35. Pia durchschaut uns

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Anders Sicht:

Sie hatte sich mit einem Jungen getroffen? Und das erzählte sie mir so nebenbei? Fuck, irgendwie war mir übel.

Ich bemerkte erst, dass sie mich etwas gefragt hatte, als sie die Stirn runzelte und es auf meine Nachfrage hin wiederholte. >> Achso. Anna. Ja. Wir haben uns nicht weiter gesehen bisher. Aber ich wollte ihr nochmal schreiben. <<

Sie behielt das Lächeln bei und das stört mich. Dabei hatte ich kein Recht dazu. Ich hatte ihr vor keiner halben Stunde gesagt, dass ich mit ihr befreundet bleiben wollte. Sie durfte sich treffen mit wem sie wollte. Und wieso wollte ich, dass sie eifersüchtig war, wenn ich eigentlich immer nur ihr besten wollte? Vermutlich weil ich mir dennoch wünschte, dass sie das gleiche fühlte wie ich.

>> Cool. Dann solltest du ihr schreiben. << Eleanor legte sich wieder hin und ich ließ mich ebenfalls zurück in die Kissen fallen. Mir gefiel der Abstand zwischen uns nicht und ich legte meine Hand auf ihre Schulter, strich daran herunter, bis ich ihre Hand erreichte und unsere Finger miteinander verschränkte. Sie gähnte und warf einen Blick auf die Uhr ihres Handys.

>> Wie spät ist es? <<

>> Zu spät <<, antwortete sie und zeigte mir den Display.

>> Urgh <<, machte ich und strich mit meinen Lippen über ihre Hand, die immer noch mit meiner verschränkt war. Die Wärme in meinem Körper die immer da war, wenn ich sie berührte, breitete sich weiter aus, als sie sich auf die Unterlippe biss und mit einem Blinzeln zu mir hochschaute.

Auch in die falsche Richtung und etwas panisch rutschte ich etwas von ihr weg, damit sie es nicht bemerkte. Doch sie kuschelte sich enger an mich. So würde das eine echt lange Nacht werden für mich... Scheiße.

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Ich wachte auf, als Pia in Eleanors Zimmer kam und lautstark die Tür aufstieß. >> Eleanor, wo ist mein Ladekabel, du kleines Biest? <<

Eleanor brummte nur müde.

>> Eleanor? Danach lass ich dich weiterschlafen. Hey Ander. <<

Ich hob die Hand und ließ sie wieder fallen, um mich wieder zurück an Eleanor zu kuscheln.

>> Unter meinem Bett in der Steckdose. Aber nur, weil ich glaube, dass du meins verloren hast. << Ihre Stimme klang verschlafen und sie ließ die Augen weiterhin geschlossen. Während Pia unter das Bett krabbelte, betrachtete ich Eleanor und strich ihr eine Strähne aus der Stirn. Daraufhin zogen sich ihre Mundwinkel nach oben.

>> Dad kocht gerade was. Ich denke so in einer halben Stunde könnt ihr essen kommen <<, rief Pia noch und schlug die Tür zu.

>> Ich will sie nicht mehr. Hast du nicht Lust auf eine kleine Schwester? <<, fragte Eleanor heiser und öffnete nun doch die Augen.

>> Ne, eine beste Freundin ist anstrengend genug. <<

Sie lachte und streckte sich. >> Als wärst du so viel besser. << Ich lächelte lediglich und konnte meinen Blick noch immer nicht von ihr lassen. Als sie mich ansah, verzog sie das Gesicht. >> Sehe ich genauso fertig aus wie du? <<

>> Schlimmer. <<

>> Dann sollte ich jetzt dringend duschen und mich frisch machen. Lies so lange irgendwas. Keine Ahnung. <<

>> Ich durchsuche einfach ein wenig dein Zimmer, okay? <<, fragte ich grinsend und sie zuckte mit den Schultern.

>> Ich habe keine Geheimnisse vor die. Mach was du willst. << Und weg war sie.

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Ich durchsuchte nicht ihr Zimmer, sondern döste einfach ein wenig vor mich hin. Erst als Eleanors Handy aufleuchtete, warf ich wie immer aus Gewohnheit einen Blick auf den Display.
Normalerweise waren es immer Kira oder Leonie, die ihr schrieben. Doch dieses Mal war es ein Tom.

Tom, Tom, Tom... Wer war Tom? Kannte ich einen Tom? Dann fiel mir das Gespräch vom Vortag ein und mein Herz wurde schwer. Scheiße. Sie hatte sich mit irgendeinem Wichser getroffen und schrieb auch noch mit ihm. Ich schloss die Augen und presste die Handflächen auf mein Gesicht.

>> Alles okay? <<, riss mich Eleanors Stimme aus meiner Verzweiflung und ich sah auf. Wenn ihre Haaren nass waren, sahen diese immer dunkler aus, beinahe braun. Einzelne Tropfen fielen auf ihr blaues T-Shirt und hinterließen nasse Flecken.

Ein Wassertropfen lief ihr über die Stirn und an der Wange herunter, als wäre es eine Träne und als sie sie wegwischte, hatte ich bereits das Bild von ihr vor Augen, als sie in der Nacht weinend auf meinen Schoß gesessen hatte. Immer, wenn sie weinte, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen und ich litt mit ihr.

>> Klar, alles okay. Ich dachte nur, du bist in der Dusche vielleicht eingeschlafen, weil du so lange gebraucht hast. <<

Sie lächelte und bewarf mich mit ihrem Handtuch. >> Willst du auch noch duschen? Dann jetzt, bevor es Essen gibt. << Ich nickte und hievte mich vom Bett hoch. Als ich an ihr vorbei lief, piekste ich ihr in die Seite und sie krümmte sich lachend zusammen. >> Geh endlich duschen du Wurm! << Ich streckte ihr die Zunge raus, kam ihrer Anforderung aber nach.

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Als wir schließlich pünktlich die Treppe herunterliefen, fühlte ich mich um einiges besser und die Müdigkeit war verschwunden. In der Küche saßen Eleanors Vater und Pia bereits am Tisch und wollten gerade anfangen.

>> Ihr habt es ja doch geschafft. Wir dachten so lange, wie ihr immer wach bleibt, schlaft ihr lieber weiter <<, sagte Pia und stopfte sich bereits eine Gabel der Gemüsepfanne in den Mund.

>> Das einzige, was mir wichtiger ist als Schlafen ist Essen. Das weist du doch <<, erwiderte Eleanor und häufte sich ebenfalls Essen auf den Teller. Ich folgte ihrem Beispiel und als wir fertig waren, meldete sich Eleanors Vater wieder zu Wort.

>> Herbert hat gestern angerufen und gefragt, ob ihr den kommenden Mittwoch wieder zusammen zu ihm kommt, oder ob ihr noch Streit habt. Ihr wart wohl nur abwechselnd bei ihm in letzter Zeit. <<

Unter dem Tisch spürte ich Eleanors Hand, die nach meiner suchte und ich griff danach. >> Wir gehen Mittwoch zusammen hin, denke ich mal <<, sagte ich.

Pia schaute zwischen uns hin und her. >> Wieso hattet ihr so lange Streit? <<

>> War halt so <<, erwiderte Eleanor etwas zu schnell und bevor ich es verhindern konnte, fiel mein Blick von ganz allein auf ihre Lippen, da ich daran denken musste, wie wir uns küssten. Wie meine Hand über ihre Haut fuhr und daran, wie ich ihren Körper mit meinen Lippen markierte.

Scheiße, vielleicht hätte ich besser jetzt die kalte Dusche gebraucht. Doch als ich den Blick von Eleanors Mund abwand, bemerkte ich, dass Pia mich dabei beobachtet hatte.

Sie runzelte die Stirn, bevor sie die Augenbrauen hochzog und sich grinsend zurücklehnte. >> Ah ja <<, machte sie und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg.

Ich räusperte mich und stand auf. Pia war es immer schon leichtgefallen, Menschen zu durchschauen, genau wie Eleanor auch. Dass ich Eleanor aber auch noch verträumt auf die Lippen geschaut hatte, war wohl für jeden verdammt offensichtlich gewesen.

Eleanor sprang nun ebenfalls auf und griff nach ihrem Geschirr. Als wir unser Geschirr in die Spülmaschine gestellt hatten, verließen wir beinahe fluchtartig die Küche und verkrochen uns wieder in Eleanors Zimmer.

>> Lust was zu unternehmen? Bevor Pia hier reinkommt und uns ausquetscht? <<, fragte sie und ich stimmte ihr sofort zu.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt