𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟒3, 𝐝𝐞𝐩𝐫𝐢𝐦𝐨

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Inzwischen erreichte kein Tropfen Sonnenlicht mehr den Wald. Andromeda war umhüllt von der düsteren Dunkelheit, als sie, den Zauberstab erhoben, in die Richtung ging, die Jason ihr angezeigt hatte. Sie verschwendete keine Gedanken daran, dass der junge Zentaur sie womöglich doch angelogen haben könnte, denn ihr Herz pochte schnell und unregelmäßig vor Aufregung. Ted ist hier entlang gelaufen, ging es ihr durch den Kopf. Genau hier ...

Immer mehr Verzweiflung kochte in ihr auf. Das bedrängende Gefühl löste aus, dass ihre Beine schneller liefen, obwohl sie sich wie Pudding anfühlten, ihre Hand zitterte, und Andromeda konnte von Glück reden, dass ihr Zauberstab ihr nicht aus der Hand gefallen war.

Und dann hörte sie es.

Sofort blieb sie stehen wie ein Eiszapfen, nur ihre vom Regen nassen Haare wehten in der leichten Brise Wind.

Sie lauschte. Es klang wie ein Heulen, ein gequältes, verzweifeltes Heulen. Aber sie war sich ganz sicher, dass es kein Mensch war. Noch nicht mal Malcolm oder Yaxley mit ihren brüllaffenähnlichen Stimmen würden so laut heulen können. Niemand, außer ...

... nun stockte Andromeda vollkommen der Atem –

Werwölfe.

Und das Heulen kam aus dem Westen, von den Bergen aus.

Scheiße", zischte Andromeda und setzte sich wieder in Bewegung, noch schneller als vorher. Sie dachte gar nicht daran, sich zu verdrücken. Wenn Jason recht hatte, dann würden die Werwölfe – die junge Black hoffte allerdings inständig, dass es sich nur um einen einzigen handelte – in Teds Nähe sein. Sie konnte ihn nicht alleine lassen, nie und nimmer.

Rasch krakselte sie einen moosbewachsenen Felsen hoch, rutschte kurz ab, fing sich aber wieder. Ihre Hände wurden wund, als sie schwerfällig, versuchte, sich festzuklammern. Mit aller Kraft, die ihre nicht sehr muskulösen Arme hergeben konnten, zog sie sich hoch und landete außer Atem auf einer mit Gras bewachsenen Lichtung, die von rauen, schroffen Felsen und Nadelbäumen gesäumt war. Andromeda hatte im dichten Wald ganz vergessen, dass es ja regnete. Doch nun wurde sie in Sekundenschnelle erneut durchnässt, schon klebten ihre Klamotten unangenehm an ihrem Körper.

Sie machte einen schwerfälligen Schritt auf dem schlammigen Boden, krakselte weiter über die Wiese, als sich vor ihren Augen ein schreckliches Schauspiel bot.

Sie kreischte auf.

Der Werwolf, den sie eben noch hatte heulen hören, stand mit zwei seiner federnden Beine auf der Lichtung, Mondlicht fiel auf ihn drauf. Es war die schrecklichste Bestie, die Andromeda je gesehen hatte: graues, dreckiges Fell, sehnige Muskeln und Krallen, die glatt der Länge von Zauberstäben glichen. Sein Rücken war gekrümmt, sodass sein Kopf da hing wie eine Laterne, und aus seinem riesigen Maul tropfte Spucke.

Das war allerdings nur einer der beiden Gründe, warum Andromeda aufgeschrien hatte. Unmittelbar vor dem Werwolf kniete Ted in dem feuchten Gras, und es sah aus, als würde er Schmerzen haben. Er rang angestrengt nach Luft und hielt sich die Seite, als hätte er gerade einen Marathon durchgemacht.

Die Bestie drehte sich zu Andromeda um, denn natürlich hatte er ihren Schrei gehört. Im Mondlicht glitzerten seine dolchartigen Zähne und ein bedrohliches Knurren drang aus seinem Maul. Es verwandelte sich wegen des Regens in ein Gurgeln, als würde er seinen Mund ausspülen.

Doch Andromeda wusste, dass ihm ihre Anwesenheit nicht schmeichelte. Er guckte sie aus zusammengekniffenen Augen an und rechnete wahrscheinlich gerade, wie lange sie ihn satt halten würde, wenn er sie fraß.

Die junge Black war vor Angst gelähmt. Vollkommen gelähmt. Wenn sie jetzt einen Schritt zurück machen würde, dann würde sie garantiert stolpern. Nichts mehr ging in ihrem Kopf herum, kein einziger Gedanke, sie starrte nur den Werwolf an, welcher nun langsam auf sie zu kam. Natürlich wusste er, dass sie keine Chance hatte, zu entkommen. Und Andromeda wusste es auch.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt