42. Eifersüchtig

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Anders Sicht:

Ein paar Tage später lud Kira ziemlich überraschend zu sich ein. Eleanor war nicht wirklich sauer auf mich, aber irgendwas hatte sie, denn sie antwortete zwar normal auf meine Nachrichten, schrieb mir aber nicht von sich aus.

Wenn ich sie fragte, ob sie Zeit hatte, erfand sie seltsame Ausreden wie: >> Ich muss gleich ganz dringend für Mathe lernen! <<, obwohl keine Klausur anstand, oder auch >> Ich muss mich um Pia kümmern! <<, obwohl Pia Alt genug war, um auf sich selbst aufzupassen.

Einmal war ich einfach bei ihr aufgetaucht, doch ihr Vater hatte gesagt, dass sie gerade niemanden sehen wollte, da sie versuchte Schachspielen zu erlernen. Das war alles Blödsinn.

Ich war mir sicher, dass sie versuchte mir aus dem Weg zu gehen und auch ihrem Vater gesagt hatte, dass sie mich nicht sehen wollte, der genauso schlechte Ausreden erfinden konnte, wie Eleanor selbst.

Deshalb passte mir das Treffen bei Kira ziemlich gut und ich stand pünktlich mit Casper bei ihr auf der Matte. Wie zu erwarten waren wir deshalb mit Leonie und Eleanor, die schon früher zu Kira gefahren waren, die ersten. Aber das war sogar mein Plan gewesen, denn so konnte ich etwas ungestörter mit ihr reden, ohne dass ein Eric den ganzen Abend an ihren Lippen hing.

Kira holte als wir das Haus betraten gerade Getränke aus dem Keller und wir setzten uns in ihrem Zimmer auf ihr Sofa. Eleanor hatte es sich in Kiras riesigem Sessel gemütlich gemacht und versank beinahe in den Kissen und Decken.

Zur Begrüßung lächelte sie mich so breit an wie immer und das beruhigte mich ein wenig. Während Casper und Leonie über irgendetwas sprachen, kam Kira wieder hoch, grinste Eleanor an und setzte sich neben mich aufs Sofa. >> Also dann erzähl mal Eleanor. Du warst die letzten Tage öfter bei Tom? <<

Casper und Leonie sahen auf, wobei ich den kurzen Blick meines besten Freundes in meine Richtung bemerkte. Als auch Leonie Eleanor danach drängte, schüttelte sie den Kopf. >> Können wir da nicht später drüber reden? <<

Während sie das sagte, warf sie einen Blick in Caspers und meine Richtung. Mein Herz schlug schneller und ich warf Casper einen verwirrten Blick zu. Ich dachte in letzter Zeit hatte sie keine Zeit gehabt sich zu treffen? Waren das alles Ausreden dafür gewesen, dass sie sich mit Tom traf? Wieso erzählte sie mir bitteschön nichts davon? Und was war zwischen den beiden passiert, dass sie Geheimnisse vor mir hatte?

>> Erzähl doch einfach <<, hörte ich mich selbst angespannt sagen und alle Blicke wanderten zu mir.

>> Ich schweige wie ein Fuchs <<, bestätigte auch Casper und machte mit beiden Händen ein Schweigeeinhorn. Dabei legte er alle Fingerspitzen zusammen und streckte lediglich die Mittelfinger nach oben. >> Oder auch wie ein Einhorn. <<

Als keiner lachte, deutete er auf seine Hände. >> Weil das Schweigeeinhörner sind, Leute. Als ob ihr das nicht verstanden habt. <<

>> Wir haben es verstanden <<, erwiderte Eleanor grinsend.

>> Es fand nur niemand witzig <<, fügte Leonie hinzu.

>> Oh. Okay. Dann erzähl uns von deinem Neuen Eleanor. <<

>> Was soll ich denn schon erzählen? Ich war halt ein paar Mal bei ihm in den letzten Tagen. <<

Kira verdrehte die Augen. >> Komm schon. Wie wars so? <<, drängelte sie und machte einen Kussmund. Dabei wackelte sie die Augenbrauen.

Was zur Hölle?

Hatten sich die beiden geküsst oder was wollte sie damit andeuten? Mir war auf einmal total übel und ich stellte die Cola die Kira mir eben gegeben hatte zurück auf den Tisch. Als Eleanor daraufhin grinste, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen und ich ballte unauffällig meine Hände zu Fäusten.

>> Seid ihr schon weiter gegangen? <<, fragte Leonie und jetzt war wirklich alles vorbei.

Ich wusste zwar, dass ich gesagt hatte, dass ich es hören wollte, aber eigentlich hatte ich mich damit nur beruhigen wollen, dass meine Vorstellung schlimmer war, als die Realität. Aber was ich gerade so mitbekam war definitiv schlimmer, als meine Vorstellung, was zwischen den beiden passiert sein könnte.

>> Leute, hört auf. Die anderen kommen sowieso gleich <<, murmelte Eleanor und schaute auf ihr Handy, um die Uhrzeit zu checken.

Casper steckte sich einen Chip in den Mund. >> Also ich liebe Gossip. Mach gerne weiter. << Doch Eleanor schüttelte lachend den Kopf.

>> Ich wette am Samstag geht's ab bei euch beiden <<, gab Leonie allerdings noch ihren Senf dazu ab und Eleanor lachte. Wollte sie ehrlich mit jemandem schlafen, den sie erst seit wenigen Wochen kannte?

An sich sprach ja nichts dagegen sich auszutesten und seinen Spaß zu haben, Casper tat nichts anderes in seiner Freizeit, aber wieso denn Eleanor.

Samstag, überlegte ich und löste meine Hände, da ich mir die Fingernägel so tief in die Handflächen gebohrt hatte, dass blutende kleine Halbmonde zu sehen waren.

>> Wollten wir Samstag nicht zu Herbert, weil wir diesen Mittwoch nicht konnten? <<, fragte ich, obwohl ich wusste, dass das der Plan für morgen, also Freitag, war.

Jetzt sah Eleanor auf und lehnte sich zurück in den Sessel. >> Nein, wir wollten doch morgen hin oder nicht? <<

>> Eigentlich passt mir Samstag besser <<, presste ich hervor.

>> Ähm. Aber ich kann ja Samstag nicht. Was hast du denn für morgen geplant? <<, hakte sie nach und nahm Casper die Schale mit den Chips weg.

>> Monster <<, knurrte Casper und rettete sich noch schnell eine Handvoll.

>> Ich wollte morgen... einkaufen. << Glanzleistung Ander, dachte ich und schlug mir im inneren gegen die Stirn.

>> Das kannst du doch trotzdem nach der Schule noch machen und danach gehen wir zu Herbert. <<

Ich schwieg und erst, als ich Caspers Hand an meinem Arm spürte, sah ich auf. Zeitgleich mit dem Klingeln an der Tür, zog er mich auf die Beine und entschuldigte uns bei den anderen.

>> Was soll das werden? Sex im Bad oder was? <<, fragte ich amüsiert, als er mich ins Badezimmer scheuchte und hinter uns abschloss.

>> Ander. Ich weiß was du da tust. Du willst nicht, dass sich Eleanor mit diesem Tim trifft. <<

>> Tom <<, korrigierte ich sofort und Casper zog eine Augenbraue nach oben.

>> Mir doch egal wie der gute heißt. Selbst, wenn er Karsten heißen würde. Warum bist du da drinnen so? <<

Ich stützte mich mit den Händen hinter mir auf der Kommode ab. Mir war noch immer übel und auch das Stechen in meiner Brust wollte einfach nicht verschwinden. Deshalb war es ziemlich offensichtlich, dass ich log, als ich auf meine Füße blickend sagte: >> Ich weiß nicht was du meinst. <<

>> Okay. Dann von vorne. Eleanor und du küsst euch erst wegen eines Partyspiels. Dann freiwillig. Dann behandelst du sie scheiße und triffst dich mit einem anderen Mädchen. Okay. Mach das. Aber dann lass Eleanor das Gleiche tun und sich mit jemandem treffen. Gleiches Recht für alle. <<

Ich wusste, dass er recht hatte, aber dennoch verschränkte ich trotzig die Arme. >> Kann sie doch auch machen, na und? <<

Casper schwieg und sah mich irgendwie enttäuscht an. >> Dann heul nicht rum und benimm dich zur Abwechslung Mal nicht, als wärst du fünf. Du hättest sie haben können. <<

Ich blinzelte mehrmals, bei seinen harten Worten, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. Doch ich sah nicht auf und knackte stattdessen mit meinen Fingerknöcheln.

>> Du bist selbst Schuld. << Mit den Worten ließ Casper mich allein zurück und ich legte verzweifelt den Kopf in den Nacken, wissend, dass alles was er gesagt hatte, die Wahrheit war.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt