49. Wendung

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Anders Sicht:

Ich hatte es irgendwie zurück zu mir nach Hause geschafft und hockte jetzt auf dem Boden, an die Haustür gelehnt und starrte vor mir auf den gefliesten Boden.

Meine Mutter war wieder bei ihrer Gitarrengruppe und mir war das Recht. Ich wollte wirklich nicht darüber reden, wieso ich heulend in unserem Flur saß. Obwohl ich allein war, biss ich mir in den Handrücken, um keine Geräusche zu machen.

Du bist selbst schuld, wiederholte ich Caspers Worte vom Donnerstag in meinem Kopf.

Ich hatte ihr vorhin gar nicht um die Ohren hauen wollen, dass ich sie liebte, aber die Panik in meinem Körper war so groß gewesen. Und jetzt fuhr sie doch zu jemand anderem und ich konnte nichts dagegen tun. Selbst schuld, selbst schuld, selbst schu-

Als es klingelte, zuckte ich zusammen, stand aber nicht auf. Wer auch immer das war, sollte später wiederkommen. Doch als die Person anfing sturm zu klingeln, rutschte ich genervt von der Tür weg. Ich starrte hoch auf das dicke Holz, bis ich Eleanors Stimme hörte, die meinen Namen rief.

Irgendwie kam ich auf die Beine und riss so schnell die Tür auf, dass ich beinahe ausgerutscht wäre.

Als ich sie vor der Tür stehen sah, den Rucksack in der Hand, ihr Auto auf dem Hof, wollte mein Gehirn irgendwie nicht begreifen, was hier gerade los war. Sie war doch zurückgekommen?

>> Ja <<, sagte Eleanor in dem Moment und meine Aufmerksamkeit gehörte nun wieder ihr, als ich den Blick von dem gelben Opel abwand.

>> Was? <<, fragte ich heiser und ihr Blick wechselte von einem Auge von mir zum anderen.

>> Ja <<, wiederholte sie und atmete zittrig ein. >> Ja, ich fühle genauso. Ja, wir kriegen das hin. Ja, ich will mit dir zusammen sein. <<

Ich schluchzte und drückte mir mit den Handflächen auf die Augen. Doch sie griff nach meinen Handgelenken und führte meine Arme nach unten. Ich sah die nassen Tränenspuren auf ihren Wangen und die kleinen roten Flecken um ihre Augen, die sie verdammt süß aussehen ließen.

>> Ja, ich liebe dich auch, Ander <<, sagte sie leise. Mein Blut rauschte in den Ohren und mein Herz schlug wie wild.

Das Kribbeln in meinem Bauch breitete sich in meinen gesamten Körper aus. Genauso die Erleichterung. >> Tust du? <<, fragte ich nach und legte eine Hand an ihren Hinterkopf.

>> Schon immer, ja. <<

Ich atmete die angehaltene Luft aus und zog sie an mich. Dabei schloss ich meine Arme um ihren Körper. >> Und du willst wirklich mit mir zusammen sein? <<

Sie löste sich von mir und machte einen kleinen Schritt zurück, sodass sie zu mir hochschauen konnte. Ihre Unterlippe bebte, als sie nickte. Ich blinzelte die Tränen weg, die mir die Sicht auf dieses wunderschöne Mädchen nahmen, griff nach ihrer Hüfte, bevor ich mich zu ihr runterlehnte und meine Lippen auf ihren Mund presste.

Aus Angst, dass sie mich wieder von sich schob, krallten sich meine Hände in den Stoff ihres Oberteils, doch sie stellte sich auf die Zehenspitzen, verschränkte ihre Hände in meinem Nacken und erwiderte den Kuss. Ihre Lippen bewegten sich entschlossen gegen meine und ich schob sie langsam zurück ins Haus, wo ich die Tür mit dem Fuß hinter mir zustieß und Eleanor mit großen Schritten gegen den Jackenschrank drückte.

Sie löste den Rücken von dem Holz, sodass sich unsere Körper überall berührten und ließ ihre Zähne über meine Lippe streichen. Ich stützte eine Hand neben ihr am Holz ab, während die andere in ihrem Kreuz lag und fuhr mit der Zunge über ihre Lippe, sodass sie den Mund öffnete.

Die ganze Zeit stand mein Körper unter Strom und die ganzen Glückshormone, die er produzierte, waren sicherlich nicht mehr gesund. Ich schob ein Bein zwischen ihre, während sich unsere Zungen berührten. Eleanor drückte ihre Mitte gegen meinen Schritt und ich keuchte in ihren Mund.

Als sie sich von mir löste, öffnete ich die Augen und begegnete ihrem Blick. Ich ließ sie nicht los, während die die Mundwinkel nach oben zog und mir durch die Haare strich.

>> Tut mir leid, dass ich gegangen bin... Ich habe Tom nie geküsst. Hatte ich auch nie vor. Nichts davon, was am Donnerstag gesagt wurde und was ich gesagt habe war wahr. Tut mir leid, aber ich war sauer wegen Anna, weil sie am Montag hier war und... << Sie brach ab und schaute zu mir hoch.

>> Du hast ihn nie geküsst? <<, fragte ich erleichtert, weil es irgendwie das einzige war, dass ich gehört hatte. Sie schüttelte den Kopf.

>> Hattest du was mit Anna? <<, fragte sie leise und schaute runter auf meine Brust.

>> Nein. Hatte ich auch nicht vor. Es war einfach nur eine wirkliche Scheißaction von mir. << Wir schwiegen eine Zeitlang, während ihre Finger über meine Wange strichen und sie sich zurück gegen das Holz sinken ließ. Ich folgte ihr mit meinem Körper, sodass ich an ihr lehnte, mich aber neben ihr abstützte.

>> Das war erstmal genug Drama in meinem Leben. Für immer. <<

Ich nickte entschlossen. >> War es! <<

Sie lachte leise und strich mit den Fingern durch meine Haare, bevor sie mich zu sich zog und unsere Lippen wieder verband.

Aber auch, wenn wir gefühlt durch die Hölle gegangen waren, dass war es wert gewesen. Jetzt hielt ich sie in meinen Armen und küsste sie. Jetzt waren wir zusammen. Richtig zusammen.

Und ich wusste, dass es klappen würde.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt