28. Kontrollverlust

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Anders Sicht:

Ich wusste nicht, wie lange Eleanor und ich zusammen tanzten. Sie hatte einen Arm um meinen Nacken gelegt und ich einen Arm um ihre Taille geschlungen.

Eigentlich hatte ich sie nur von dem Sofa wegbekommen wollen, da Eric sie schon wieder angemacht hatte. Es hatte mir noch nie gefallen, wenn Eric versucht hatte, Eleanor rumzukriegen. Was er bereits seit vier Jahren erfolglos probierte.

Doch jetzt war bestimmt eine Stunde vergangen, in der wir nicht geredet, sondern einfach nur miteinander getanzt hatten. Ich liebte es Eleanor so nah bei mir zu haben. In diesen Momenten machte ich mir über nichts Gedanken.
Ich war definitiv betrunken und Eleanor schien ebenfalls auf einem guten Level zu sein.

Die Situation in der Küche wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Beinahe hätte ich sie geküsst. Ich wollte es gerade tun, als ich realisiert hatte, was wir da taten. Aber es änderte nichts daran, das ich es wollte.

Fuck, war das scheiße! Ich fühlte mich wie Casper, Feo und all die anderen in der Pupertät gewesen waren. Alles war aufregend gewesen und sie hatten andauernden erzählt, dass sie zwischendurch einfach hart wurden. Dass sie Bock auf Sex hatten. Dass sie Mädchen heiß fanden.

Ich hatte immer gedacht, dass Eleanor schön war, das schon. Immer schon hatte mir ihr Anblick den Atem verschlagen. Aber ich hatte nie ein Mädchen heiß gefunden. Nie mit einer mehr gewollt.
Bis mich in der einen Nacht beim Feiern Eric und ein paar Jungs damit aufgezogen hatten. Und am nächsten Morgen war ich bei einem fremden Mädchen aufgewacht.

>> Ich muss unbedingt was trinken. Scheiße, habe ich Durst <<, rief Eleanor plötzlich und löste sich von mir. Ich blinzelte mehrmals, weil sie mich aus den Gedanken gerissen hatte.

>> Ich komme mit <<, informierte ich sie. Eleanor stolzierte voran, quetschte sich durch die Menschen, die ich teilweise nie zuvor gesehen hatte und betrat die Küche. Ihren Becher hatte sie verloren, also nahm sie sich einen, der rumstand, wusch ihn ordentlich aus und kippte dann irgendwas zusammen, dass definitiv nicht lecker aussah.

Ich schaute ihr dabei zu. Sie trug ein enges dunkelrotes Kleid und sah darin so verdammt gut aus. Mein Blick fiel auf ihren Ausschnitt und als ich es merkte, ließ ich genervt den Kopf in den Nacken fallen.

>> Du hast in zwanzig Minuten Geburtstag Bro <<, rief Casper plötzlich und klopfte mir auf den Rücken. Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen.

>> Schon? << Die Zeit war so schnell vergangen. Keine Ahnung ob es an dem Alkohol oder Eleanor lag.

>> Ich gehe wieder rein, okay? <<, fragte Eleanor und ich nickte nur, während sie verschwand.

>> Alles cool zwischen euch? <<

Ich schaute Casper an. >> Ja klar, wieso? << Ich wusste genau wieso. Er zog eine Augenbraue nach oben. >> Achso. Ja, alles cool. <<

>> Okay. Tut mir übrigens leid wegen- <<

>> Kein Problem <<, unterbrach ich ihn allerdings. Ich wollte keine weiteren Entschuldigungen hören, geschweige denn an den Kuss erinnert werden.

>> Okay, wenn du meinst. Wusstest du, dass ich überlegt habe die Schule zu schmeißen? <<

Überrascht trank ich einen weiteren Schluck aus dem Becher. >> Ehrlich? <<

>> Nein, aber bei dem Gedanken an die Beuke finde ich die Idee gar nicht so abwegig. Allein die Vorstellung sie am Montag wiederzusehen. Bäh! <<

Frau Beuke war unsere Englischlehrerin und es war nicht übertrieben, wenn man sagte, dass sie Casper bis auf dem Tod hasste.

Was allerdings nachvollziehbar war, wenn man bedachte, dass Casper regelmäßig während ihres Unterrichtes Frühstückte, indem er ganze Berge an Essen aus seiner Tasche zauberte und begann sich Brote zu schmieren oder dass er jede ihrer Fragen an ihn mit der Gegenfrage: Wissen sie denn die Antwort nicht, oder warum fragen sie mich? Beantwortete.

Andererseits war sie auch kein sonderlich großer Fan von mir, weil ich zum einen neben Casper saß und zum anderen bereits vier Mal in ihrem Unterricht eingeschlafen war. >> Ich bin dabei. Lass uns Schule schmeißen. Scheiß auf die Beuke. <<

Um zehn vor zwölf gingen wir in die Stube zu den anderen, als ich gerade sah, dass Eleanor die Treppe hochhastete. Mit gerunzelter Stirn folgte ich ihr und versuchte betrunken wie ich war, keine der Treppenstufen zu verfehlen. Sie war ins Badezimmer gelaufen und hatte sich eingeschlossen.

>> Eleanor, alles okay? <<, fragte ich. Vielleicht will sie ja einfach nur pinkeln, dachte ich. Doch da schloss sich die Tür auf. Ich trat ein und schloss hinter mir wieder ab.

>> Ja, alles okay. Aber irgendjemand hat mir Trinken über das Kleid gekippt und ich will es rauswaschen, bevor es Flecken gibt. << Ihre Wangen waren gerötet und ihre Haare ein wenig zerzaust. Und wie sie betrunken war. Sie rubbelte an dem Kleid rum, bis der Fleck nur noch nass war. Erleichtert warf sie das Tuch in den Mülleimer und strich sich dann mit den Fingern die Haare glatt.

>> Noch füüünf Minuten bis zu deinem Geburtstag <<, sagte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr, dabei fiel ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich lächelte und beugte mich zu ihr runter, um sie ihr hinter das Ohr zu streichen. Sofort verstummte sie und schaute zu mir hoch.

Ich versuchte meinen Blick von ihren großen grauen Augen abzuwenden und scheiterte. Stattdessen rutschte mir raus: >> Eleanor, du siehst so fucking schön aus! <<

Selbst hier oben hörte man die Musik noch, doch es war eine angenehme Abwechslung zu dem enormen Lärm, der unten herrschte. Sie keuchte leise und kurz huschte ihr Blick runter zu meinen Lippen.

Sofort hatte ich das Bild vom Lagerfeuer vor Augen. Wie ich an ihrer vollen Unterlippe saugte und wie sie mir mit den Händen über die Brust fuhr. Keine Ahnung wer von uns beiden einen Schritt gemacht hatte, aber auf einmal standen wir uns viel näher. Ich konnte ihren Atem auf meinem Hals spüren und ihren angenehmen Geruch wahrnehmen.

Bitte mach was, damit wir das hier nicht tun, denn ich bin definitiv nicht mehr in der Lage von alleine aufzuhören, dachte ich, doch stattdessen lehnte sie sich weiter zu mir hoch. Mein Blick verließ ihre Augen und fokussierte stattdessen ihre Lippen, die jetzt so verdammt nah waren. Ich spürte ihre kleinen Hände an meinen, die jetzt langsam meine Arme hochstrichen und sich in meine Oberarme krallten.

Und in dem Moment verlor ich die Kontrolle über meinen Körper. Ihre Haut auf meiner zu fühlen, legte einen Schalter bei mir um und ich konnte keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Meine Arme legten sich um ihren Bauch und zogen sie an meinen Körper, sodass kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte und ich presste meine Lippen auf ihre.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt