Dessous Laden.

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Gestern habe ich nichts mehr geschafft und genau deshalb muss ich daran denken, wie ich den Kuchen am besten dekoriere. Da Chris anscheinend keinen Bock mehr hat, mache ich das alleine und esse den ebenfalls ganz alleine, um zuzunehmen. Immerhin juckt es eh keinen wie ich aussehe.

,,Wie ist es gelaufen? Habt ihr gestern noch was spannendes gemacht?", fragt mich Alex in der Pause. Jannes steht vor der Schule und ihm muss sicher sau langweilig sein. Chris geht immerhin noch mit in die Pausen, steht vor dem Klassenzimmer. Jannes traut sich das irgendwie nicht so ganz. Dabei könnte ich super den Hinterausgang nehmen und verschwinden. Leider muss ich daher zugeben, dass Chris seine Arbeit sehr ernst nimmt und absolut perfekt macht. Wenn das so ist, dann hat er natürlich keine Zeit für alberne Gefühle.

,,Nichts. Chris hat mit Papa reden müssen und ist danach abgehauen. Ich bin hinterher, aber er war so komisch, wie ausgewechselt. Plötzlich war ich eine unsinnige Entscheidung, abgeschobener Balast... Keine Ahnung, aber ich habe wieder zu viel hinein interpretiert. Chris will nichts von mir." Das zuzugeben ist hart. Damit werde ich aber klar kommen. Immerhin bin ich kein kleines Mädchen, sondern eine erwachsende Frau. In einem Monat ganz offiziell. Dann kann Papa mir nichts mehr verbieten.

,,Nein, das glaube ich nicht. Du hast doch erzählt, wie er dich drum gebeten hat, seine Worte nicht zu vergessen. Er hatte Streit mit deinem Vater, wie es aussieht und das kippt die Laune. Gib die Hoffnung nicht auf", bleibt Alex hartnäckig, aber mein Entschluss steht fest.

,,Wenn dir jemand die Hoffnungen nimmt, der sie vorher geschürt hat, dann bringt das alles nichts. Ich mache mich nicht nochmal vor ihm zum Deppen." Damit ist das Thema auch beendet. Die Pause ist eh vorbei und Mathe beginnt. Was ein heiden Spaß.

-

Zu Hause angekommen, bemerke ich, dass Mama und Papa nicht alleine sind. Beide arbeiten nicht? Interessant. Was gibt es denn zu feiern? Ich komme ins Wohnzimmer, wo ich gestern noch mit Chris saß... Wo er mir so schöne Worte gesagt hatte, nur um sie dann zu bereuen. ,,Hey, Kleines!", begrüßt mich Onkel Tyler. Er steht vom Sofa auf und umarmt mich ganz fest. ,,Wie geht es dir? Wie war die Schule? Komm setz dich zu uns", dirigiert er mich neben sich und Tante Kate, die auch nicht zu arbeiten scheint. Das ist wohl ein Vorteil, wenn man für seine Freunde arbeitet. Könnte aber auch schwierig werden.

,,Ähm, ja alles gut. Mir gehts prima", flunkere ich ein wenig, aber es kommt überzeugend raus. Ich sehe in Mamas Gesicht, die mir gegenüber sitzt und sehe, wie stolz sie auf mich ist. Da Mama nicht zu mir gekommen war, als mir diese schreckliche Situation passiert war, denke ich, dass sie das zurückgeworfen hat. Hat sie sowas auch schon einmal erlebt? Hat sie das in die Zeit zurück geworfen, in der sie ähnliche Momente hatte? Zu gerne würde ich sie danach fragen. Nur ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

Tante Kate legt ihren Arm über meine Schulter und zieht mich an sich. ,,Du wirst immer größer und bald bist du achtzehn. Als wär es erst gestern gewesen, dass ich dich als dreijährige in eurer alten Wohnung entdeckt habe. Sag, wie willst du feiern? Willst du all deine Freunde einladen? Oh man, ihr müsste jetzt schon mit dem Planen beginnen? Hast du Einladungen verschickt?...", redet Tante Kate wieder wie ein Wasserfall. Was ich ihr sage, wird sie überraschen.

,,Nein, ich habe nicht viele Freunde. Nur Alex. Ich denke nicht, dass ich viel daraus mache. Wir treffen uns wie jedes Jahr, sie backt mir einen kleinen Kuchen, den wir zusammen an unserem Lieblingsort verspeisen und Ja... Mehr nicht. Es ist nur ein Geburtstag", zerstöre ich wohl die Pläne meiner Tante, die ich bestürzt habe.

,,Oh, das wusste ich nicht Gina. Tut mir leid, dass ich so viel Quatsch rede. Natürlich musst du nicht groß feiern..."

,,Hör einfach nicht hin, wenn Kate redet, mein Schatz", schlichtet Papa die Situation. Als ich ihn ansehe, umspielt seine Lippen ein kleines Lächeln. Ein Auge zwinkert mir zu und in mir breitet sich eine geborgene Wärme aus. Ich liebe Papa sehr und manchmal ist unsere Beziehung schwierig, aber ich weiß, dass er immer für mich da sein wird. Schon immer wurde mir gesagt, dass ich an Papa hing, als ich klein war. Das kann ich mir nur zu gut vorstellen. Tyler hingegen war mehr Mamas Anhängsel. Als Sohn hat Papa mehr Ansprüche an ihn, die er sehr ungerne erfüllt. Ich bin mir allerdings sicher, dass Tyler seine Aufgabe meistert, wenn er älter wird. Im Moment ist es einfach nur eine Trotzphase.

Ich will Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt