,,Etwas bei Sinnen warst du schon noch."

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,,Das kann ich nicht, okay?!", spuckt er förmlich aus und breitet seine Arme aus. ,,Es ist mir nicht möglich... dich bei mir zu haben und mich fernzuhalten. Es ist nicht mehr wie damals. Ich... Ich stecke da zu tief drin." Die Wut ist verflogen. Wir schauen uns beide an und es könnte sein, dass ich noch unter Wahrnehmungsstörungen leide, doch Chris senkt seinen Kopf und schiebt seine Hände in seine Hosentasche. Sehe ich Unsicherheit? Chris sieht mich an und setzt wieder an. ,,Doch ich kann dir nicht geben, was du dir wünschst, Gina. Du vergisst manchmal, dass ich dich zwar wegstoße, aber meine Gefühle nicht schwinden. Ich liebe dich noch so sehr wie gestern und auch meine Meinung hat sich nicht verändert. Wir beide haben keine Zukunft zusammen."

Ich stehe da wie angewurzelt. Meine Ohren lauschen den Klängen seiner Stimme und doch fühle ich mich, als wär ich weit weg. Vielleicht möchte ich das auch. Ganz weit weg sein. Mein Verstand kann das nicht verstehen. Er liebt mich. Er will, dass ich ihn wahrnehme, doch er will mich nicht. ,,Was soll ich machen, Chris?", frage ich ihn ruhig. In seinen Augen blitzt etwas auf. Hat er endlich verstanden, wie unsinnig diese ganze Situation ist? Wir kommen nie auf einen Nenner. ,,Wie soll ich mich verhalten? Dir gegenüber... Anderen Männern gegenüber? Du willst nicht, dass ich jemand anderen treffe und doch stößt du mich weg, sodass mir keine andere Wahl bleibt. Ich will mich von dir fern halten, doch das funktioniert nicht. Ich will dich lieben, doch du lässt mich nicht. Also sag mir, was soll ich tun?" Hat er eine Antwort darauf? So wie es um uns steht, glaube ich nicht. Wir wissen es beide nicht. Chris hat mir deutlich gemacht, dass er sich dagegen wehren wird, doch nun scheint seine Entscheidung ins Wanken zu geraten. Ich sehe ihn an, wie er dasteht und mich ansieht. Er sieht mich an... Mit seinen dunklen Augen, die durch die Nacht noch viel dunkler scheinen. Die Lichter geben ihm einen geheimnisvollen Umriss. Chris ist wie ein Mysterium...

,,Ich weiß es nicht, aber dies ist mein Problem, das ich lösen muss. Du musst dich deswegen nicht einschränken. Es ist ja..." Chris redet zwar weiter, doch ich bekomme nichts mehr mit. Die Übelkeit erfasst mich urplötzlich, sodass ich mich umdrehe und die nächste Grünfläche suche. Scheiße, ich sehe nichts und mir ist auch noch schwindelig. Oh Gott, da! In dem Moment stolpere ich und falle auf meine Knie. Es geht nicht mehr, daher übergebe ich mich an Ort und Stelle. In diesem Moment empfinde ich nichts. Selbst als mir die Haare zur Seite geschoben werden und mich starke Arme festhalten, fühle ich mich einfach elend. Da musste mir doch das schnelle Trinken zeigen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Erinnere ich mich richtig daran, dass ich bis eben noch streiten konnte?

Sobald ich fertig bin, werde ich hochgehoben und getragen. Gott, das ist doch schon sehr peinlich. Das war ein emotionales Gespräch und ich übergebe mich... Igitt. ,,Tut mir leid", entschuldige ich mich bei Chris. Bis wir im Hotel sind, ist mir auch schon wieder übel. Doch dort wartet schon eine Toilette auf mich. Die Haare hat mir Chris anscheinend zum Zopf gebunden und hält schützend seine Hand auf meinem Rücken. Würde ich mich nicht übergeben, wär das sicher ein schöner Moment. Oh Gott...

-

Mein Kopf tut mir weh, meine Welt dreht sich und die Lichter sind zu hell für mich. Mein Magen fühlt sich an, wie das Flimmern im Fernsehen, wenn man aus versehen auf den falschen Knopf gekommen ist. Übel ist mir und ich... Meine Knie tun mir weh...

Ich öffne meine Augen und muss öfter blinzeln, als sonst. Das Klo ist auf der falschen Seite und ein Fenster sehe ich auch nicht. Die Welt scheint sich komplett verändert zu haben. ,,Steh auf, Schlafmütze", höre ich und erschrecke, als ich Chris sehe, der mir ein Handtuch ins Gesicht wirft. Oh mein Gott, was mache ich in Chris Zimmer?

,,Was zum...? Alter, was mache ich hier?", frage ich ihn und stehe langsam auf, da mein Magen das nicht mitmacht. Mir ist so schon schwindelig genug. Chris kommt aus dem Bad und ich sehe, was ich nicht sehen will. Er hat Sportklamotten an. Sag mir bitte, er ist gerade vom Sport gekommen...

Ich will Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt