𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟖, 𝐡𝐨𝐠𝐬𝐦𝐞𝐚𝐝𝐞

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Das erste, was Andromeda am Sonntagmorgen wahrnahm, waren ihre Kopfschmerzen. Es war dumm gewesen, gestern so viel zu trinken.

Hazel schlief noch tief und fest, während Rebecca anscheinend schon beim Frühstück war, das ließ sie sich nämlich nie entgehen.

Schwerfällig hievte Andromeda sich aus dem Bett und fühlte sich dabei wie ein Elefant. Sie schlurfte barfuß ins Bad und machte den großen Fehler, in den Spiegel zu gucken, denn sie hatte Augenringe bis zum Kinn und ihre Haare sahen aus wie ein Vogelnest.

Nachdem sie geduscht hatte, zwängte Andromeda sich in ihren Hogwarts-Umhang und machte sich auf den Weg in die große Halle, denn ihr Magen brüllte vor Hunger.

Rebecca saß tatsächlich schon am Slytherin-Tisch, mit einer Portion Rührei vor sich, wie jeden Tag. Rührei aß sie am liebsten, meistens mit Speck und Bohnen.

„Dromeda", sagte sie erfreut. „Und? Gut geschlafen?"

„Oh ja, absolut", sagte Andromeda sarkastisch und ließ sich seufzend auf die hölzerne Bank nieder. Energisch schnappte sie sich einen Apfel.

„Wo ist Hazel?", fragte Rebecca.

„Die schläft noch. Hat gestern bestimmt noch mit Mike geknutscht. Ich hatte schon die Augen zu, als sie in den Schlafsaal gekommen ist."

„Mit Mike?", fragte Rebecca mit großen, dunklen Augen. „Der lag doch schon nach einer halben Stunde betrunken in der Ecke, wie soll er dann noch geknutscht haben?"

„Vielleicht ist er multitaskingfähig", meinte Andromeda und biss herzhaft in den Apfel. Genau in diesem Moment kam eine Gruppe Hufflepuffs laut schwatzend durch die Flügeltür in die große Halle und ließen sich fröhlich auf den Banken nieder. Andromeda fragte sich, wie sie es aushalten konnten, ein Quidditchspiel zu verlieren und dann immer noch gut gelaunt zu sein. Bei ihr löste eine Niederlage beim Sport meistens eine sehr schlecht gelaunte Woche und mangelnden Appetit aus – Quidditch war ihr mindestens so wichtig wie essen. Wenn nicht sogar noch wichtiger.

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Edward Tonks, er trug immer noch seine Schlinge um den Arm und versucht gerade, seinem Freund einen Beinklammerzauber auf den Hals zu jagen. Die beiden kicherten wie kleine Mädchen und stießen dabei fast den Orangensaft um. Andromeda war verwundert, wie kindisch Jungs doch sein konnten.

„Elende Schlammblüter", murmelte Rebecca gehässig. „Sie verhalten sich echt wie Erstklässler. Findest du nicht, Dromeda?"

„Oh", meinte Andromeda verwirrt. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie zu Tonks hinüber gestarrt hatte. „Ja, da bin ich ganz deiner Meinung", sagte sie abwesend.

Was würde Tonks nach ihrem gestrigen Besuch im Krankenflügel wohl von ihr denken? Ging er immer noch davon aus, dass das alles eine Show oder Mutprobe von Seiten Andromedas Freunden gewesen war? Oder hatte er unter seinem blonden Schopf kapiert, dass die junge Black wirklich ein schlechtes Gewissen wegen dem Klatscher gehabt hatte?

Sah nicht ganz so aus.

Seufzend wandte Andromeda sich wieder ihrem Frühstück zu.

Ein paar Stunden später, als Hazel endlich aufgewacht war – Andromeda und Rebecca hatten nicht den Fehler gemacht, sie frühzeitig zu wecken, da das schlimme Auswirkungen haben konnte – machten sie sich wie jedes Wochenende auf den Weg nach Hogsmeade.

An diesem Sonntag schaute die Sonne hervor und erhellte die schroffen Berge um Hogwarts herum, der Himmel war von einem sachten blau. Der verbotene Wald, feucht vom gestrigen Regen, lag still und verlassen am Fuße der Wiesen, aus Hagrids Hütte stieg wie immer Rauch auf.

Andromeda hatte Hagrid noch nie besucht. Er kam ihr zwar sympathisch vor, allerdings war er ein großer Fan von Dumbledore und machte sich damit automatisch zu jemandem, den die Blacks gnadenlos verabscheuten. Andromedas Eltern hassten den derzeitigen Schulleiter von Hogwarts, sie sagten, er sei viel zu umsichtig und würde seine Schüler nicht an die dunklen Künste heran lassen. Umso schlimmer fanden sie es, dass er Muggelkunde unterrichten ließ.

Dumbledore selber verhielt sich ebenfalls distanziert gegenüber Bellatrix, Andromeda und Narzissa, wenn man bedachte, dass er zu manchen Schülern sogar eine freundschaftliche Bindung hatte. Bellatrix hatte im Sommer in hohen Tönen davon erzählt, wie Lord Voldemort, damals noch Tom Riddle, ebenfalls zu Schulleiterzeiten von Dumbledore Hogwarts besucht hatte und wie er ihn hinter das Licht geführt hatte. Andromeda glaubte nicht, dass man solch einen alten, weisen Mann wie den Schulleiter austricksen konnte, aber Bella war fest davon überzeugt. Sie respektierte den Dunklen Lord mehr als ihre eigenen Eltern.

„Habe ich richtig gehört?", fragte Hazel, als die drei durch die kühle Luft über die Ländereien von Hogwarts liefen. „Malcolm mag dich, Dromeda?"

„Ist dir das noch nie aufgefallen? Schon seit zwei Jahren", sagte Andromeda unbeeindruckt.

„Er ist doch schon mit Bellatrix gegangen", meinte Rebecca. „Und hat anscheinend eine Vorliebe für die vornehmen Töchter des Hauses Black. Bestimmt ist Narzissa die nächste."

„Nein, doch nicht Zissy! Sie hat schon einen Liebhaber", erzählte Andromeda und fuhr sich durch die langen Haare, die im leichten Wind wehten.

„Ach ja? Wen denn?"

„Diesen Malfoy. Der, der ganz dringend mal etwas Sommerbräune abbekommen sollte."

„Lucius? Du meinst Lucius Malfoy? Das musst du echt nicht schlimm finden, Dromeda. Mum hat gesagt, die Malfoys seien eine der reichsten und angesehensten Zaubererfamilien überhaupt", sagte Rebecca sachlich.

„Jedenfalls ist er besser als Rodolphus Lestrange", murmelte Andromeda. „Narzissa scheint sich mit ihm ja wenigstens gut zu verstehen."

„Ach, Dromeda", meinte Rebecca. „Bella und er werden schon miteinander klarkommen. Ich habe Rodolphus mal kennengelernt, er hat einen echt schrägen Humor."

„Das wird Bella gut gebrauchen können. In letzter Zeit denkt sie an nichts anderes als an ihr Treffen mit dem Dunklen Lord. Obwohl das erst in den Weihnachtsferien stattfindet."

„Ist doch klar, dass sie aufgeregt ist", sagte nun Hazel. „Ich beneide dich richtig, eine solch wichtige Schwester zu haben. Sie wird diesen Job grandios machen. Deine Eltern können stolz auf sie sein."

Schließlich waren sie in Hogsmeade angekommen, wo es nur so von Hogwarts-Schülern wimmelte. Ein herrlicher Geruch drang aus den drei Besen und sogar von draußen hörte man Madam Rosmertas lautes Gerede und Gelache.

Die drei entschlossen sich, als erstes zu Zonkos zu gehen. Hazel wollte Stinkbomben kaufen, um Mike so richtig eine reinzuhauen – laut ihrer Aussage hatte er sie am gestrigen Abend nämlich einfach so zurückgelassen, ohne Tschüss zu sagen, und das musste natürlich gerächt werden.

Sie traten in den belebten Laden ein und sofort wusste Andromeda nicht, wo sie als erstes hinschauen sollte. Obwohl sie in früheren Hogwartsjahren jedes Wochenende hier gewesen war, hatte sie immer noch nicht jede Ecke und jeden Scherzartikel in diesem Laden erkundet.

Fasziniert strich sie über die einzelnen, knallbunten Teile, die in den Regalen standen, besann sich dann jedoch dazu, sie nicht anzufassen. Man wusste nie, was passierte, wenn man einen Gegenstand in der Welt der Zauberer und Hexen berührte. Das hatte ihre Mutter ihr schon früh genug gelehrt.

Als Hazel ihre Tüte gefüllt und bezahlt hatte und sie gerade an die frische Luft traten, die Sonne im Nacken, fröhlich schwatzend, hörte Andromeda ein Zischen hinter sich. Fußgetrampel, ganz nah.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt