7. Telefonat nach Griechenland

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Um fünf Uhr lag ich auf meinem Bett und wartete wie abgesprochen auf Sofias Anruf. Wir hatten geklärt, dass sie mich anrief, sobald sie vom Training zuhause war.

Um halb sechs holte ich mir schließlich etwas zu essen und um sechs war ich fast eingeschlafen, als endlich mein Handy klingelte. >> Hallo? <<, fragte ich.

>> Hallo, ich bin es, tut mir leid wegen der Verspätung. Wir haben die Zeit vergessen << Lächelnd drehte ich mich auf den Rücken. Ihr griechisch klang himmlisch. Meins dagegen war mehr schlecht als recht.

>> Kein Problem. Wie war dein Tag? <<, fragte ich und spielte mit meiner Kette.

>> Anstrengend. Wir haben heute total angezogen im Training wegen des Spiels nächste Woche. Total ätzend. Aber bei Linus war es echt gut. Und wie war dein Tag? Wie geht es dir wieder zuhause? <<

>> Ich war bei Ander und habe dann Herbert besucht. Er hat sich den Arm gebrochen, weil er auf den Apfelbaum gestiegen ist. << Ich hörte, wie sie eine Tür schloss und sich mit einem erleichterten Seufzer irgendwo niederließ.

>> Ich muss Ander unbedingt kennenlernen! << Sofia verstand mich. Sie verstand die Freundschaft zwischen Ander und mir. Ein Junge und ein Mädchen konnten befreundet sein. Nur befreundet.

Wer etwas anderes behauptete redete bullshit. Natürlich gab es Freundschaften aus denen sich Liebe entwickelte oder die vielleicht schon immer Liebe waren, aber das hieß nicht, dass es immer der Fall war. Aber manche Menschen verstanden das einfach nicht.

Außerdem war sie der Meinung, dass wenn dort mehr zwischen Ander und mir sei, bereits etwas zwischen uns passiert wäre, in den letzten zehn Jahren.

>> Dann komm her. Jetzt sofort <<, scherzte ich und meine Zeigefinger rieben über die Kuppen meiner Daumen.

>> Klar. Weißt du was? Ich ziehe einfach zu dir. Ich habe gehört, ihr habt einen Schuppen, da könnte ich pennen. <<

Ich lachte und ging weiter auf sie ein. >> Na ich weiß nicht. Da sollen eigentlich die Fahrräder rein. Aber wir haben draußen ein schönes Plätzchen, da kannst du gerne schlafen. <<

Ich hörte sie lachen und auf meinem Display erschien in dem Moment eine Nachricht von Ander. >> Okay, dann bis gleich! <<, scherzte Sofia.

Sie erzählte mir von dem Abend und davon, das Linus betrunken gekotzt hatte, auf das Sofa seiner Eltern. Sie erzählt mir, dass sie sich ein Tattoo stechen lassen wollte. Davon, dass sich ein Kumpel von ihr betrunken selbst ein Ohrloch geschossen hatte und es jetzt sehr bereute. Ich sprach überwiegend von Ander, wie eigentlich immer.

Als wir aufgelegt hatten, war es kurz nach zehn und ich ging auf Anders Chat, um seine Nachricht zu lesen.

Ander: Spaziergang?

Mehr hatte er nicht geschrieben.

Um 12, antwortete ich und steckte mein Handy weg. Ich hatte meiner Schwester versprochen mit ihr noch eine Folge Game of thrones zu schauen, deshalb zog ich mir eine Leggings und ein T-Shirt an und lief die Treppe nach unten ins Wohnzimmer.

>> Endlich! <<, maulte Pia und klopfte neben sich auf das Sofa. Auf dem Tisch standen bereits zwei Gläser Cola und eine große Schüssel Popcorn. Zufrieden kuschelte ich mich mit unter ihre Decke und sicherte mir das Popcorn. >> Na dann drück auf Start. <<

Sie griff nach der Fernbedienung und wollte gerade anstellen, als ich wieder aufsprang. >> Stopp, ich muss pinkeln. <<

Pia seufzte und verdrehte genervt die Augen. >> Jedes Mal wenn wir was zusammen schauen. Jedes verdammte Mal. <<

>> Man flucht nicht. Du bist jung, hör auf zu fluchen und Spiel mit Autos oder Puppen oder Lego. Hast du verstanden? Verdammt ist ein verbotenes Wort. <<

>> Klappe, ich bin vierzehn, ich spiele nicht mehr mit Autos. << Als ich sie angrinste bewarf sie mich mit Popcorn und ich flüchtete aus der Stube.

Auf dem Klo warf ich kurz einen Blick in den Spiegel und versuchte mir die Haare glatt zu streichen. Nicht, dass es mich interessierte, was Pia oder später Ander von meinem Aussehen hielten, aber sie elektrisierten manchmal so nervig. Ich wusch mir nachdem ich gespült hatte die Hände und konnte es kurz wieder nicht fassen.

Ich war wieder Zuhause.

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Um viertel vor zwölf schlief Pia mit weit geöffnetem Mund halb auf und halb unter dem Sofa und ich löste vorsichtig ihren Arm von meinem Schoß und stand auf, um mich zu strecken. Im Flur zog ich mir meine Schuhe an, steckte meinen Schlüssel ein und schlich mich aus dem Haus.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt