𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟑, 𝐰𝐚𝐥𝐛𝐮𝐫𝐠𝐚 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤

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Andromeda und Narzissa warteten gespannt hinter dem riesigen Eingangstor ihres Anwesens. Inzwischen war es Mittag und die Vögel zwitscherten um die Wette, als wollten sie in den letzten Sommertagen noch mal so richtig schön singen. Die olivgrünen Baumkronen wogen im leichten Wind und alles kam Andromeda so vertraut vor, dass ihre Laune sich einfach steigern musste.

Als erstes trudelten Cygnus' Schwester Walburga – heute in einem teuren Pelzmantel – mit ihrem Mann Orion und den zwei Söhnen Regulus und Sirius ein. Letzterer schien nicht erfreut zu sein, mit etlichen Slytherins die Hochzeit von der Cousine zu feiern, mit der er sich am wenigsten verstand. Er konnte ja nicht wissen, dass Bellatrix ihn, als sie sieben Jahre alt und er ein kleines Baby gewesen war, immer am meisten geknuddelt und geliebt hatte. Sie hatte ihn immer Sisi genannt und einen Heidenspaß dabei gehabt, mit ihm in den Armen um den Springbrunnen herum zu tollen.

Mit finsterer Miene stand Sirius nun neben seiner schlanken Mutter, die ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, als wolle sie ihn daran hindern, schnurstracks in Richtung Büffet zu laufen.

Während sie alle locker plauderten, fiel natürlich auch das Thema Bellatrix und Voldemort. „Ich habe gehört, unsere Bella hat in den Weihnachtsferien ein Treffen mit dem Dunklen Lord?", fragte Walburga mit hoher Stimme, die Andromeda ein bisschen an das Schreien von Alraunen erinnerte.

„Oh ja", sagte Narzissa stolz. „Sie wird eine Todesserin."

Walburga bekam große Augen. „Ach", sagte sie nur und tippte abwesend ihren Mann Orion an. „Hast du das gehört, Liebling? Bella wird eine Todesserin. Wie wundervoll!"

„Da sollte sich Sirius mal eine Scheibe von abschneiden", sagte Orion und warf seinem Sohn einen Blick zu, den Andromeda nicht deuten konnte.

„Auf jeden Fall!", stimmte Walburga ein. „Hast du gehört, Sirius? So erfolgreich wie deine vorbildliche Cousine Bellatrix kannst du nur werden, wenn du im Haus Slytherin bist."

„Tja, das kann man wohl leider nicht mehr ändern", sagte Sirius schnippisch und riss sich von Walburgas Griff los. Dann war er verschwunden.

Seine kreideblasse Mutter mit den dunklen, glatten Haaren, die sie sich in einen strengen Dutt gebunden hatte, wandte sich wieder Andromeda und Narzissa zu. „Ich weiß nicht, was aus ihm werden soll." Sie seufzte theatralisch. „Er zieht immer nur sein eigenes Ding durch, ohne die Ehre der Familie zu beachten. Nachher bin ich noch die, die die Schuld an seiner Erziehung kriegt! Nun ja meine Lieben, ihr seid ja alles brave Kinder, ganz wie mein Regulus. Wo steckt er überhaupt?" Sie reckte ihren eh schon langen Hals. „Ich muss aufpassen, dass er sich nicht überfrisst, mit seinem empfindlichen Magen. Also bis bald, ihr beiden." Dann lächelte sie kurz und machte sich aus dem Staub, um ihren jüngeren Sohn zu finden.

Allmählich wurde es auf dem Anwesen der Blacks immer voller, mehr und mehr Leute trudelten ein. Großmutter Irma sagte wie jedes Mal, wenn sie sich sahen, Andromeda und Narzissa sähen „ganz wundervoll" aus und wären „mal wieder um einige Zentimeter gewachsen". Dann kam noch hinzu: „Vor zehn Jahren wart ihr noch kleiner als ein Besen – ach, wie schnell die Zeit vergeht!"

Als letztes trudelten Bellatrix' Todesserfreunde aus Hogwarts ein. Sie sorgten für ordentlich Stimmung, indem sie mit ihren Zauberstäben winzige, sich windende Schlangen hervorzauberten und diese über den gepflegten Rasen entwischen ließen. Viele Frauen kreischten auf.

Walden Macnair, einer der engsten Kumpels von Bellatrix, lachte herzlich. „Das machen wir öfters in Muggelstädten", sagte er. „Die denken dann immer, es seien Tiere aus ihren sogenannten Zoos ausgebrochen."

Dann entdeckte er die beiden Schwestern und stolzierte gut gelaunt auf sie zu. „Und? Wie geht's? Wo ist unsere schöne Braut?"

„Ihr werdet sie schon bald zu Gesicht bekommen", sagte Andromeda. „Dauert nicht mehr lange. Habt ihr Hunger?"

„Was ist das denn für eine Frage", witzelte Macnair. „Wir waren schon kurz davor, ein Muggelrestaurant zu plündern. Aber wir wollten euch, bevor Bellatrix vermählt wird, noch eine andere Sache zeigen." Stolz blickte er seine Freunde an. „Nur, damit ihr wisst, was auf eure große Schwester zu kommt."

Neugierig traten Andromeda und Narzissa näher. Macnair zog seinen Umhangärmel hoch, entblößte dabei seine kalkweiße Haut ... und das Dunkle Mal. Es war eine sich windende Schlange, die aus dem Mund eines Totenkopfs kam und sprühte solch eine Macht aus, dass Andromeda für einen kurzen Moment das Gefühl bekam, der dunkle Lord wäre hier bei ihnen.

„Wenn Lord Voldemort wütend oder emotionsreich ist, bekommt man dies über das Dunkle Mal sehr zu spüren", erklärte Macnair.

„Tut es denn weh?", fragte Narzissa.

„Eigentlich nicht. Außer natürlich, es ist etwas Schlimmes passiert. Etwas, das den Dunklen Lord, unseren Herrscher, verärgert hat."

Andromeda starrte das Dunkle Mal an, die gruselige Schlange mit den leeren Augen und den Totenkopf, bei dem es so aussah, als würde er das Tier auswürgen.

Und das würde bald auf Bellatrix' Arm erscheinen? Dieser Gedanke bereitete Andromeda Unbehagen. Dann war ihre große, einst so selbstständige Schwester plötzlich abhängig von Lord Voldemort, musste genau das tun, was er verlangte ...

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt