48. Sag ja, wenn du das auch fühlst

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Eleanors Sicht:

Ich steckte gerade abschließend mein Ladekabel in die Tasche, als die Tür aufgerissen wurde. Da Pia in der letzten Zeit öfter reingekommen und Bilder von mir gemacht hatte, drehte ich mich nicht um, sondern schrie sie direkt an.

>> Verpiss dich endlich Pia, bevor ich mit dem Auto so oft über dein Handy fahre, bis es in Mikroplastik große Teile verteilt auf dem Asphalt klebt. <<

Als sie nicht antwortete, drehte ich mich wütend um und warf mit meinem Kissen Richtung Tür, blieb aber wie erstarrt stehen, als ich sah, dass es Ander war, der jetzt mein Kissen in der Hand hielt.

Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, drehte ich mich schnell wieder zum Bett um und schloss den Reisverschluss der Tasche. Ich hörte, wie er den Raum betrat und dann die Tür hinter sich schloss. Das Kissen landete neben mir auf dem Bett.

>> Was willst du? Ich hab dir doch geschrieben oder hast du das schon vergessen? <<, knurrte ich, den Blick vor mir auf die Snoopybettdecke gerichtet.

>> Hast du? Ich habe mein Handy glaube ich bei dir vergessen. <<

Wütend biss ich die Zähne aufeinander und fuhr zu ihm herum. >> Ja, dann hättest du vielleicht nicht so schnell abhauen sollen, Arschloch! <<

Ich sah, dass er gerötete Augen hatte und seine Haare noch wirrer von seinem Kopf abstanden als sonst immer. Er hatte also geweint und sofort machte ich mir Sorgen um ihn. Doch ich behielt den genervten Gesichtsausdruck bei.

>> Eleanor, es tut mir leid. << Es sah aus, als suchte er nach den richtigen Worten.

Ich warf mir den Rucksack über die Schulter und nickte. >> Habe ich in den letzten Wochen irgendwie ziemlich oft von dir gehört bekommen. <<

Ich ging durch den Raum, der mir auf einmal viel größer erschien und wollte aus dem Zimmer verschwinden, als er nach meinem Arm griff. Bei seiner Hand auf meiner Haut, bekam ich eine Gänsehaut und es löste Erinnerungen an die letzte Nacht bei mir aus. Ich zog meinen Arm zurück und sofort ließ er mich los.

>> Was stand in der SMS? <<, fragte er leise und schaute zu mir runter.

>> Da stand: Fick dich, lass mich in Ruhe und komm nicht wieder an. << Er zuckte zurück und ich löste die Hand von der Türklinke, weil ich Mitleid mit ihm bekam. Dennoch verschränkte ich die Arme vor meiner Brust.

Doch von ihm kam nichts mehr, stattdessen starrte er mich mit leicht geöffneten Lippen an. >> Wenn du mir sagen wolltest, dass es dir leidtut, schön. Hast du gemacht. Ich fahre jetzt, sonst komme ich zu spät. <<

>> Nein <<, rief Ander panisch und drückte die Tür mit einer Hand zu.

>> Wie, nein? Du kannst mich hier doch nicht einsperren. Lass mich da jetzt raus. <<

Jetzt schob er sich zwischen mich und die Tür und lehnte sich dagegen. >> Doch kann ich. Bitte fahr nicht zu Tom <<, flehte er und ich zog die Brauen hoch.

>> Du weißt, dass ich auch über das Carport klettern kann? <<, fragte ich und deutete hinter mich auf das Fenster.

>> Bitte fahr nicht. Ich… ich weiß nicht, was da zwischen euch war bisher oder was ihr für heute geplant habt, aber bitte bleib hier. Die letzte Nacht war… <<

Mein Herz schlug wie ein Presslufthammer gegen meine Brust, als er die letzte Nacht ansprach und gleichzeitig kam die Wut erneut zurück. >> Anscheinend so gut, dass du danach sofort abgezischt bist, danke auch. <<

>> Nein. Ich bin ein Arschloch. Eleanor, ich hasse mich dafür dir das angetan zu haben. << Er griff nach meinen Händen und als ich sie wegziehen wollte, umfasste er sie stärker und legte sie an seine Brust. >> Spürst du das? Weißt du noch, als du das erste Mal deinen Kopf auf meine Brust gelegt und mich gefragt hast, warum mein Herz so schnell schlägt? <<

Ich erinnerte mich natürlich daran. Ich war damals acht gewesen. Kurz zuckten meine Mundwinkel, als ich daran dachte, dass ich mir damals ernsthaft Sorgen gemacht hatte, weil es so schnell geschlagen hatte.

>> Ich habe gesagt, dass es immer so schnell schlägt, aber das stimmt nicht. Es schlägt nur dann so schnell, wenn du bei mir bist. <<

Meine Lippen trennten sich voneinander und ich machte unsicher einen Schritt zurück. Ander sah das wohl als Zeichen dafür, dass ich abhauen wollte, obwohl ich einfach nur überfordert war mit den Gefühlen, die seine Worte in mir auslösten, denn er machte einen Schritt mit mir. Dabei hielt er meine Hände weiterhin auf seine Brust gepresst.

>> Ich hatte so Angst dich zu verlieren, dass ich dich seit meiner Geburtstagsfeier scheiße behandelt habe. Und ich dachte, wenn wir einfach Freunde bleiben, dann würde ich dich nie verlieren und- <<

>> Hat super funktioniert, findest du nicht? <<, fragte ich ironisch und warf einen Blick auf die Uhr. Ander folgte meinen Blick zur Uhr und wurde nervös.

>> Äh… wenn du... du darfst nicht fahren, weil ic- <<

>> Ander, bitte können wir nicht wann anders reden? Morgen oder so? Tom wartet sonst auf mich. <<

>> Habt ihr euch wirklich geküsst? <<, presste Ander hervor und schien wütend auf sich selbst.

>> Das ist doch jetzt komplett unwi- <<, begann ich, um Kira nicht blöd dastehen zu lassen, als ich von Anders Lippen unterbrochen wurde, die sich auf meine pressten. 

Überrascht stolperte ich zurück, als Ander die Hände um meine Hüften schlang und mich an sich zog. Die Hitze in meinem Körper war unglaublich, aber ich legte meine Hände an seine Brust und drückte ihn von mir, sodass er mich losließ.

Verzweifelt sah er mich an und krallte eine Hand in seine Locken. >> Küsst er besser, als ich? <<, fragte Ander und verwirrt schaute ich ihn an.

>> Was? Ander komm schon, du verhältst dich lächerlich. Wir reden morgen früh, in Ordnung? << Dabei spürte ich noch immer seine Lippen auf meinen. Ich machte einen Schritt Richtung Tür.

Jetzt sah er mich panisch an und ihm traten Tränen in die Augen. >> Eleanor, ich liebe dich. <<

Als hätte ich keine Kraft mehr, ließ ich meine Tasche fallen und starrte ihn sprachlos an. Jetzt fühlte es sich so an, als würde mein Herz einfach ganz aufhören zu schlagen. Seine Tränen liefen über und er streckte die Hand aus, um sie an meine Wange zu legen. Perplex ließ ich es zu, dass er sie auf meine erhitzte Haut legte.

>> Ich weiß, dass ich zu feige war, etwas zu riskieren, weil ich so Angst hatte, dich zu verlieren. Aber ich will es. Ich will mit dir zusammen sein. Richtig zusammen, weil… weil ich dich liebe. Schon seit du mit sieben in die Klasse kamst und dich an den Tisch vor meinem gesetzt hast. <<

Ich sah einer Träne dabei zu, wie sie über seine gerötete Wange lief und auf sein Shirt tropfte. Da ich nichts sagte, fuhr seine Hand in meinen Nacken und zog mich näher zu sich.

>> Bitte. Wenn du das auch fühlst, sag einfach ja und… und wir kriegen das hin… Sei mit mir zusammen. Bitte. <<

Ja, dachte ich, doch in meinem Kopf drehte sich alles.

>> Ich… <<, murmelte ich und griff nach meiner Tasche. >> Ich muss los. <<

Damit legte ich meine Hand auf seine, um sie von mir zu drücken und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer, während Ander die Hand auf seinen Mund presste und schluchzte.

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt