Gegen Andromedas Erwartung war es außerordentlich leer im Krankenflügel. Sie hatte so lange für den Weg gebraucht, dass Teds Freunde wahrscheinlich schon wieder gegangen waren. Kein Tropfen Licht fiel durch die Fenster, denn es regnete immer noch im Strömen. Andromeda hoffte, dass das Wetter bei der Hochzeit am Samstag wenigstens gut werden würde.
Ted Tonks lag in einem Bett ganz hinten, er hatte sie noch nicht bemerkt. Entschlossen ging sie durch den leeren Saal, ihre Schuhe hinterließen klackernde Geräusche auf dem steinigen Boden. Sie trug immer noch ihre durchnässten Quidditchklamotten und wollte deshalb dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Ted schaute auf, als sie etwas außer Atem an seinem Bett ankam. Seine kurzen, blonden Haare waren zerzaust und nass, und er trug eine Schlinge um einen Arm. Ungläubig beäugte er sie, denn sie war wahrscheinlich die letzte Person gewesen, die er hier erwartet hätte. „Was machst du denn hier? Soll das ein Streich werden? Wie beim Spiel eben?"
Empört raufte Andromeda sich die nassen Haare. „Das war kein Streich. Nur eine Ablenkung. Ablenkungen sind meine Spezialität."
„Ja, genau deshalb. Du bist hier die Ablenkung und deine netten Schlangenfreundchen kommen aus dem Hinterhalt und hetzen mir den Levicorpus-Fluch auf. Sorry, Black, aber ich habe echt keinen Bock, hiermit", er deutete auf seinen verbundenen Arm, „kopfüber in die Luft zu steigen."
„Hatte ich doch gar nicht vor!", sagte Andromeda empört. „Ich wollte mich nur entschuldigen."
„Eine Slytherin, die sich entschuldigt – mal ganz was Neues. Wofür denn?"
„Na, dass ich dich abgelenkt habe. Ohne mein Gelaber hättest du den Klatscher nicht abbekommen. Schon vergessen?"
„Oh, beinahe wäre diese wundervolle Erinnerung aus meinem Kopf gerutscht!", sagte Tonks wild gestikulierend, so wild, dass Andromeda schon Angst bekam, er könne seinen Verband zerbrechen. „Es ist ja nicht so, dass ich deswegen mit einem doppelt gebrochenem Arm und zwei gestauchten Knöcheln im Krankenflügeln liege! Aber ja, sonst ist alles gut."
„Ach", sagte Andromeda und schürzte die vollen Lippen. „Das klingt ja recht harmlos."
„Ist es wirklich so, dass Yaxley einen pinken Festumhang hat?"
„Natürlich nicht. Das habe ich mir nur ausgedacht, Tonks. Als Ablenkung, wie du es so schön sagst. Yaxley würde nie und nimmer mit einem pinken Festumhang herum laufen, das spricht gegen seine mit Brutalität aufgebaute Maskulinität, die er tagtäglich mit sich herum trägt und die, wenn ich das mal so sagen darf, jeden nervt. Wenn er wirklich mal mit einem pinken Festumhang aufkreuzt, dann –" Andromeda stockte. Sie hatte gar nicht so viel sagen wollen.
„Dann?" Ted hatte belustigt einen Mundwinkel hochgezogen.
„Ich muss los", presste Andromeda hervor.
„Dann musst du los? Wohin denn? – Etwa zu Yaxleys mit Brutalität aufgebauter Maskulinität?"
Andromeda wandte sich zum Gehen, kam aber nicht weit, denn sie lief direkt in einen kleinen Jungen mit dunklen Haaren hinein. Sie stolperte und fing sich gerade noch ab, starrte den Jungen an.
Er ging ihr nur bis zur Brust und war außerordentlich hübsch, hatte graue Augen und den typischen, überheblichen Blick eines Blacks.
„Sirius!", seufzte Andromeda. „Was machst du denn hier?"
„James liegt da vorne", sagte er und deutete auf ein Krankenbett am anderen Ende des Saals, wo man nur den pechschwarzen Haarschopf Potters erkennen konnte. „Ich habe ausversehen einen Furunkelfluch bei ihm angewendet, deshalb sieht er nicht ganz präsentabel aus – boah, Andromeda, wenn ich sage, er sieht nicht gut aus, dann solltest du ihn nicht so anstarren!"
„Tu ich doch gar nicht!", verteidigte Andromeda sich. „Hattest du Streit mit ihm oder warum mag er dir die Furunkel verdanken?"
„Schniefelus hat gesagt, dieser bekackte Fluch würde helfen gegen James' Verletzung, die er sich im Verwandlungsunterricht zugezogen hat. Ich hätte nicht auf ihn hören sollen. Aber ich dachte mir: wenn ein oller Streber wie Snape so etwas sagt, dann probier ich das mal aus ..."
„Och Sirius." Andromeda tat mitleidig. „Da hast du wohl ganz klar ins Schwarze getroffen. Wie naiv von dir."
Sirius streckte ihr die Zunge raus, widmete sich dann jedoch einem anderen Thema, als er Ted erblickte, welcher immer noch in dem Bett hinter Andromeda lag. „Wer ist das? Seid ihr zusammen?"
Andromeda blieb der Mund offen stehen. Sie hätte nie gedacht, dass ein Zweitjahresschüler auf solch einen Gedanken kommen würde. „Nein, wir sind nicht zusammen, Sirius. Ich bin nur ... zufällig hier vorbei gekommen ..."
„Sie lügt", sagte nun Ted zu Sirius. „Sie ist gekommen, um sich zu entschuldigen."
Sirius' Gesicht hellte sich auf. „Oh! Entschuldigen ... klingt für mich nach Zuneigung ... hoffen wir mal, dass Dromedas Eltern nicht davon erfahren, sonst wird es brenzlig ..."
„Sirius!", schnauzte Andromeda. „Wir sind wirklich nicht –"
„Ja ja, belügen kann ich mich selber."
„Warum bist du nicht bei deinem Kumpel? Diesem Potter?"
„Habe ich doch schon gesagt: er sieht gerade echt hässlich aus, hat Furunkel überall. Sogar am Po."
„Schön zu wissen", kommentierte Ted.
„Du musst ja nicht auf seinen Po schauen. Ich jedenfalls gehe jetzt", sagte Andromeda und hatte das ungute Gefühl, dass ihr Gesicht glühte – obwohl sie sonst nie rot wurde.
Deshalb drehte sie sich mit einer überschwänglichen Geste um, sodass ihre Haare schwangen und Wassertropfen auf die beiden Jungs spritzten. Sie stolzierte aus dem Krankenflügel hinaus, ihre Schritte wurden immer schneller, denn sie freute sich auf die Feier, die sie im Slytherin-Gemeinschaftsraum erwarten würde.
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𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤
Fanfictionbellatrix, andromeda und narzissa waren unzertrennliche schwestern, bis lord voldemort auftaucht. schrecken und leid verbreitet er in der gesamten zaubererwelt und andromeda muss sich entscheiden, auf welche seite sie sich stellt: zu ihrer familie u...