𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 39, 𝐝𝐚𝐢𝐥𝐲 𝐩𝐫𝐨𝐩𝐡𝐞𝐭

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𝟤𝟨. 𝖬𝖺𝗂 𝟣𝟫𝟩𝟣

𝖠𝗇𝖿𝖺𝗇𝗀 𝖽𝖾𝗌 𝖾𝗋𝗌𝗍𝖾𝗇 𝖹𝖺𝗎𝖻𝖾𝗋𝖾𝗋𝗄𝗋𝗂𝖾𝗀𝖾𝗌


Schließlich, ein paar Tage später, tauchte Andromeda zum ersten Mal seit langem beim Frühstück in der Großen Halle auf. Sie hatte es unnötig gefunden, nur noch weinend in ihrem Schlafsaal herum zu hängen und eklige Reste von Rebecca und Hazel in sich hinein zu schaufeln.

„Dromeda!", sagte Hazel erfreut, als sie die junge Black zwischen den Tischen umher laufen sah. „Endlich! Wie geht's dir?"

Andromeda lächelte verkniffen. „Den Umständen entsprechend."

„Setz dich zu uns", meinte Rebecca. „Du musst unbedingt etwas essen, sonst wirst du noch ein Strich in der Landschaft."

„Seit wann hörst du dich so an wie eine besorgte Mutter?", fragte Andromeda, ließ sich erschöpft auf die Bank nieder und beäugte angeekelt einen Apfel, der in dem bunten Obstkorb lag. Eigentlich hatte sie keinen Hunger, denn ihr Magen fühlte sich immer noch so an, als würde er jedes kleine Gemüsestück wieder auswerfen.

„Ich spreche so, seit du tagelang nicht dein Bett verlässt und nur alle 24 Stunden etwas zu Essen zu dir nimmst", sagte Rebecca und etwas Fauchendes lag in ihrer Stimme.

„Verständlich", sagte Hazel. „Aber Rebecca, du hast es mit dem Essen schon immer ein wenig übertrieben."
„Essen ist wichtig!", meckerte Rebecca empört. „Ohne Essen bin ich nichts. Und ihr auch nicht, Andromeda, Hazel."

Ehe Hazel auch nur etwas dagegen erwidern konnte, hörten die drei das vertraute Rauschen aus dem Himmel, immer wenn die Eulen in der Großen Halle eintrafen. Sie flogen durch den klaren Sonnenschein auf sie zu, große, kleine, dunkle, helle, und ließen die an die Schüler adressierten Päckchen mit perfektem Timing fallen. Wie immer wurde es etwas lauter, Bänke scharrten über den rauen Boden, als viele aufstanden, um ihre Post aufzufangen und ihre Eulen mit ein wenig Essen zu füttern. So schnell die Vögel kamen, so schnell waren sie auch schon wieder verschwunden.

Eifrig packten Rebecca und Hazel ihre Päckchen aus, doch Andromeda interessierte sich nicht dafür, was sie geschickt bekommen hatten. Die junge Black hielt einen Brief in der Hand. Einen Brief von Narzissa. Mit pochendem Herzen öffnete sie ihn. Er war zerknittert und wies sogar noch mehr Tränenspuren auf als der von Andromeda. Nur zwei Worte waren darauf geschrieben: Tschüss, Dromeda.

„Dromeda?", fragte Hazel vorsichtig. „Bist du noch da?"

Andromeda antwortete nicht. Sie starrte nur das dünne Papier an, was sie in den Händen hielt. Narzissa hatte krakelig geschrieben, nicht in der Schönschrift, die sonst immer in ihren Aufsätzen prangte. Es war klar, dass es ihr schwer gefallen war, diese Worte überhaupt auf das Papier zu bringen.

„Andromeda", drängte Rebecca. „Schau mal, was im Propheten steht. Ich lese ihn ja eigentlich nicht so gerne, aber das hier solltest du wirklich sehen."

„Hm?", fragte die junge Black abwesend.

„Hier steht, Voldemort hätte sich offenbart."

Was?!", entfuhr es Andromeda, und innerhalb einer Millisekunde war sie aus ihrer Trance erwacht. „Was soll das heißen – er hat sich offenbart?"

„Hier, lies das doch", meinte Rebecca und hielt ihr den Tagespropheten hin. Auf der Titelseite war ein riesiges Bild von dem dunklen Mal. Ein riesiger, grüner Totenkopf, der wie Nordlichter am Nachthimmel aufragte, und aus dessen Mund eine Schlange kam. Das Zeichen der Todesser, immer wenn sie jemanden umgebracht oder eine schlimme Tat begangen haben. Die Schlagzeile lautete: LORD VOLDEMORT SORGT FÜR AUFRUHR.

Sind wir auf dem Weg zu einen Zaubererkrieg?, stand darunter, und Andromeda las es sich stirnrunzelnd durch. Die Sicht auf Muggelbeziehungen ist gespalten in der Zaubererwelt, zum ersten Mal seit Grindelwald. Jene dunkel gekleideten und maskierten Zauberer nennen sich Todesser und meinen, sie seien die Gefolgsleute des größten schwarzen Magiers, den es je gegeben habe. Sein Name sei Lord Voldemort. Eugenia Jenkins, die Zaubereiministerin, weiß nun, dass die Todesser hinter all den Angriffen, bei denen sämtliche Muggel und Muggelstämmige ums Leben gekommen sind, stecken. In einem Interview warnte sie: „Es scheint mir, als sei die Zaubererwelt einer großen Gefahr ausgesetzt, so groß, wie wir sie seit Grindelwald nicht mehr hatten. Ich bitte daher alle Leute, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen", (siehe S. 20), „damit wir diese Angriffe so schnell wie möglich hinter uns bringen können. Bei Problemen oder ernsteren Komplikationen wenden Sie sich am besten an das gut ausgebildete Aurorenbüro unseres Zaubereiministeriums, damit –" Andromeda klatschte die Zeitung auf den Tisch, denn sie hatte keine Lust, sich noch mehr von Eugenia Jenkins Geschwafel anzuhören. Das Ministerium löste bei ihr nämlich oft gemischte Gefühle aus: bis vor einem Jahr fand sie es dämlich, da sie der festen Überzeugung war, Voldemort würde es in Kürze stürmen, und jetzt, da sich ihre Ansichten geändert hatten, fiel ihr erst auf, wie viele Fake News es verbreitete.

Sie las sich den Satz damit wir diese Angriffe so schnell wie möglich hinter uns bringen können, durch und musste fast laut aufstöhnen. Wie konnte die Ministerin, nach all dem, was Lord Voldemort schon angestellt hatte, immer noch denken, der kleine Krieg sei in wenigen Monaten vorbei?

Laut Bellatrix' Erzählungen war der Dunkle Lord im Vormarsch, und auch wenn Bella vielleicht etwas übertrieben hatte, glaubte Andromeda nicht, dass die Zaubererwelt gewappnet für diesen Krieg war.

Die Todesser setzten ungerührt Todesflüche ein, die Auroren nur Schockzauber. Voldemort schaffte sich Verbündete, die nicht nur Zauberer waren – Werwölfe, Riesen, ... –, und das Ministerium hatte noch keinen blassen Schimmer davon.

„Ich wusste, dass es der Dunkle Lord war", meinte Hazel und knabberte an einer Scheibe Brot, während sie den Text nochmal überflog. „Dad hat davon erzählt. Und er scheint wirklich erfolgreich zu sein."

„Allerdings", sagte Andromeda bitter und beäugte finster die anderen Slytherins. Leises Getuschel war an dem Tisch ausgebrochen, Yaxley grinste sogar. Ganz klar – die fanden Voldemort toll und hatten von ihren Familien schon davon gewusst. Genauso wie Andromeda.

Bei den anderen Haustischen allerdings herrschte nicht so zufrieden Stimmung. Die Gryffindors wirkten aufgebracht und redeten eindringlich aufeinander ein und die Ravenclaws laßen sich stirnrunzelnd den Tagespropheten durch, wie um noch mehr Informationen zu bekommen.

Andromedas Blick schweifte zum Hufflepuff-Tisch. Unwillkürlich begegnete sie Teds Blick. Er schaute sie aus seinen himmelblauen Augen an, dessen Farbe sie selbst aus dieser Entfernung erkennen konnte. Er guckte ausdruckslos, denn natürlich erinnerte er sich an das, was Andromeda ihm vor ihrem ersten Kuss erzählt hatte.

Es gab wirklich Krieg.

Und jeder, darunter Andromeda, der Lord Voldemort persönlich zu Gesicht bekommen hatte, wusste, dass er ein ganzes Jahrzehnt lang anhalten würde.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt