Anders Sicht:
Fuck!
Ich drehte mich auf den Rücken und öffnete wieder die Augen.
Fuck, fuck, fuck!
Ich konnte nicht schlafen. Ich lag seit Stunden im Bett und eigentlich hätte ich längst aufstehen können, weil ich meine Mutter bereits in der Küche hantieren hörte, doch ich konnte mich nicht dazu durchringen.
Ich hatte Eleanor geküsst.
Oder sie mich.
Oder wir uns.Scheiße, was auch immer, wir hatten uns geküsst und jetzt konnte ich einfach nicht aufhören daran zu denken. Es war ein Mittwochmorgen um kurz nach neun und ich dachte an die Lippen meiner besten Freundin.
Fuck!
Ich hatte bisher zwar vermutlich das Mädchen geküsst, bei dem ich am nächsten Morgen mit einem totalen Blackout aufgewacht war, aber daran erinnerte ich mich nicht.
Ich erinnerte mich bisher an nur einen Kuss und das war der mit Eleanor am Feuer. Keine Ahnung, wieso ich nie Lust gehabt hatte, jemanden zu küssen. Ich liebte es. Die Gefühle in dem Moment waren der Wahnsinn. Es war aufregend, ich wollte mehr. Von ihr.
Aber wieso ausgerechnet Eleanor? Hätte es nicht ein anderes Mädchen sein können, das ich hätte küssen müssen? Obwohl ich wusste, dass ich dann wirklich keine Lust gehabt hätte. Ich hatte nur zugestimmt, damit Eleanor in Ruhe gelassen wurde und nicht noch jemand anderen küssen musste. Eric zum Beispiel.
Aber jetzt wusste ich, wie es war und was man dabei fühlen konnte. Ich wollte nie wieder was anderes tun.
Die gesamte Zeit am Feuer und den Rückweg zu den Autos hatte ich sie nicht anschauen können, aus Angst, dass ich sie wieder küssen würde, wenn ich ihre Lippen nur ansah.
Geplant war es, sie kurz zu küssen, so unschuldig ein Zungenkuss eben sein konnte. Doch das plötzliche und heftige Zusammentreffen unserer Lippen hatten mich so aus der Fassung gebracht, dass all meine Pläne vergessen waren. Ich hatte die ganze Aufgabe vergessen.
Das einzige, an das ich gedacht hatte, war es, ihr noch näher zu kommen, sie noch länger zu küssen und daran, dass es mir verdammt doll gefiel. Wie sollte ich ihr denn jetzt jemals wieder in die Augen schauen, ohne daran zu denken, wie es gewesen war, sie zu küssen?
Warum konnte sie überhaupt so gut küssen?
Weil sie es schon öfter getan hatte, war klar, aber trotzdem war ich nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sie mich so küsste. Oder darauf, dass mein Körper getan hatte, was er getan hatte. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen.
Mein Körper hatte sofort auf sie reagiert und dass auch an einer Stelle, die ich nie mit ihr in Verbindung bringen wollte. Ich hoffte nur, dass sie wenigstens das nicht mitbekommen hatte.
Scheiße, ich musste aufstehen. Wenn ich hier rumlag, lenkte mich nichts ab und ich konnte an nichts anderes mehr denken.
Ich sprang geradezu aus dem Bett und flitzte nach unten in die Küche.
>> Guten Morgen. Ich hätte nicht gedacht, dich vor Mittag zu sehen, so spät, wie du wiedergekommen bist. <<
>> Ja, ich weiß. Ich konnte nicht schlafen. <<
Meine Mutter ließ das unkommentiert und ich holte mir Müsli aus dem Schrank und füllte es in eine Schale. Gerade, als ich Milch hinzu kippte, riss meine Mum mich aus meinen Gedanken. >> Und? Irgendwelche Pläne für heute? Heute ist Mittwoch, dass heißt Eleanor und du gehen zu Herbert Kuchen essen, oder? <<
Scheiße! >> Ich weiß es nicht. Mir geht es irgendwie nicht so gut. Vielleicht geht sie alleine heute. <<
Ich sah, dass meine Mutter die Stirn runzelte, doch ich machte mich aus dem Staub, bevor sie etwas dazu sagen konnte. Ich verkroch mich wieder in mein Zimmer und stellte den Fernseher an. Ich stellte ihn so laut, dass ich mir keine Gedanken mehr machen konnte.
Gegen Nachmittag ging ich dann an mein Handy und sah, kann ich eine Nachricht von Eleanor hatte und zwei von Feo. Ich ging zuerst auf Feos Chat.
Feo: Sry Bro, das war scheiße von mir gestern
Feo: Wirklich, tut mir leid. Bitte sei nicht sauer auf mich, okay?
Ich seufzte und schloss einen Moment die Augen. Jetzt war es sowieso zu spät.
Ander: Du bist ein Arsch, mach den scheiß nie wieder.
Ander: Ich bin nicht sauer. Also alles gut!
Dann war da noch die Nachricht von Eleanor. Ich zögerte einen Moment und schaltete dann automatisch den Fernseher leiser, bevor ich die Nachricht öffnete.
Eleanor: Heute Herbert?
Ander: Ich kann nicht. Sry
Erst, als ich es abgeschickt hatte, fiel mir auf, wie gemein ich rüberkam. Ich wartete darauf, ob sie mir antwortete, doch das tat sie nicht mehr und eine Stunde später schaltete ich das Handy aus. Jetzt war sie vermutlich schon bei Herbert.
Konnte man sich eigentlich noch blöder nach so einer Situation verhalten als ich? Für sie war das vermutlich genauso seltsam, wie für mich und ich begann damit sie zu meiden. Irgendwann wurde ich dann doch müde und schlief ein.
Gegen vier Uhr nachts wachte ich kurz auf, kam nicht umhin mein Handy zu checken, ob sie mir geschrieben hatte und schlief dann enttäuscht wieder ein.
Als ich das nächste Mal aufwachte war es bereits Mittag und ich hatte fast sechzehn Stunden geschlafen.
Ob das noch gesund war?
Ich aß etwas von dem Essen, dass meine Mutter mir zurückgestellt hatte und ging danach eine Runde Skateboard fahren. Eleanor hatte immer noch nicht geschrieben und abends fiel mir auf, dass am nächsten Tag meine Geburtstagsfeier war.
Würde sie überhaupt kommen, so scheiße, wie gerade alles war?
Ich aß mit meiner Mutter zu Abend und gegen neun Uhr hielt ich es nicht mehr aus, zog mir meine Schuhe an und verließ das Haus. Wir mussten das definitiv klären und uns vertragen. Falls wir überhaupt Streit hatten.
Auf jeden Fall mussten wir die scheiße zwischen uns wieder ins Reine bringen und genau das würde ich jetzt auch machen.
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Eleanor und Ander ✔️
Romance*Abgeschlossen* ---- "Ich hatte Eleanor geküsst. Oder sie mich. Oder wir uns. Scheiße, was auch immer, wir hatten uns geküsst und jetzt konnte ich einfach nicht aufhören daran zu denken. Es war ein Mittwochmorgen um kurz nach neun und ich dachte a...