Chris Anblick fühlt sich so vertraut an. Mein Herz spricht zu mir, wenn ich ihn sehe. Es ist, als wenn ich ihn mein ganzes Leben lang gekannt hätte. Keine Sekunde, in der er nicht da war, schleicht sich in meine Erinnerungen. Das Gefühl in mir ist unbeschreiblich und deswegen tut sein Anblick gleichzeitig so weh.
Wenn dir jemand so vertrautes das Herz bricht... So rücksichtslos... Dann schmerzt es unentwegt. Die anfängliche Euphorie schwindet, denn meine Mauer flickt sich nur mühsam wieder zusammen. Je näher er kommt, desto mehr drückt es in meiner Brust. Ich möchte nur weinen und schreien, ihn anbrüllen, warum er mir sowas antut, aber ich lasse es.
Was auch immer er sagen möchte, es muss an mir vorbeiziehen.
Chris geht im Speisesaal geradewegs auf mich zu. Sein Blick ist so widersprüchlich. So wie immer. Er gibt mir das Gefühl, ich würde ihm alles bedeuten. Seine Worte bedeuten mir allerdings was ganz anderes. ,,Gina", begrüßt Chris mich.
Im selben Moment setzt sich Max zu mir an die Linke Seite, während Luca den letzten Stuhl besetzt. ,,Hey! Na, wie war euer Morgen?", fragt Max überschwänglich und ignoriert Chris komplett. Chris sieht mich trotzdem ungestört an, doch ich bin zerrissen.
Ich will nicht mit Chris sprechen, denn es läuft immer auf das selbe Thema hinaus. Seinen sensiblen Blick kann er sich für jemand anderen aufsparen.
So schwer es mir auch fällt, ich senke meinen Blick und widme mich meinem Essen. ,,Gut", antworte ich Max auf seine Frage, während ich im Augenwinkel Chris beobachte, der nun geht. Mein Herz zerbricht förmlich.
Chris hat mir wehgetan und trotzdem tut es mir weh, auch ihn zu verletzen. Das ist ein lächerlicher Kreislauf. ,,Man, der Abend gestern ist nicht wie geplant verlaufen, aber wir sind froh, dass es euch gut geht", schleimt Luca sich an Alex. Sie lächelt ihn verträumt an und nickt.
,,Ja, wir sind ja keine Jungfrauen in Nöten. Gina hat allerdings eine ordentliche Faust ins Gesicht bekommen", erzählt Alex. Das hätte ich gerne für mich behalten. Meine Nase tut mir noch immer weh und angeschwollen ist sie auch ein wenig. Die Schönheitsflecken habe ich überschminkt. Den Rest sieht man eigentlich nicht so dolle. Natürlich aber, wenn man darauf hinweist.
,,Oh Nein. Scheiße, geht es dir denn gut?", fragt Max besorgt. Ist das nun sein Ernst oder spielt er das nur mit? Ich meine, eigentlich haben wir uns nie so gut verstanden.
,,Ich liege ja nicht verletzt im Bett. Daher Ja, alles bestens", beschwichtige ich seine Sorgen. Naja, es ist ja ganz nett. Es ist einfach nur komisch, dass Max und Luca plötzlich so nett sind. Zu Alex, okay, aber mit mir hatten die nie was am Hut. Nur Alex ist die Klassenflüsterin.
Aber man soll ja nicht direkt urteilen...
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Heute haben wir den ganzen Tag frei. Alex und ich sind in unserem Zimmer. Während mein Blick starr durch die Decke geht, gefühlt, rennt Alex vor dem Spiegel rum. ,,Was soll ich anziehen? Zu schick kann ich nicht sein, denn es ist ja nur eine kleine Stadt Tour, aber wenn ich kacke aussehe, mag Luca mich nicht mehr", jammert sie wie ein kleines Kind, die ihren ersten Freund hat. Und diese Argumentation...
Ich nehme meinen Blick von der Decke, richte mein Kopf langsam in ihre Richtung und schaue sie behämmert an. Dabei lieg ich chillig auf dem Bett. ,,Wenn er dich deswegen nicht mehr mag, dann ist er ein Idiot. Jetzt mal ganz ehrlich", weise ich sie auf ihren Fehler hin. Sie unterbricht ihr Orkan-Verhalten und sieht zu mir rüber.
,,Ist mir egal. Schick mach ich mich trotzdem." Damit macht sie weiter mit ihrer Kleiderorgie. Toll. Dabei wird es einfach auf eine übliche Jeans und einen ordentlichen Pullover hinauslaufen. Ich verdrehe meine Augen theatralisch und schaue mir wieder die interessante, fassettenreiche und sympathische Wand an. Wenn das nicht mal eine tolle Persönlichkeit ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Sie schafft Privatsphäre, hält den Mund und tut im Normalfall niemandem weh. Sie ist praktisch, beständig und loyal. Man weiß, wo sie steht und üblicherweise verschiebt sie sich nicht. Etwas so ähnlich bodenständiges kennt man einfach nicht.
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Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...