𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟐, 𝐧𝐚𝐫𝐜𝐢𝐬𝐬𝐚𝐬 𝐥𝐢𝐩𝐬𝐭𝐢𝐜𝐤

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Dora und Kourtney, die beiden Helferinnen, die Druella für die Frisuren der Mädchen herbestellt hatte, brauchten ungefähr eine Stunde, um mit Andromeda und Narzissa fertig zu werden.

Sie hantierten in ihren langen Haaren herum und Andromeda fragte sich, wie sie es hinkriegten, solche Nester zu entknoten. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Bellatrix nervös in dem hellen Ankleidezimmer umher lief, von Schrank zu Schrank, als würde sie nicht recht wissen, was sie anziehen sollte.

„Du bist aufgeregt, habe ich recht?"

„Ein bisschen", gab sie zu. „Es ist so eine neue Erfahrung."

Doch wahrscheinlich wusste sie selber, wie falsch das klang. Sogar Menschen, die sonst nicht mitfühlend waren, würden in dieser Situation bemerken, dass Bellatrix alles andere als entspannt war.

„Bella", sagte Andromeda. „Du musst das hier wirklich nicht machen. Wir werden bestimmt einen anderen Weg finden."

Narzissa warf ihr einen warnenden Blick zu, doch Andromeda ignorierte sie. Das hier war ihre letzte Chance, Bellatrix umzustimmen.

Die älteste der drei Schwestern atmete tief ein und aus. „Ich werde keine andere Entscheidung treffen. Das geht nicht mehr. Dromeda, du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen."

„Ja genau", pflichtete Narzissa ihr wichtigtuerisch bei. Sie war gerade etwas abgelenkt, da Dora ihr genau in diesem Moment den Lippenstift auftrug. Ihr letztes Wort endete mit einem unkoordinierten Ton, der sich anhörte, als würde ihr der Mund zugehalten werden. „Nicht reden, Narzissa", sagte Dora.

„Aber das ist es ja. Ich mache mir Sorgen um dich, Bella", sagte Andromeda, ohne sich davon ablenken zu lassen, dass Kourtney ihr gerade fast die Haare ausriss. „Du hast keine Ahnung, welch großen Schritt du in deinem Leben machst."

„Oh doch, das habe ich."

„Es schien mir allerdings, als wäre dir dein zukünftiges Liebesleben egal. Für dich gab es nur eine Sache: Lord Voldemort. Nichts anderes. Er hat dich sozusagen blind für alle anderen Sachen in deinem Leben gemacht", sagte Andromeda.

Dromeda!", zischte Narzissa warnend, woraufhin Dora entgegen zischte: „Halt still!" Sie war anscheinend immer noch nicht mit dem Lippenstift fertig.

„Ich habe realisiert, was ich tue", sagte Bellatrix, ohne Narzissas Kommentar zu beachten. Generell war sie gerade nicht wie in den letzten Wochen. Sonst hatte sie sich immer hibbelig und ein bisschen psycho verhalten, doch heute war sie ernst und Andromeda sah die liebe und zerbrechliche Seite von ihrer großen Schwester. Es schien ihr, als wäre eine jüngere, unsichere Bellatrix zu Besuch.

Genau das kam Andromeda so anders vor. Bella war sonst selbstbewusst und machte sich über nichts Sorgen ... und jetzt? Jetzt schaute sie drein, als hätte sie eine nicht sehr schmeichelhafte Begegnung mit einem Troll hinter sich gehabt.

„Bella ...", sagte Andromeda. „Ich habe recht. Man sieht es an deinem Gesichtsausdruck. Komm schon, ich bin deine Schwester. Ich weiß, dass du wirklich erst jetzt herausgefunden hast, was du dir da eingebrockt hast."

Bellatrix schwieg, schaute wieder auf ihre Schuhe. Ungeduldig drehte sie sich eine schwarze Locke um den schlanken Zeigefinger. „Ich sollte mein Brautkleid anziehen", sagte sie dann, ohne Andromeda oder Narzissa noch einmal in die Augen zu schauen.

Die Tür des Ankleidezimmers fiel ins Schloss.

„Was sollte das, Andromeda?", fragte Narzissa just zwei Sekunden danach. Inzwischen hatte Dora sich an ihr Augen-Makeup gewandt. „Du hast doch nicht ernsthaft gedacht, sie noch umstimmen zu können."

Doch, habe ich, dachte Andromeda, sagte es allerdings nicht. Auch sie wusste, dass es nun endgültig zu spät war. Es gab kein Zurück mehr. „Jaah, stimmt", sagte sie deshalb und guckte starr mit ihren braunen Augen in den Spiegel vor sich. „Wir werden damit leben müssen."

Ich finde Lestrange ja nicht schlimm", meinte Narzissa. „Besser als Yaxley oder so."

„Oh ja", schaltete Kourtney sich ein. „Ich habe Rodolphus einst auf einem Fest im Anwesen der Malfoys getroffen. Ist echt ein ganz netter Typ, und er hat die gleiche Einstellung gegenüber Muggelstämmigen wie Bellatrix."

„Und gut aussehen tut er auch noch!", flötete Dora. „Habt ihr ihn schon mal gesehen?"

„Klar!", sagte Narzissa. „Das wäre auch eine schöne Schande, wenn wir den zukünftigen Ehemann unserer großen Schwester erst am Tag der Hochzeit zu Gesicht bekommen würden."

„Ach, übrigens, Zissy", sagte Kourtney und steckte Andromedas hellbraune, wellige Haare hoch. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein gewisser Lucius Malfoy und seine Eltern auch aufkreuzen werden." Mit einem vielsagenden Blick schaute sie zu ihr hinüber.

Narzissa lief tomatenrot an. Sie starrte geradeaus, die blassblauen Augen strikt nach vorne gerichtet, die Lippen fest aufeinander gepresst. Belustigt musste Andromeda feststellen, dass Zissy gerade versucht hatte, nicht aufzuquieken.

„Soso", sagte sie und grinste leicht. „Lucius Malfoy also. Kourt, du hast gesehen, wie erfreut unsere kleine Zissy ist. Sieh sie dir nur an!"

Kourtney gluckste.

„Ich freue mich nicht!", widersprach Narzissa, als sie sich wieder etwas gefasst hatte. „Also – ich meine natürlich, ich finde es nicht schlimm, wenn er kommt –"

„Ach ja?", fragte Andromeda und hob amüsiert eine geschwungene Augenbraue.

„Jaah – nein, also ich wollte damit sagen, dass es mich nicht kümmert, ob er da ist oder nicht – er ist einfach ein ganz normaler Mitschüler –"

„Mhm", sagte Andromeda. „Ein ganz normaler Mitschüler."

„Jup. Niemand weiteres als – Avery oder so." Narzissa war sichtlich erleichtert, wieder normal reden zu können. Sie nickte etwas zitternd, dann wandte sie alle Aufmerksamkeit ihrem Spiegelbild zu.

„Genießt diese Hochzeit einfach", sagte Dora. „Hochzeiten sind einmalig, und wer weiß, was noch passieren wird."

Und Dora würde recht behalten. Davon hatten alle Anwesenden in diesem Raum nur noch keinen blassen Schimmer.

𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫𝐬 𝐨𝐟 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞 𝐛𝐥𝐚𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt