33. Bleiben wir Freunde?

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Eleanors Sicht:

Am Wochenende traf ich mich dann zum ersten Mal mit Tom. Ich fuhr zu ihm und wir gingen spazieren, bevor wir zusammen zum Abendessen etwas kochten. Das Treffen verlief ziemlich freundschaftlich und als ich mich verabschiedete, umarmte er mich zum Abschied. Doch wir hatten abgemacht uns gleich in ein paar Tagen wieder zu treffen.

Mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde ich dann wach, weil jemand gegen mein Zimmerfenster klopfte. Ander, dachte ich sofort und war direkt hellwach. Das hatte er früher immer gemacht, wenn er nicht schlafen konnte oder einfach, wenn er nachts zu mir wollte. Dann war er über das Carportdach zu meinem Fenster geklettert und hatte geklopft, bis ich aufgewacht war.

Als ich mich aus der Decke schälte, schaltete ich das Nachtlicht an und wie erwartet, konnte ich Ander vor meinem Fenster erkennen. Wie erstarrt stand ich in der Mitte meines Zimmers. Erst, als er mir mit einer Handbewegung deutete mich zu beeilen, erwachte ich aus meiner Starre und öffnete das Fenster.

Während er in mein Zimmer kletterte, schloss ich das Fenster wieder und als ich mich umdrehte, saß er bereits auf meinem Bett. Unschlüssig blieb ich im Raum stehen. Doch als auch er nichts sagte, hob ich fragend die Augenbrauen.

Ander zögerte, öffnete kurz den Mund, bevor er ihn wieder schloss. Dann breitete er plötzlich die Arme aus. Ungläubig schaute ich ihn an, bevor meine Unterlippe zu beben anfing und ich auf ihn zu stolperte und mich in seine Arme schmiegte.

Ich hatte keine Ahnung, was seinen plötzlichen Sinneswandel bewirkt hatte, warum er plötzlich doch Kontakt zu mir aufnahm, aber in diesem Moment war es mir egal. Hauptsache ich konnte ihm wieder nah sein.

Ich vergrub den Kopf in seiner Halsbeuge und hatte mich auf seinen Schoß gesetzt, die Beine rechts und links von ihm. Dass er mich mit seinen Händen an meinem Rücken noch näher an seine Brust zog, sorgte nicht unbedingt dafür, dass mein Tränenfluss stoppte.

>> Tut mir leid <<, murmelte er in meine Haare und als ich den Kopf von seiner Brust nahm, strich er mir die Haare aus der Stirn.

>> Mir auch <<, sagte ich, obwohl ich ihm am liebsten vorgeworfen hätte, wie ich mich eigentlich in der letzten Zeit gefühlt hatte. Doch als er wartete, wusste ich, dass es okay war, ihm genau das zu sagen. >> Trotzdem hättest du mich nicht allein zurücklassen sollen. In Unterwäsche. Wir hätten darüber reden können. Dann ignorierst du mich komplett und date- <<

Ich brach ab. Ich konnte ihm schlecht vorwerfen sich mit einem anderen Mädchen getroffen zu haben. Und ignoriert hatte ich ihn eigentlich auch.

>> Ich weiß. Ich hätte dableiben sollen. Aber ich war in dem Moment so... keine Ahnung. Ich wusste nicht was ich tun sollte. <<

>> Und ich wusste es, oder was? Scheiße Ander, wir haben miteinander rumgemacht. Ich kenne dich seit ich fünf bin. Denkst du ich habe gedacht, dass das Mal passiert? Das war außerdem nicht nur meine Schuld. << Ich saß noch immer auf seinem Schoß und da mein Oberteil hochgerutscht war, lagen seine Hände auf meiner nackten Haut.

>> Nein, tut mir leid. Ich weiß, dass dazu immer zwei Leute gehören, wenn man... freiwillig rummacht. <<

Ich wurde unruhig, zwang mich aber dazu, meinen Blick nicht von ihm abzuwenden. Auch er hielt meinen Blick und sein Gesicht war meinem so nah, dass ich mich nur ein wenig vorlehnen müsste, um- >> Eben <<, unterbrach ich mich selbst.

>> Tut mir leid <<, sagte er wieder und ich seufzte, bevor ich mir über die Augen rieb.

>> Okay. <<

Ander beugte sich zu mir und drückte seine Lippen auf meine Stirn. Wie immer schon wenn er das getan hatte, blieb mein Herz kurz stehen und meine Mundwinkel zogen sich nach oben. Doch anders war, dass seine Lippen sich weiter runter bewegten und er einen weiteren Kuss auf meine Schläfe und runter auf meine Wange setzte.

Mein Atem ging schneller, doch als er gerade meinen Mundwinkel küsste, drückte ich ihn von mir. Ander murmelte irgendetwas, dass stark nach fluchen klang und schloss genervt von sich selbst die Augen. Er atmete tief ein, bevor er anfing zu sprechen.

>> Ich wollte mich zum einen bei dir entschuldigen. Aber ich wollte auch unsere Freundschaft wieder richten. << Jetzt öffnete er die Augen wieder, doch sein Blick wanderte nicht weiter runter als meine Augen.

Mein Herz schlug noch immer zu schnell, aber ich versuchte mich auf seine Worte zu konzentrieren. >> Finde ich gut, ja <<, presste ich hervor.

>> Okay. Ich hatte Angst, dass der Kuss... und so... irgendetwas verändert hat. Also für dich. Ich will einfach gerne mit dir befreundet bleiben, Eleanor. Beste Freunde. Wie immer. Ich will, dass es wieder so ist wie früher. <<

Während er sprach, hatte er mich nicht angeschaut, wie immer, wenn er mich anlog. Das hatte er früher schon gemacht, doch ich war viel zu verletzt von seinen Worten, um wirklich darauf zu achten.

Er hatte Angst, dass sich für mich etwas verändert hatte? Nur für mich? Also hatte ihn das alles nicht durcheinandergebracht? Ihm nichts bedeutet? Autsch...

Doch weil Ander der wichtigste Mensch in meinem Leben war und ich ihn nicht verlieren wollte, nickte ich etwas steif. >> Okay <<, sagte ich wieder, weil meine Gedanken noch zu wirr waren, um einen vollständigen Satz herauszubringen.

>> Okay? Also bleibt alles wie es ist? Wir bleiben Freunde? <<, fragte Ander flehend und sein Griff an meiner Taille wurde etwas fester.

>> Wir bleiben immer beste Freunde, Ander. <<

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt