5. Die Pille-Pille?

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Anders Sicht:

Als ich aufwachte war es bereits Mittag und das Bett neben mir war leer. Verwirrt rieb ich mir über die Augen und stieg aus dem Bett. Wo war sie hin?
Ich zog mir eine lockere schwarze Jeans mit Taschen an und dazu ein weites T-Shirt mit weißer Aufschrift. Dann ging ich nach unten.

Bereits auf der Treppe hörte ich das glockenhelle Lachen meiner Mutter und Eleanors laute Stimme. Grinsend machte ich die Küchentür auf.

>> Ander, da bist du ja endlich. Eleanor und ich sind seit Stunden wach. << Mein Blick wanderte rüber zu Eleanor, die mit einer Tasse schwarzen Kaffee in der Hand auf dem Küchentresen saß und mit den Beinen wackelt. Sie lächelte, als sich unsere Blicke trafen und mein Bauch zog sich angenehm zusammen.

>> Man siehst du scheiße aus <<, sagte sie fröhlich und fuhr mir mit ihren Fingern durch die wirren Locken. Während ich zwischen ihren Beinen stand, legte ich die Hände auf ihren Oberschenkeln ab.

>> Besser? <<, fragte ich grinsend.

>> Nein, was ich meine lässt sich leider nicht beheben. << Ich zwickte ihr in die Wange und verdrehte die Augen.

>> Und? Habt ihr irgendeinen Plan für heute? <<, fragte meine Mum mit dumpfer Stimme, da ihr Kopf in der Spülmaschine steckte. Ich drehte mich zu ihr um und lehnte mich gegen die Ablage. Rechts und links von mir wackelte Eleanor mit den Beinen.

>> Ich wollte heute Herbert besuchen. <<

Sofort schoss mein Blick über meine Schulter zu Eleanor. >> Gute Idee, ich komme mit <<, stimmte ich ihr zu und gab meine Position auf, um mir einen Toast in den Toaster zu stecken.

>> Wie geht es ihm so? <<, fragte Eleanor, als meine Mutter die Küche verließ.

>> Letzte Woche hat er sich seinen Arm gebrochen, als er versucht hat Äpfel zu pflücken. Aber ansonsten geht es ihm sehr gut. Ich war vorgestern für ihn einkaufen, da war er topfit. <<

Herbert war ein 82-Jahre-Alter Mann, der in meiner Straße wohnte. Eleanor und ich hatten ihn kennengelernt, als wir neun und acht waren. Also vor fast zehn Jahren. In Herberts Garten stand der mit Abstand größte Apfelbaum, den man jemals gesehen hatte. Und eines Nachmittags hatten Eleanor und ich versucht Äpfel zu stehlen.

Doch Herbert war für einen Rentner unglaublich schnell gewesen und hatte uns schreiend verjagt. Bevor Eleanor über den Holzzaun hatte steigen können, hatte er ihren Oberarm gepackt und sie festgehalten. Um sie nicht allein zulassen, war ich wieder zu ihr in den Garten geklettert.

>> Was wollt ihr hm? <<, hatte Herbert uns wütend gefragt und da hatte Eleanor angefangen zu weinen. Während ich ihn trotzig beobachtet und Eleanor aus seinem Griff entzogen hatte, beichtete sie schluchzend unseren Plan.

Erst hatte Herbert geschwiegen, doch dann, ganz langsam, hatte sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausgebreitet und er hatte schallend angefangen zu lachen. >> Kommt rein, ich habe Apfelkuchen gemacht. <<

Das war das einzige gewesen, was er dazu gesagt hatte. Und Himmel, lasst euch sagen, niemand machte besseren Apfelkuchen als Herbert. Seitdem war jeden Mittwoch Apfelkuchentag bei ihm.

>> Er ist in den Baum geklettert? <<, fragte Eleanor besorgt und trank ihren Kaffe aus. Ich nickte stumm und biss in den trocknen Toast. >> Ich muss mich eben nochmal umziehen. Ich muss also nochmal nach Hause, bevor wir zu ihm gehen, okay? <<

Ich nickte wieder und versuchte was zu sagen.

>> hmmpfhmhmlmlm, sehe ich genauso <<, machte sie mich nach und ich zeigte ihr meinen besten Finger, bevor ich runterschluckte.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt