𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐𝟑, 𝐭𝐡𝐞 𝐝𝐚𝐫𝐤 𝐦𝐚𝐫𝐤

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Andromeda war froh, dass der Dunkle Lord sich nun Bellatrix zuwandte. Sie hatte nicht mehr reden können, war viel zu angespannt gewesen, denn sie hatte ihn unterschätzt. Er war so besitzergreifend ... furchteinflößend ... und das alles schaffte er, indem er einen nur anstarrte. Sie fragte sich, wie Bella es mit ihm aushielt.

Andromeda warf einen Seitenblick auf Narzissa, welche ebenfalls stocksteif da stand, die hellblauen Augen weit aufgerissen.

Bellatrix dagegen wirkte nicht verkrampft, sondern sogar noch freudiger als an ihrer Hochzeit. „Ich bin bereit, Herr", sagte sie und giggelte.

„Deinen linken Arm, wenn ich bitten darf", sagte Lord Voldemort und machte einen Schritt auf Bellatrix zu.

Diese schob feierlich ihren Ärmel hoch, ihre Haut wirkte im Mondlicht schneeweiß und beschrieb einen schönen Kontrast zu ihren schwarz lackierten Nägeln. Andromeda konnte ein paar Blutaderchen entdecken, die wegen der Kälte noch mehr hervor stachen.

Jetzt gab es kein Zurück mehr. Nichts würde Bella mehr davon abhalten, eine Todesserin zu werden, von diesem Moment an würde sie für immer an den dunklen Lord gebunden sein, für immer und ewig ... Voldemort hob seinen Zauberstab und Bella biss die Zähne zusammen, als er eine feine, schwarze Linie in ihren Unterarm stach ... die Linie kräuselte sich ... ein Totenkopf entstand ... dann eine Schlange, die aus seinem Mund kroch ... Bellatrix' Nägel bohrten sich in ihre Handflächen, sodass sie Furchen hinterließen, doch sie zog ihren Arm nicht weg ... und der Dunkle Lord lachte ... das kälteste Lachen, das Andromeda je gehört hatte ...

„Du bist jetzt eine von uns, Bellatrix Lestrange", sagte Voldemort, als er sein Werk vollbracht hatte. „Willkommen auf der dunklen Seite."

Erst jetzt schien Bella begriffen zu haben, was sie da auf dem Arm trug und sie quiekte freudig auf. Macnair klopfte ihr grinsend auf die Schulter, doch keiner traute sich, zu applaudieren, aus Angst, Voldemort würde nicht viel davon halten.

„Ich – ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Herr", sagte Bellatrix mit offenen Lippen und großen, dunklen Augen, eine schwarze Locke fiel ihr wippend an die Schläfe. „Herr ..."

Andromeda hatte ihre große Schwester noch nie so kleinlaut und unterwürfig reden hören. Sonst war Bella immer die, die das Kommando übernahm. In Gegenwart des Dunklen Lords fühlte sich anscheinend jeder wie ein Untertan von ihm, ganz gleich, ob er das Dunkle Mal trug oder nicht.

„Ich werde Sie weiter unterrichten, Bellatrix", sagte Voldemort, ohne ihren emotionalen Anfall zu beachten. „So ein Talent wie Sie sollte man sich nicht entgehen lassen." Dann wandte er sich zu Andromeda und Narzissa. Andromeda erstarrte wieder, das kam jetzt sehr unerwartet.

„Ich frage mich", sagte er mit schleiernder Stimme, „wieso die beiden jüngeren Blacks nicht auf die grandiose Idee gekommen sind, sich mir anzuschließen." Nun lastete sein Blick wieder auf Andromeda, sie traute sich gar nicht in diese kalten Augen zu sehen.

„Ich – Herr, ich verstehe nicht ...", stotterte Bellatrix.

„Wie alt bist du, Andromeda Black?", fragte Voldemort.

„Siebzehn", brachte Andromeda hervor.

„Ich nehme an, dass dies noch nicht lange der Fall ist."

Andromeda nickte. Sie spürte Narzissa hinter sich, die Wärme, die von ihr ausging, und hoffte inständig, dass der Dunkle Lord nicht auch noch sie ausfragte.

„Schön ...", murmelte Voldemort. „Es ist nie zu früh, sich seiner Schwester und ihrem Lord anzuschließen."

„Herr – ich bitte Sie, sie ist doch noch so jung ...", sagte Bellatrix.

„Gerade mal zwei Jahre liegen zwischen ihr und dir, Bellatrix", sagte Voldemort. „Das ist nicht viel. Vor allem nicht für mich."

Doch Andromeda, dadurch gestärkt, dass Bella sich anscheinend doch Sorgen um sie machte, kriegte nun einen richtigen Satz zusammen: „Ich bin lieber am Rande des Geschehens", sagte sie. „Außerdem besitze ich nicht das Talent und die Gaben wie meine große Schwester ..."

„Lüg nicht", unterbrach Voldemort sie. „Denk an deine letzte Note in Zauberkunst ... du bist eine begabte Hexe und würdest eine wunderbare Todesserin abgeben. Ihr Blacks seid alle von gleicher Kühnheit und Begabung, das habe ich schon früh gemerkt."

Woher weiß er, dass Zauberkunst mein bestes Fach ist?, fragte Andromeda sich panisch, hatte jedoch andere Sorgen, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wie sollte sie ihn abschütteln? Es schien, als würde er ihre Gedanken lesen können, als würde er merken, wenn sie log ...

Sie atmete tief ein und aus, wodurch sich eine sichtbare Atemwolke vor ihrem hübschen Gesicht bildete.

„Ich brauche noch etwas Zeit, um darüber nachzudenken", sagte sie schließlich, da ihr nichts Besseres einfiel. Der Dunkle Lord war ihr nämlich so nah gekommen, dass ihr Atem sich mit seinem vermischte, und dass sie in seine kohlschwarzen Augen gucken musste ... sie hatte keine andere Wahl ...

„Nun gut", sagte Voldemort und zuckte mit keiner Wimper, als würde er das Innere von Andromeda erforschen. „Du kriegst deine Zeit, Andromeda Black. Und du auch, Narzissa."

Narzissa zuckte hinter Andromeda zusammen, ganz klar erschreckt darüber, dass ihr Name gefallen war, wo sie doch noch keinen Tropfen Aufmerksamkeit abgekriegt hatte. Andromeda drückte kurz ihre Hand.

Endlich entfernte Voldemort sich ein paar Zentimeter von Andromeda, ganz langsam, jedoch ohne sie aus den Augen zu lassen. Tapfer hielt sie seinem Blick stand, Hand in Hand mit Narzissa, und hoffte, dass dieses Treffen so schnell wie möglich vorbei sein würde. Sie wollte einfach nur hier weg und nie wieder den fischigen Atem von dem Dunklen Lord riechen zu müssen.

„Bellatrix ...", sagte dieser und wandte sich endlich komplett von Andromeda ab. „Ich habe gesehen, wie du dich um deine Schwestern sorgst. Und ... Zusammenhalt ... unter reinblütigen Zauberern ist sehr wichtig, allerdings machen Liebe und Sorge dich schwach. Sie halten dich von den Taten zurück, die du begehen sollst. Du bist jetzt eine Todesserin ... du folgst mir, Lord Voldemort, und ich werde nicht auf irgendwelche Gefühle, die meine Gefolgsleute empfinden, achten."

Bellatrix schluckte. Sie und der Dunkle Lord maßen sich mit Blicken, und vielleicht versuchte Bella, ihn zu durchschauen oder zu untersuchen, doch die Miene Lord Voldemorts blieb ausdruckslos. Bellas Blick schweifte zu Andromeda und Narzissa, beide leicht zitternd vor Kälte, und dann wieder zu Voldemort.

Sie senkte auf diese hochnäsige Art die schweren Augenlider, wie sie es seit Kindestagen so gerne machte. Und das bedeutete für Andromeda, dass sie Voldemort glaubte. Sie glaubte ihm, dass Gefühle einen schwach machten und bremsten ... wie war es nur dazu gekommen? Warum hatte sie, Andromeda, nichts dagegen unternommen?

„Ich verstehe", sagte Bellatrix. Dan fügte sie rasch hinzu: „Mein Lord."

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt