25. Versöhnung

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Anders Sicht:

Gerade, als ich dachte, dass mir niemand aufmachen würde, wurde die Tür aufgerissen und ich fuhr wieder herum. Eleanor stand in der Tür und starrte mich an. Eine Zeitlang schwiegen wir beide und schauten uns an.

>> Ich... Es tut mir leid <<, sagte ich plötzlich frei heraus und sah, wie sie die angespannten Schultern sinken ließ und die Luft auspustete. Sie trug ein kurzes Sommerkleid mit tiefem Ausschnitt und ihr Haar war leicht gewellt.

Scheiße, musste sie heute so ein Kleid anziehen? Ich zwang mich dazu ihr weiterhin in die Augen zu sehen und widerstand der Versuchung meine Augen weiter runter wandern zu lassen.

Aus Angst vor ihrer Reaktion biss ich mir von innen auf die Wange. Doch sie legte den Kopf schief und schaute mir direkt in die Augen.

>> Wofür entschuldigst du dich. Es war nicht deine Schuld... Sondern die von Feo. <<

Ohne zu wissen wieso, machte ich einen Schritt auf sie zu. Auch, wenn sie genau vor mir stand, war sie mir irgendwie zu unnahbar. Sie zog die Tür hinter sich zu und kam weiter auf mich zu.

Also will sie mich nicht in ihr Zimmer lassen, dachte ich zerknirscht.

>> Ja, ich weiß. Der Kuss schon. Aber ich war trotzdem scheiße. Danach meine ich. << Ich hasste es mich zu entschuldigen. Ich war einfach nicht gut darin.

>> Schon in Ordnung. Ich auch. <<

Das stimmte nicht. Sie hatte sich nicht bescheuert verhalten, aber ich war ihr so dankbar dafür, dass sie mir entgegenkam, dass ich unüberlegt auf sie zuging und sie umarmte. Mein einer Arm schlang sich um ihren Oberkörper, die freie Hand lag an ihrem Hinterkopf, den sie jetzt auf meiner Brust ablegte.

Kurz dachte ich, dass sie mich zurückwies, doch dann schlang sie ihre Arme um meinen Bauch und das Glücksgefühl in meinem Körper war so groß, dass es mir beinahe den Atem nahm.

Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen, doch dann hörte ich sie schluchzen und schob sie von mir, damit ich sie ansehen konnte. Und sie weinte wirklich. Ich ging vor ihr auf die Knie, nahm ihr Gesicht in die Hände und wischte ihr mit den Daumen die Tränen vom Gesicht.

>> Tut mir leid. Es ist albern, ich weiß. Ich dachte nur, dass du mir aus dem Weg gehst <<, schluchzte sie oder lachte. Ich wusste es nicht genau. Vermutlich beides.

Genau das habe ich auch gemacht, dachte ich bitter. Ich war ein Arschloch.
>> Tut mir leid, Eleanor! <<

Sie nickte und wischte sich nun selbst die Tränen weg. >> Ich würde dich ja reinlassen, aber ich habe mich eben ausgeschlossen und es ist keiner zuhause. Keine Ahnung wo Dad und Pia hin sind. <<

Ich stand wieder auf und lachte. >> Du kannst mit zu mir kommen, wenn du willst. << Sie nickte energisch.

In meinem Zimmer holte ich ihr bequeme Sachen von mir und warf sie ihr ins Gesicht. Sie zeigte mir den Stinkefinger und zog sich das Kleid über den Kopf.

Fuck, wieso tat sie das? Klar, dass hatte sie immer gemacht und ich hatte das auch immer gemacht, uns voreinander umzuziehen. Zumindest in Unterwäsche. Allein beim Schwimmen hatten wir uns unzählige Male so wenig bekleidet gesehen, doch ich war nicht vorbereitet gewesen, auf so viel Haut und hektisch wand ich meinen Blick ab.

Ich legte mich auf den Rücken, schloss die Augen und versuchte das Bild von ihr in Unterwäsche zu verdrängen. Stattdessen sah ich vor mir, wie ich sie beim Lagerfeuer näher an mich zog und sie küsste.

>> Alles in Ordnung? <<, fragte sie und sprang auf das Bett. Erst dann öffnete ich die Augen wieder. Ich nickte und wand mich ab.

Als ich sah, wie sie die Stirnrunzelte, tat ich schnell so, als würde ich nach der Fernbedienung greifen und stellte den Fernseher ein.

>> Fluch der Karibik? <<, fragte ich, weil ich wusste, dass sie die Filme liebte.

>> Ja! Bitte, bitte, bitte! Eine Portion Will Turner! << Ich lachte und warf ihr die Fernbedienung zu, damit sie den Film anschaltete.

--

Eleanor schlief während des Filmes ein und irgendwie gefiel mir der Abstand zwischen uns beiden nicht. Ich schaltete den Fernseher aus und rückte vorsichtig näher an sie ran.

Als würde sie meine Nähe spüren, drehte sie sich und schlang ihren Arm um meinen Bauch. Ich schaute zu ihr runter und betrachtete sie. Ihr Haar lag wie flüssiges Gold um ihren Kopf, die Augen waren geschlossen, die Lippen leicht geöffnet.

Allein bei dem Gedanken daran sie zu verlieren, löste die größte Panik in mir aus. Irgendwann schlief ich ein.

Am nächsten Morgen blieb Eleanor bei mir und aß mit uns zu Mittag. In den viel zu großen Klamotten lief sie die Treppe vor mir runter, wie ein kleiner Zwerg und sah dabei so niedlich aus, dass ich lachen musste.

Sie hielt die Beine der Jogginghose hoch, damit sie nicht stolperte. Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu und ließ auf einen der Stühle am Tisch fallen.

>> Morgen Tanja <<, begrüßte sie meine Mutter und lächelte verschlafen. Ich tat es ihr gleich.

>> Morgen ihr Schlafmützen. Wisst ihr eigentlich, wie viel wertvolle Zeit ihr damit verschwendet immer bis mittags zu schlafen? <<

>> Zu viel? <<, fragte ich unschuldig und Eleanor spuckte lachend den Orangensaft, den sie sich gerade eingeschenkt hatte, wieder zurück ins Glas.

>> Schwein <<, sagte ich stumpf und tat mir etwas von den Nudeln auf, die meine Mutter auf den Tisch gestellt hatte.

Meine Mutter nahm gegenüber von mir platz. >> Ganz genau. Zu viel! In der Zeit hättet ihr mir ruhig kochen helfen können. << Eleanor lud sich den Teller so voll, dass ein paar Nudeln vom Rand fielen. >> Hunger? <<, fragte meine Mum sie amüsiert.

>> Wie immer und danke fürs Kochen! <<

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Gegen Abend half Eleanor mir ein paar Dinge vorzubereiten und meine Mutter verabschiedete sich, um zu ihrer Schwester zu fahren, wo sie übernachten wollte.

Sie wollte mit der Party am liebsten überhaupt nichts zu tun haben und ich fand es tatsächlich auch besser, dass sie nicht vorhatte mit hier rumzulaufen.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt