15. Shoppen gehen

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Wir klapperten jeden Laden der gesamten Shoppingstraße ab und Leonie musste mir tragen helfen, obwohl sie selber Unmengen an Kleidung gekauft hatte.

>> Seit wann hast du eigentlich so viel Geld. Sonst warst du doch immer total pleite. Du konntest dir nie Klamotten leisten, weil du alles für Essen ausgegeben hast <<, fragte Leonie und schmiss die Tüten in den Kofferraum ihres Autos, ehe sie wieder abschloss und wir uns auf die Suche nach einem guten Restaurant machten.

>> Ich habe doch zehn Monate in Griechenland im Cafe von... ähm, also von Linus Tante gearbeitet... <<, murmelte ich und schaute wie beiläufig auf mein Handy. Ich redete nicht gerne über Linus.

>> Du musst gerade echt eine Scheiße durchmachen. Immerhin musstest du IHN zurücklassen. Ihr wart so lange zusammen. <<

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und dachte über ihre Worte nach. >> Es klingt vielleicht grausam, aber ich habe von Anfang an gewusst, dass wir uns trennen würden, sobald ich zurück nach Deutschland fahren würde.

Und als wir uns ausgesprochen haben, habe ich geweint und er hat geweint und ich war WIRKLICH traurig, aber danach habe ich mich viel zu sehr auf zuhause gefreut, um mich viel damit beschäftigen zu können und jetzt, wo ich hier bin... ich weiß auch nicht, alles ist perfekt. Ich bin endlich zuhause und wieder dort, wo ich wirklich hingehöre. <<

Ich fühlte mich unglaublich fies und hinterhältig und ausgesprochen klang es noch grausamer als in meinen Gedanken. Leonies Mundwinkel zogen sich nach oben und ich stieß sie leicht mit dem Ellenbogen an. >> Hör auf, ich bin ein schlechter Mensch, ich weiß. <<

Doch sie schüttelte den Kopf und grinste verschmitzt. >> Bist du nicht. Und wenn du es irgendwann selbst begriffen hast, wieso du dich so fühlst, werden wir wieder darüber reden. <<

Ich runzelte die Stirn und wollte etwas erwidern, als sie nach meinem Arm griff und mich in ein Restaurant zog. >> Hier sind die Pizzen super lecker, ich will hier rein. <<

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Abends saß ich auf dem Bett und hatte den Laptop auf dem Schoß. Ich suchte nach einem Geschenk für Ander, der nächste Woche Geburtstag hatte. Seinen letzten Geburstag hatte ich verpasst und das wollte ich jetzt wieder gut machen.
Auch, wenn er es mir nicht übel nahm.

Ich hatte bereits Kleinigkeiten für ihn. In Griechenland hatte ich ihm jeden Tag einen kleinen Text in ein Buch geschrieben. Wie ein Tagebuch, nur eben mit Momenten, die ich ihm normalerweise sofort erzählt hätte.

Außerdem hatte ich ihm neues Zubehör für sein Skateboard, wie Rollen, die ihre Farbe änderten, gekauft.

Doch ich suchte nach etwas ganz bestimmten, von dem ich wusste, dass er es sich wünschte.

Ich hatte schnell gefunden, wonach ich suchte. Ich wusste, dass er sich zu seinem letzten Geburtstag eine E-Gitarre gewünscht hatte, nachdem seine eigene bei einer Party in seinem Haus verschwunden war. Doch er hatte keine bekommen und ich war damals eben in Griechenland gewesen.

Die schwarze Gitarre war von dem Privatanbieter tatsächlich für 79.50 Euro eingestellt worden, obwohl sie sich im sehr guten Zustand befand und der Neupreis des Modells eigentlich bei gut 200 Euro lag.

Und bei dem größten Glück, dass ich in dem Moment hatte, war sie noch zu kaufen und ich konnte sie am nächsten Tag abholen. Ich würde zwar knapp eine Stunde fahren müssen, aber das war es mir auf jeden Fall wert. Zufrieden klappte ich den Laptop zu.

Ich hatte mich sogar vorher mit Tanja abgesprochen, um sicherzugehen, dass er nicht bereits eine E-Gitarre von ihr bekam. Nachdem ich meiner üblichen Abendroutine nachgegangen war und mich in meine Bettdecke kuschelte, suchte ich nach meinem Handy.

Was geht ab in Affenhausen, schrieb ich Ander und holte mein Buch raus, um mich zu beschäftigen. Ich war kein Fan des Fernsehens. Ich las lieber in alten Büchern oder schrieb selbst Geschichten. Ich zeichnete lieber oder... aß. Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Gedanken.

Ander: Ich bin bei Casper und Feo, was geht in Schlumpfhausen?

Eleanor: Lesemarathon!! Pennst du da?

Es verging eine halbe Seite lesen, bevor er antwortete.

Ander: Ja.

Zufrieden steckte ich das Handy weg. Ich wollte nur sichergehen, dass es ihm gutging. Ich wusste, dass es albern war, aber ich hatte Angst ihn allein zu lassen, obwohl er fast neunzehn Jahre war. Seit ich wusste, dass seine Träume wiedergekommen waren...

Alles was er an Schmerzen und Leid erfuhrt, litt ich mit ihm. Ich würde alles dafür tun, dass es ihm gut ging. Immer.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt