𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟑5, 𝐚 𝐬𝐞𝐫𝐢𝐨𝐮𝐬 𝐜𝐨𝐧𝐯𝐞𝐫𝐬𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧

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Es war eine Schande für Andromeda, dass sie sich in Hogwarts nur ab und zu mit Ted treffen konnte. Es gab keinen einzigen, hundert prozentig sicheren Ort, wo sie lauthals lachen oder gar knutschen könnten. Überall streiften Schüler herum, und jetzt, da der Frühling erwachte, wurde es sogar draußen voller. Mit jedem Tag stiegen die Temperaturen und die Sonne lugte immer öfter aus dem Himmel hervor.

Ehrlich gesagt sah sie Ted nur an den Wochenenden richtig, außer wenn sie zufällig zusammen durch leere Korridore spazierten, was sie meistens bei Nacht taten. Im gemeinsamen Zaubertrankunterricht lächelten sie sich lediglich durch den beißenden Rauch an, riskierten es wie im Verwandlungsunterricht aber nicht, Worte untereinander auszutauschen.

Denn Andromeda hatte keine Ahnung, wie Rebecca oder Hazel reagieren würden, wenn sie von Teds und Andromedas Beziehung wüssten. Bei Narzissa ging sie davon aus, dass sie ganz klar ausrasten würde, Bellatrix ebenfalls, aber bei ihren Freundinnen war sie sich da nicht so sicher. Sie verabscheuten Muggelstämmige nicht richtig, eher machten sie sich über sie lustig, ohne ganz darüber nachzudenken.

Zum Glück waren sie auch noch so dumm und merkten nichts von Andromedas geheimen Treffen mit Ted, denn sie verhielten sich lockerer denn je und verbrachten nun, da sich ihre Hogwartszeit dem Ende neigte, mehr Zeit mit Andromeda und Narzissa. Das war Andromeda ganz recht, denn auch sie war ganz erpicht darauf, viel mit Narzissa zu machen, einfach aus dem Grund, da sie sich, wenn sie selber aus Hogwarts raus war, nicht mehr so oft sehen würden.

Allerdings hätte sie an diesem Samstagnachmittag nicht gedacht, dass sie sich ihre Schwester mal weniger herbei gewünscht hätte als in diesem Moment.

Sie war mal wieder mit Ted unterwegs, auf den bunt blühenden Blumenwiesen nördlich von Hogsmeade. Alles war wunderschön, die Sonne schien warm auf sie drauf und sie hatten einen sagenhaften Ausblick auf das Dorf und Hogwarts, dessen Schlosstürme in der Ferne in den Himmel ragten. Vögel zwitscherten um die Wette, und aus dem nahe liegenden Mischwald hörten sie einen Specht an einen Baum klopfen.

Ted und Andromeda hatten sich auf die Wiese gesetzt und bräunten sich, mit einer Packung Süßigkeiten aus dem Honigtopf.

„Ich werde Hogwarts vermissen", sagte Andromeda, als sie in den wolkenlosen, pastellblauen Himmel schaute. Doch in Gedanken war sie in den dunklen Korridoren des Schlosses, in der geschmückten Großen Halle oder in dem Slytherin-Gemeinschaftsraum, wo sie so viele Stunden, Tage und Wochen ihres Lebens verbracht hatte. Sie kannte keine Jugend ohne Hogwarts und es würde ein schwerer Schritt für sie sein, nach der Schule selbstständig zu werden.

„Ich auch", meinte Ted. „Du musst wissen, dass ich elf Jahre meines Lebens keinen Schimmer davon hatte, dass ich überhaupt ein Zauberer war."

Andromeda lachte gequält. „Das würde ich gar nicht so schlimm finden. Sieh mal, meine Eltern haben mich seit ich ein Kleinkind bin mit dem Glauben aufgezogen, Leute wie du müssten weg. Und ich habe ihnen sogar fast geglaubt."

„Oh ja", sagte Ted. „Ich erinnere mich noch, wie du vor zwei Jahren mit deiner tollen Schwester Bellatrix durch die Gänge stolziert bist und irgendwelche Gryffindors schikaniert hast."

„Das war nur wegen Quidditch! Jeder ärgert die Spieler der gegnerischen Mannschaften, das ist einfach so. Bella hat das Ganze nur ein wenig übertrieben."

„Aber du hast die Gryffindors auch gehasst, habe ich recht?"

„Jaah, das kann sein, aber das lag mir einfach im Blut. Guck mal – für meine ganze Familie außer Sirius ist es normal, dass man die anderen Häuser unterrangig und doof findet. Slytherin war immer schon abgeschottet von Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw."

„Allerdings", meinte Ted. „Und du und deine Schwestern, ihr habt diesen Hass schön voran getrieben."

„Das war früher, Ted", sagte Andromeda geduldig. „Als Kind habe ich meinen Eltern geglaubt. Du würdest ihnen auch glauben, wenn es die einzige Meinung wäre, die du hören würdest, habe ich Recht?"

Ted schwieg kurz. Dann sagte er: „Aber ich hätte darüber nachgedacht, ob diese Einstellung wirklich richtig wäre."

„Das habe ich!" Andromeda richtete sich leicht auf und schaute ihm ernst in die Augen. „Ich habe an den Erzählungen meiner Eltern gezweifelt, von wegen Muggelstämmige müssen weg und Voldemort ist gut. Ich habe dir doch gesagt, dass es mir inzwischen egal ist –"

„Und wie ist es dazu gekommen? Warum hast du so schnell deine Meinung geändert? Sei ehrlich, Dromeda, die Zeiten, in denen du noch das Wort Schlammblut verwendet hast, sind gar nicht so lange her." Ted guckte sie unverwandt an, doch Andromeda spürte eine gewisse Anspannung in seiner Stimme, die ihr sagen ließ, dass er dieses Schimpfwort mehr als alles andere in der Welt verabscheute.

„Ich habe es überhaupt nicht so oft gesagt wie Zissy oder Bella", sagte Andromeda leise, denn Teds Blick machte ihr Angst. Sie hasste es, ihn zerbrochen zu sehen, denn sie wollte ihn lachen und Spaß haben sehen. „Ich – seit mindestens einem Jahr ist dieses Wort nicht mehr über meine Lippen gekommen, das schwöre ich dir." Sie flüsterte fast.

„Und warum?", fragte Ted.

„Deinetwegen. Weil ich dich kennengelernt habe, Ted. Du hast mich dazu gebracht, umzudenken und nicht mehr auf meine Familie zu hören. Voldemort hat auch ein bisschen dazu beigetragen, schließlich hat er das Fass zum Überlaufen gebracht und als er dann auch noch meine große Schwester in seinen Bann zog, habe ich erkannt, dass all die Muggelhasserei nur zu Krieg und Zerstörung führen wird."

Doch sie würde nie erfahren, was Ted darauf antworten wollte, denn eine kühle, gleichzeitig kieksige und unheimlich vertraute Stimme unterbrach sie. „Das klingt sehr interessant, Dromeda."

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt