40. Therapiestunde bei Kira

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Eleanors Sicht:

Wir kamen um halb sieben zuhause an und glücklich kletterte ich über die Mittelkonsole auf seinen Schoß, wo ich meine Hände in seinen Nacken legte und mich an ihn schmiegte. >> Ich habe es zwar schon gesagt, aber danke für den Ausflug Ander! <<

Ich spürte ihn an meiner Wange grinsen, als er die Arme um mich schlang und wie immer eine Hand an meinem Rücken unter das Oberteil schlüpfen ließ, wo er mir über die weiche Haut strich. >> Ich habe es zwar schon gesagt, aber immer <<, antwortete er lachend, doch ich blieb noch eine Zeitlang so sitzen.

Ich hatte meinem Vater schon geschrieben, dass ich gleich zuhause war, auch wenn er nur dachte, dass ich woanders übernachtet hatte und nach der Schule mit zu einer Freundin gegangen war. Er hatte mir geantwortet, dass er zu sieben Uhr kochte, also musste ich eigentlich gleich nach Hause.

Ich löste mich von dem schönen Jungen vor mir und lehnte mich ein wenig zurück. >> Viel Spaß mit Casper heute Abend <<, wünschte ich ihm, bevor ich von seinem Schoß kletterte, meine Taschen zusammensuchte und ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange gab.

Zuhause brachte ich zuerst meine Sachen in mein Zimmer, bevor ich schnell unter die Dusche sprang. Erst dann ging ich runter in die Küche und umarmte meinen Vater, als er gerade aus der Tür kam, vermutlich um Pia und mich zum Essen zu rufen.

>> Na, wie war dein Tag. <<, fragte er und rief dann die Treppe hoch, dass Pia kommen sollte.

>> Gut, nichts Besonderes. Aber gut. <<

>> Freut mich. Hab gehört du warst in Prag? <<, fragte er und ich sah auf. Mein Vater fand immer alles raus. Ich fragte schon gar nicht mehr wie.

>> Jap <<, sagte ich lediglich und setzte mich an den Tisch.

>> Pia hat dein Handy aus Spaß geortet, macht sie wohl öfter. Deshalb weiß ich davon. Wie wars? <<

Ich lächelte automatisch, weil mein Vater so entspannt reagierte. Aber so war er immer. Hätte er vorher davon erfahren, dann hätte er mir das definitiv ausreden wollen. Doch wenn es eh vorbei war und es mir gut ging, dann reagierte er immer gelassen.

>> Echt schön. Ich habe Fotos gemacht, die kann ich euch später groß auf dem Fernseher abspielen. <<

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Zwei Stunden später saß ich dann bei Kira auf dem Bett und hielt ein Glas mit Pfirsicheistee in den Händen. Leonie hatten wir auch eingeladen, aber sie war mit der Familie von ihrem Freund Essen. Kira hatte sich mein Handy geschnappt und scrollte durch die Bilder, die ich von Prag gemacht hatte.

>> Das ist Wahnsinn. Da saß ich in scheiß Religionsunterricht und du warst in Tschechien. << Sie schüttelte ungläubig den Kopf, bevor sie mir das Handy zurückgab.

Kira hasste den Religionsunterricht, seit sie sich mit der Lehrerin angelegt und „höflich“ gebeten wurde, den Raum zu verlassen.

>> Nächstes Mal nehmen wir dich dann mit, keine Angst. <<

>> Ich bestehe darauf. Und Leonie nehmen wir auch mit. Auch, wenn sie darauf bestehen wird, Max mitzunehmen. Und dann werden die beiden es immer und überall treiben. Selbst auf der Rückbank. <<

Ich zog die Nase kraus. >> Kopfkino. <<

>> Mir doch egal. Aber jetzt reden wir mal über Ander. <<

>> Nur, wenn wir danach über dich und deine Theaterliebschaft sprechen und wie es so mit ihr läuft! <<

>> Deal <<, stimmte Kira zu.

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>> Also du willst mit Ander zusammenkommen? <<, fragte Kira. Sie hatte darauf bestanden sich einen Stuhl heranzurücken und hielt Blatt und Stift auf ihrem Schoß, während ich vor ihr auf dem Bett lag, als wäre ich in einer Therapiestunde.

Aber seit Kira selbst Therapiestunden nahm, fand sie das ziemlich witzig, obwohl sie ihrer Therapeutin einfach gegenüber auf einem Stuhl saß. Sie hatte einen… schrägen Sinn für Humor.

>> Ja. Also er würde ja trotzdem mein bester Freund bleiben. Ich meine, nur weil ich mich dazu entscheiden würde, mit ihm Zusammensein zu wollen, müssen wir ja keine Freunde mehr sein oder nicht?

Ich meine in den besten Beziehungen sind die Beziehenden… die Beziehungsbetreibenden… die beiden Personen, die die Beziehung eingehen, doch trotzdem Freunde. Das sagen doch alle immer, wenn sie heiraten in ihren Ehegelübden. Du bist die Liebe meines Lebens, mein Bester Freund, meine bessere Hälfte, blablabla. All dieser Kram. <<

Kira nickte ernst und schieb irgendeinen Müll auf. >> Und er hat gesagt, dass er nur befreundet sein möchte? <<

Ich nickte und schaute runter auf meine Hände. >> Er meinte, dass er Angst hatte, dass der Kuss für mich etwas verändert hatte. FÜR MICH! So ein Sackgesicht <<, maulte ich.

Jetzt setzte Kira ihre Brille auf die Stirn, nur um sie direkt wieder aufzusetzen. >> Nein, dann sehe ich überhaupt nichts mehr. Aber halt mal <<, erwiderte sie und reichte mir den Block, sodass sie ausstehen konnte.

Als ich auf das Blatt herunterschaute, las ich, was sie geschrieben hatte. „Gummibären sind zum Glück keine Bären aus Gummi. Cry me a river. Eleanor stinkt. Lalala.“

Ich wedelte mit dem Block. >> Gute Sachen hast du dir da rausgeschrieben. Vielleicht solltest du doch Therapeutin werden. <<

Sie ignorierte mich und lief vor mir im Zimmer auf und ab. >> Also mal ehrlich. Der Junge ist dumm. Wie ich dir heute Morgen am Telefon gesagt habe, er liebt dich. Das weiß jeder. <<

Ich verdrehte die Augen und setzte mich im Bett auf. >> Anscheinend nicht. <<

Jetzt setzte sich Kira zu mir auf das Bett. >> Anscheinend bist du auch dumm. Wie Yoda sagen würde: Er dich lieben tut. Und du ihn lieben tust. Ihr euch lieben tut. Jeder wissen. Nur ihr nicht wissen tut. <<

Ich grinste, doch allein bei dem Gedanken daran, dass ihre Worte wahr sein könnten, brannten bei mir alle Sicherungen durch.

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Moin, Moin.

Ich wollte in diesem Kapitel übrigens niemanden angreifen oder so, falls jemand das Gefühl hat, dass Therapie hier irgendwie ins lächerliche gezogen wird.

Ich habe selbst Therapie und gehe einfach gerne locker damit um.

Also: 😗✌🏼 peace

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt