17. Büchereibesuch

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Eleanors Sicht:

Wir hatten die Pizza in Rekordzeit verdrückt und den Rest des Abends verbrachten wir damit, dass ich Ander aus meiner selbst geschriebenen Geschichte vorlas. Es war weit nach zwölf, als wir einschliefen.

Mein Tag war so lang gewesen, dass ich mit dem geöffneten Laptop mitten im Vorlesen einschlief. Zuerst war ich früh aufgestanden und hatte meinem Vater und Pia bei der Gartenarbeit geholfen und war dann losgefahren, um die Gitarre abzuholen.

Wie sich herausgestellt hatte, war der Anbieter ein Junge in meinem Alter gewesen, der nicht nur superfreundlich, sondern auch verdammt süß gewesen war.

Deshalb hatte ich auch nicht gezögert ihm auf seine Frage hin meine Nummer zu geben.

Am nächsten Tag begleitete Ander mich zur Bücherei. Er fuhr auf dem Skateboard neben meinem Fahrrad her und hielt sich zwischendurch an meinem Gepäckträger fest.

>> Und was ist der Plan für Samstag <<, fragte ich den großen Jungen neben mir.

>> Casper hat mich dazu überredet eine Party zu schmeißen. <<

>> Hast du ehrlich gedacht, dass der Junge zulässt, dass du deinen Geburtstag nicht feierst? <<

Er zuckte mit den Schultern und irgendwann merkte ich, dass er mich anstarrte, doch in dem Moment, indem ich seinen Blick erwidern wollte, wand er sich wieder nach vorne. >> Ich wollte allerdings reinfeiern, also am Freitag feiern. <<

>> Wie spät soll ich da sein? Wann kommen die anderen denn so? <<

Jetzt sah er mich wieder an. Es war nicht so, dass ich es spürte, wenn Leute mich anschauten, denn vor diesen Leuten hatte ich den größten Respekt, stattdessen sah ich es aus den Augenwinkeln. Ich blickte ihn an.

>> Ich dachte, du könntest vielleicht schon früher kommen als die anderen? << Wir fuhren auf dem Parkplatz zur Bücherei.

>> Klar! Ich kann dir bei den Vorbereitungen helfen <<, bot ich an und stieg vom Fahrrad, um es anzuschließen. Ander nahm sein Skateboard mit rein und nickte. Ich brauchte ewig bei der Bücherwahl und Ander war sichtlich langweilig.

Er zupfte an meinen Haaren oder pikste mir in die Seite, wenn ich einem Buch zu viel Aufmerksamkeit schenkte.

Irgendwann kam eine Mädchengruppe hereingerauscht und Ander fand definitiv mehr gefallen an ihnen als an den Büchern. Als er in ihre Richtung grinste begannen sie zu kichern und eine winkte ihm sogar zu.

>> Ich bin fertig. <<

Er schaute zu mir und runzelte die Stirn. >> Musst du nicht noch in die andere Etage? <<

Ich schüttelte den Kopf und ging zum Tresen. >> Heute mal nicht. << Ander zuckte daraufhin nur die Schultern und folgte mir.

--

Den restlichen Tag verbrachte ich zuhause und las mich in die Bücher rein. Ander hatte zusammen mit seiner Mutter zu Freunden gemusst, die zusammen essen gehen wollten.

Also verbrachte ich diesen Montagabend allein zuhause. Mir war nur allzu bewusst, dass ich nur noch eine Woche Sommerferien hatte, dann würde die Schulhölle wieder losgehen.

Während Ander jetzt sein letztes Schuljahr hatte, musste ich aufgrund des Auslandsjahres ein Jahr wiederholen und hatte jetzt noch das zwölfte und dreizehnte Schuljahr vor mir. Was für eine Hölle. Unterricht ohne Ander, Leonie oder Kira...

Während ich Zitate aus den Büchern schrieb, die mir gefielen, wurde es draußen immer dunkler.

--

>> Aufstehen Kira <<, schrie Leonie und bewarf sie mit meinem Brötchen.

Richtig.

Mit meinem Brötchen.

Sie riss es mir aus der Hand, gerade, als ich noch einmal reinbeißen wollte und warf Kira ab.

Wir hatten heute beschlossen zusammen mit den Jungs an den See zu fahren und wir sollten bereits seit einer Stunde losgefahren sein - wir fuhren getrennt von den Jungs, da ein Auto sowieso nicht reichte - doch Kira zerstörte unseren Plan.

Diese öffnete die Augen einen Spalt und fauchte wie eine Katze, als wir ihr die Decke wegzogen. >> Aber es ist noch hell <<, jammerte sie.

>> Ganz genau. Es ist vier Uhr nachmittags. Eleanor und ich sind bereits seit acht Stunden wach. <<

Himmel nein, dachte ich.

Ich war seit vier Stunden wach. Wir wollten es ja nicht übertreiben. Doch das sagte ich vor Kira nicht laut. Stattdessen schnappte ich mir mein Brötchen wieder und „frühstückte" zu ende.

Kira schälte sich gerade aus dem Bett, als ich den letzten Bissen nahm und verschwand im Badezimmer. Ich warf währenddessen einen prüfenden Blick auf mein Spiegelbild.

Ich trug ein weites Sommerkleid und dazu meine geliebten Turnschuhe, die noch älter waren, als sie aussahen. Meine Haare hatte ich wie meistens einfach offen gelassen. Meine vollen Lippen sahen blass aus und ich kaute ein bisschen auf ihnen herum, bis sie rosa wurden.

Endlich kam Kira zurück und trug einen schwer bepackten Rucksack bei sich. >> Ich bin bereits. <<

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt