26. große Nasenlöcher

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Eleanors Sicht:

Die Party hatte erst vor einer Stunde, also um neun begonnen und dennoch war das Haus schon brechend voll, als ich Anders Haus betrat.

Woher Casper all diese Menschen kennen und zu Anders Feier eingeladen haben sollte, war mir ein Rätsel, aber dafür war die Stimmung der Wahnsinn.

Ich war gerade zuhause gewesen und hatte zum einen die Geschenke geholt, die ich nun verpackt nach oben in Anders Zimmer brachte, welches ich mit meinem Ersatzschlüssel aufschloss.

Zum anderen hatte ich mich umgezogen und meinen Körper in ein enges dunkelrotes Kleid gezwängt. Motivation für hohe Schuhe hatte ich aber mal wieder nicht auftreiben können, also steckten meine Füße in meinen heißgeliebten schwarzen Turnschuhen. Die Haare hatte ich geglättet und mich, so gut ich es selbst konnte, geschminkt.

Ich schloss die Tür wieder ab und steckte den Schlüssel in meinen BH zurück. Ich hatte Kira und Leonie schon gesehen und lief jetzt wieder die Treppe runter, um sie oder Ander zu suchen.

>> Wow Eleanor. Du siehst so gut aus! <<, schrie Kira mir über die laute Musik zu, als ich sie in der Küche bei den Getränken fand und mich zu ihr stellte.

>> Danke. Du auch. Woher kommt das Kleid? Und wo zur Hölle ist Leonie? <<

Kira sah sich um. >> Eben war sie noch hier. Und das Kleid habe ich meiner Mutter geklaut. <<

Ich mischte mir etwas zu trinken zusammen und verdammt, war das stark. Ich hustete, sah aber nicht ein, es jetzt wegzuschmeißen. >> Vielleicht hat sie Max gefunden? <<, fragte ich und setzte mich auf die Küchenablage.

Kira zuckte mit den Schultern. >> Macht Sinn, ja. Ich glaube ich habe ihn vorhin schon gesehen. <<

Neben mir fiel ein Mädchen von der Ablage ins Waschbecken und lachte, als sie dabei ihr Getränk verschüttete. Ebenfalls lachend half ich ihr raus, weil sie selber so betrunken war, dass sie einfach darin sitzen blieb.

>> Danke <<, schrie sie und stolperte mit ihrer Freundin aus dem Raum.

>> Eleanor? <<, riss mich Kira aus meinen Gedanken.

>> Hm? <<, fragte ich und leerte meine erste Mischung.

>> Ich glaube ich stehe auf Kimberly. <<

Ich runzelte die Stirn. >> Die süße Blonde aus deiner Theatergruppe? << Sie nickte und seufzte. >> Ist die nicht mit Theresa zusammen? <<

Das Kira auf jemanden stand war noch nie vorgekommen. Sie hatte zwar manchmal etwas mit Jungen oder Mädchen, aber sie hatte mir noch nie davon erzählt, dass sie Gefühle für jemanden hatte.

>> Nicht mehr. Schon seit ein paar Wochen nicht mehr. Es ist nicht so, dass ich in sie verliebt bin oder so. Ich weiß auch nicht. Ich stehe nur irgendwie... ein bisschen auf sie. Ganz eventuell. Also- <<

>> Verstehe. Aber was ist aus ich will keine Beziehung geworden? Hast du das nicht gerade noch gesagt? <<, unterbrach ich sie grinsend.

>> Ich will auch keine Beziehung. Eww. Aber... Keine Ahnung, echt. <<

>> Sie ist wirklich nett. Ehrlich, ich mag sie. <<

Kira nickte. >> Ja sie ist auch nett! <<, seufzte sie. >> Auf jeden Fall ist sie auch da und ich weiß nicht, ob es nicht zu früh ist, wenn ich sie anspreche, obwohl sie erst seit ein paar Wochen nicht mehr mit Theresa zusammen ist. <<

Ich mischte mir einen weiteren Becher und dachte über ihre Worte nach. >> Du kannst doch mit ihr reden. Dafür ist es doch nicht zu früh. Und wenn sie bereit ist und Interesse hat, wird sie irgendwann - vielleicht nicht heute - den ersten Schritt machen. Dann weißt du, dass sie bereit ist. <<

Kira exte ihre Mischung und bereitete sich sofort eine weitere zu. Ich mischte mir ebenfalls einen dritten Becher. >> Klingt gut. Und sag es nicht Leonie. Ich sag es ihr irgendwann selbst, okay? <<

Ich nickte. >> Klar, mache ich nicht, versprochen. <<

>> Super. Kommst du mit ins Wohnzimmer? Vielleicht finden wir Leonie. << Ich nickte wieder und griff nach ihrem Kleid, um sie nicht in der Menge zu verlieren. Im Wohnzimmer roch es nach Alkohol, Gras, Schweiß und billigem Parfüm.

Es war relativ dunkel und die Musik war noch lauter als in der Küche. Tatsächlich fanden wir Leonie, doch sie tanzte wie vermutet mit Max. So gut es mit dem Becher in der Hand ging bewegten Kira und ich uns zur Musik, sangen mit und verschütteten immer mal wieder Alkohol.

Zum Glück hatten Ander und ich den Teppich rausgetragen, bevor die Gäste gekommen waren. Den Boden würden wir morgen einfach wischen können.

>> Ich bin mir nicht sicher, ob ich mehr von dem Becher getrunken oder verschüttet habe <<, rief ich Kira zu und sie nickte ernst.

>> Ja, ich mag den Hunde auch lieber als Pferde. <<

Was? Wie hatte sie das denn verstehen können? Wir hatten bestimmt eine halbe Stunde getanzt und ich konnte langsam den Alkohol spüren.

>> Was hast du denn gegen Pferde? <<, schrie ich gegen die Musik an.

>> Die haben so große Nasenlöcher! Und wenn ich vor denen stehe, schaue ich da direkt rein. <<

>> Aber ein Pferd ist auch viel viel viiieel größer als ein Hund. Wenn ein Pferd nur so kleine Nasenlöcher hätte wie ein Hund, würde es bestimmt ersticken oder so. <<

Kira nickte und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. Sie pikste mir damit ein paar Mal schmerzhaft in die Brust. >> Das sind weise Worte! Einer der Gründe, weshalb ich mit dir befreundet bin ist der, dass du intelligent bist. Alleine wäre ich da nicht drauf gekommen. Und dann hätte ich ewig schlecht über Pferde gedacht. <<

>> Ich hatte mal ein Pferd. <<

Sie schüttelte den Kopf. >> Meinst du Albert Ross? <<

Ich nickte und verschüttete den restlichen Inhalt der noch im Becher gewesen war. >> Ja! Ja genau der. Ganz genau! <<

>> Eleanor, du hattest kein Pferd, das war eingebildet. Du hattest früher eingebildete Haustiere. <<

Ich runzelte die Stirn.>> Ach ja, stimmt, habe ich vergessen. Mein Becher ist alle. <<

Kira warf einen Blick in ihren Becher und riss überrascht die Augen auf. >> Verrückt. Meiner ist auch alle. Dabei habe ich davon bestimmt nicht alles getrunken. <<

Ich deutete auf die Küche und sie folgte mir.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt