt: zu ihrer familie u...