39. findest du mich etwa dick?

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Anders Sicht:

Eleanor aß noch weiter, obwohl ich bereits fertig war. Sie aß immer länger als ich. Doch als sie die Hand hob, um sich einen Muffin, als Nachtisch für ihren Kuchen zu bestellen, nahm ich ihre Hand vorsichtig wieder runter. >> Wollen wir vielleicht weiter? <<, fragte ich.

>> Ist es, weil ich zugenommen habe? Soll ich deshalb aufhören zu essen? <<, fragte sie traurig und sah an sich runter.

>> Was? Nein? Du… was? Eleanor, du hast so schöne Kurven. Du bist doch nicht… Ich bin definitiv mit der Situation überfordert. Ich ziehe die Time-out-Karte. <<

>> Fast zehn Kilo habe ich in Griechenland zugenommen… <<

>> Eleanor, ich kenne kein schöneres Mädchen als dich. Du könntest weitere zehn Kilo zunehmen oder wieder ab. Spielt keine Rolle. DU bist wunderschön, egal wie viel zu wiegst. <<

Als ihre Mundwinkel zuckten, ließ ich mich überfordert zurück in den Stuhl fallen. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus. >> Du bist so süß. Aber das war ein Scherz. Wie du gesagt hast, es ist mir wirklich nicht so wichtig, wie viel ich wiege und wie ich in Unterwäsche aussehe, solange es noch im gesunden Bereich ist. <<

War ja schön und gut, dass sie das als Scherz gemeint hatte, doch jetzt hatte ich das Bild von meinem Geburtstag im Kopf, als sie in Unterwäsche vor mir stand. Sie war so schön, verdammte scheiße. Ich musste schnell an etwas anderes denken… Fuck.

Da lehnte Eleanor sich vor und fuhr mir durch die Locken. >> Aber danke. DU bist der schönste Mensch, den ICH kenne. <<

Ich lächelte zurück und mein Herz machte einen freudigen Hüpfer. >> Schöner als Tom <<, rutschte es mir leise raus und sie lehnte sich überrascht ein wenig von mir weg.

>> Wie ich sagte, für mich bist du die schönste Person überhaupt. Und damit meine ich nicht nur äußerlich, Ander. Einfach du. Als ganze Person. <<

In diesem Moment wollte ich sie so gerne küssen, dass ich meine Hände unter meine Oberschenkel schieben und mir auf die Unterlippe beißen musste. Anstatt sie in diesem Cafe an mich zu ziehen, meine Lippen auf ihre zu pressen und sie nie weder loszulassen, lächelte ich sie breit an.

>> Alsooo… Ich habe beim Hinweg ein Foltermuseum gesehen. Das klingt doch spannend. Haben sie Lust, mein kleiner Freund? Bitte <<, flehte sie, wobei sie das spannend wie ßpannänd und das bitte wie böttö, betonte. Ich liebte und hasste es, wenn sie das tat.

>> Können wir machen, klar. Ich würde gerne alles über frühere Foltermethoden erfahren. <<

>> Vielleicht kann ich Pia danach mit meinem neuen Wissen ein wenig erpressen und zu Dingen zwingen, die ich möchte <<, lachte sie böse und grinsend schaute ich ihr dabei zu, wie sie aufstand, um zahlen zu gehen.

--

Als wir durch die abgedunkelten Gänge des Museums gingen, hielt Eleanor meine Hand als wäre es selbstverständlich.

Für mich war es auch selbstverständlich, aber ich fragte mich, was wäre, wenn sie vielleicht irgendwann doch mit diesem Tom zusammenkommen sollte? Würde sie das dann noch machen? Dürfte ich weiterhin bei ihr übernachten und sie dabei im Arm halten? Dürfte ich ihre Hand nehmen, wann immer ich das wollte? Durfte ich sie weiterhin auf die Stirn küssen?

Bei ihrem ersten Freund hatten wir diese Dinge weiterhin getan, weil er gewusst hatte, dass wir so gut befreundet waren. Ich hatte ihn nie leiden können, allein, weil er immer schon auf Eleanor scharf gewesen war, aber was ich ihm hoch anrechnete war, dass er nicht eifersüchtig auf mich gewesen war und es total in Ordnung gefunden hatte, wenn Eleanor und ich weiterhin so viel Zeit miteinander verbrachten.

Und Linus hatte ich selbst ja nie kennengelernt. Ehrlichgesagt war ich wirklich erleichtert gewesen, als ich erfahren hatte, dass sich die beiden getrennt hatten, bevor Eleanor nach Deutschland zurückgefahren war. Zwar hatte es mir für Eleanor leidgetan, aber die Vorstellung zusehen zu müssen, wie er Eleanor besuchen kam und sie sich vor mir küssten, war der Horror gewesen.

Und als Eleanor dann auch noch gesagt hatte, dass die Trennung nicht so schlimm gewesen war, wie erwartet, war ich einfach glücklich gewesen.

Doch jetzt war dort schon wieder ein Junge, der sich für Eleanor interessierte. Hörte das denn nie auf? Würde ich immer Angst haben müssen, dass ich sie dadurch ein wenig verlor.

>> Ew, schau dir das mal an <<, riss mich Eleanor aus meinen Gedanken und deutete auf eine gezeichnete Abbildung, auf der eine der früheren Foltermethoden gezeigt wurde.

>> Krank, wozu Menschen in der Lage sind <<, stimmte ich angeekelt zu und strich mit dem Daumen über Eleanors Handrücken. Sie drückte kurz meine Hand und zog mich dann zu sich.

>> Ich hatte überlegt bald Alexis und Phoenix zu besuchen. Würdest du mitkommen? Ich hatte so gedacht nicht diese Woche, sondern das Wochenende der darauffolgenden Woche? <<

Meine Mundwinkel zuckten. >> Klar. Alexis ist cool. Und ich will diesen Phoenix mal kennenlernen. <<

>> Ja. Ich will ihn auch kennenlernen! <<

Sie zog mich weiter.

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Am Nachmittag saßen wir dann wieder im Auto. Wir hatten nochmal den Rest der Altstadt angeschaut und Fotos auf der Karlsbrücke gemacht. Als wir abschließend den John Lennon Wall angesehen hatten, hatten wir beschlossen nach Hause zu fahren.

Eleanor hatte sich seitlich an die Türinnenseite gelehnt und musterte mich, während ich fuhr. Irgendwann schlief sie ein und in diesem Moment ging es mir wirklich gut. Allein mit Eleanor, weit weg von allen anderen Menschen.

Wir hielten bei derselben Tanke, wie auf dem Hinweg und Eleanor kaufte wieder Unmengen an Essen. Als wir uns gerade darüber stritten, welche Chipssorte wir nahmen, lehnte sie sich weiter zu mir.

>> Der Typ an der Kasse war derselbe wie letztes Mal. Ich habe ihm auf dem Hinweg erzählt, dass wir abgehauen sind, um zu heiraten, weil er mich angeflirtet hat <<, flüsterte sie mir mit noch verschlafener Stimme zu.

Jetzt musste ich grinsen und konnte nicht widerstehen einen Blick in seine Richtung zu werfen. Als ich sah, dass er in unsere Richtung schaute, strich ich Eleanor eine Strähne aus dem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Sie kicherte und kuschelte sich an meine Brust.

>> Ich will trotzdem noch die andere Sorte Chips haben <<, sagte sie und deutete auf die Packung, die ich, während wir geredet hatten, heimlich in den Korb geworfen hatte.

>> Dann kaufen wir halt beide. <<

Sie grinste breit und lief zur Kasse.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt