43. Endlich wieder Apfelkuchen

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Anders Sicht:

Als ich zurück ins Zimmer kam waren Feo, Max und Eric dazugekommen. Auch Lucy und Felina waren heute mal dabei und alle unterhielten sich lachend. Kurz spielte ich mit dem Gedanken nach Hause zu gehen und einfach allen zu sagen, dass mir übel war. Gelogen wäre das nämlich nicht.

Aber als ich sah, wie Eric Eleanor betrachtete, setzte ich mich zurück auf meinen Platz und winkelte die Beine an.

>> Da kann ich doch nichts dafür! Die Frau hat mir die Ravioli geradezu aus der Hand gerissen. Das die Dose dann durch die Scheibe gekracht ist, war ja wohl ihre Schuld <<, rief Lucy und die anderen lachten.

>> Genauso wie die halbe Schlägerei zwischen dir und der Frau danach? <<, fragte Felina hämisch und Lucy verdrehte die Augen.

>> Ich habe sie nur ein "kleines Stück Dreck" genannt, als sie mich auch schon an den Haaren zu Boden gerangelt hat. Und für alles danach bin ich nicht verantwortlich gewesen! <<

Als mein Handy piepste, schaute ich auf das Display und sah, dass es Anna war. Ich schaltete mein Handy wieder aus, ohne ihr zu antworten. Wir hatten uns zwar am Montagabend getroffen, aber ich musste wie immer feststellen, dass mich kein anderes Mädchen interessierte als Eleanor.

Vielleicht sollte ich Anna das mal schreiben. Eigentlich gehörte es sich nicht einfach über Handy jemandem zu schreiben, dass man kein Interesse hatte, wenn man sich bereits zwei Mal mit der Person getroffen hatte, aber ich hatte keine Lust mehr, mich überhaupt noch mit irgendjemandem zu treffen.

Anna war vielleicht ein supernettes Mädchen, aber definitiv nicht die Richtige für mich.

--

Am Freitag nach der Schule freute ich mich darauf Eleanor allein zu sehen. Ich sah sie zwar auch in der Schule, wo sie, wie sonst auch immer, die Mittagspause an unserem Stammtisch der Cafeteria verbrachten, aber dort lief sie immer mit Kira und Leonie rum.

Als ich ihr schrieb, dass ich da war, hörte ich, wie die Musik in ihrem Zimmer ausgestellt und kurz darauf die Haustür geöffnet wurde.

Ich drehte mich zur Tür und da kam sie mit ihren hohen verzierten Socken, Turnschuhen, einem riesigen ausgewaschenen T-Shirt, dass ihr bis zu den Knien reichte und ihrem wunderschönen Lächeln die Stufen der Veranda runtergehopst.

Ich bemerkte erst, dass ich lächelte, als sie mir mit dem Zeigefinger in das Grübchen meiner Wange pikste. >> Na Zwerg <<, begrüßte sie mich gutgelaunt und lachend schlang ich einen Arm um ihre Hüfte, bevor ich sie hochhob und über meine Schulter warf.

>> Mich stört das gar nicht <<, kam es außer Atem von ihr und sie wackelte mit den Füßen vor meinem Gesicht herum. >> Aber ich glaube jeder hier kann mir jetzt unter das Shirt gucken. <<

Ich richtete das Shirt, obwohl man auch vorher nichts hatte sehen können, weil sie noch immer eine Jeans darunter trug und lief so mit ihr den Gehweg entlang. Als wir an einem Kleinkind vorbeiliefen, starrte es mit großen Augen zu mir hoch. Als ich lächelnd an ihm vorbeigegangen war, hörte ich Eleanor röcheln.

>> Hilfe. Er bringt mich um. Urgh <<, rief sie und lachend schaute sie dabei zu, wie das Kind panisch von uns weglief und dabei nach seiner Mutter rief.

>> Du kleines Biest <<, zog ich Eleanor auf, die immer noch vor sich hin lachte.

>> Mir doch egal. Kannst du mich doch absetzten? Mein Mittagessen wird gerade in die falsche Richtung gepresst und kommt gleich oben wieder raus. Dabei muss da gleich noch Apfelkuchen reinpassen. <<

>> Nö <<, sagte ich schlicht, doch bei der nächsten Kreuzung setzte ich sie tatsächlich wieder auf dem Boden ab.

>> Wie gnädig, der Herr. <<

>> Immer doch my Lady. << Als sie lächelnd vor sich auf den steinernen Gehweg schaute, kniff ich ihr leicht in die Seite. >> Warum so gut gelaunt? << Als sie aufsah, wusste ich die Antwort, noch bevor sie sie aussprach.

>> Ich freue mich auf morgen, das ist alles. <<

>> Wie schön für dich <<, pampte ich sie an und als sie fragend die Augenbrauen hochzog, ärgerte ich mich über mich selbst. Casper hatte Recht. Ich war selbst schuld. Doch jetzt war es vermutlich sowieso schon zu spät.

Falls sie überhaupt mal wirklich auf mich gestanden hatte, dann tat sie es jetzt garantiert nicht mehr.

Als wir bei Herbert in die Straße einbogen, zwang ich mich dazu, mich endlich wieder zusammenzureißen. Eleanor lief die letzten Meter und klingelte. Ich erreichte gerade die Haustür, als Herbert sie auch schon öffnete. >> Da seid ihr ja. Ich habe schon gedacht ihr versetzt mich schon wieder. <<

>> Sorry. Eleanor war Mittwoch bei Tom, da konnten wir nicht kommen <<, platze ich genervt heraus und biss mir danach selbst auf die Zunge. So viel zum Thema zusammenreißen...

>> Was soll das? <<, zischte Eleanor, während wir Herbert durch den Flur zur Hintertür, hinaus in den Garten folgten, wo er den Gartentisch gedeckt hatte.

>> Ist doch die Wahrheit <<, gab ich bissig zurück, als wir platznahmen.

Eleanor musterte mich noch kurz, bevor sie sich mit einem Lächeln Herbert zuwandte. >> Dein Gips ist endlich ab <<, stellte sie fest und deutete auf Herberts Arm.

>> Ich habe ihn selbst entfernt letzte Woche. Das war ja nicht mehr auszuhalten. <<

Jetzt seufzte Eleanor und sah ihn tadelnd an. >> Ich bin mir fast zu einhundert Prozent sicher, dass das nicht okay war. <<

>> Ach, die Ärzte haben doch auch keine Ahnung. <<

>> Im Normalfall wissen sie, wann man einen Gips abnehmen darf <<, stimmte ich Eleanor zu und Herbert wank ab.

>> Kuchen? <<, fragte er und tat uns beiden zwei Stücke auf, bevor wir den Mund öffnen konnten.

>> Danke, ich freu mich da seit letztem Mittwoch drauf <<, sagte Eleanor glücklich. Von der Seite sah ich sie an. Die warme Nachmittagssonne schien ihr ins Gesicht, sodass ihre langen Wimpern Schatten auf ihren Wangen warfen und ihre Lippen glänzten ziemlich einladend.

>> Ander? <<, riss mich Herbert aus meinen Gedanken und ich sah ertappt auf.

>> Ja? <<

Herbert schaute von mir zu Eleanor, bevor er sich ein Stück Kuchen in den Mund steckte und dann mit vollem Mund sagte: >> Nichts. Die Frage was los ist hat sich gerade geklärt. <<

Ich spürte wie mir die Hitze in die Wangen schoss und schnell nahm ich auch einen Bissen von dem Kuchen, um etwas zu tun zu haben. Erst Pia und jetzt auch noch Herbert.

Ich war wohl ziemlich auffällig, verdammt.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt