,,Mein Halbbruder", antwortet Chris knapp und geht in die Küche. Ich folge ihm auf Schritt und Tritt. Wie? Was? Seit wann?
,,Ich wusste nicht, dass du einen Halbbruder hast. Hast du vielleicht noch eine Schwester? Leibliche Geschwister?", frage ich ihn weiter. Er sieht mich kurz an und antwortet. ,,Nein." Okay, das war klar und deutlich. Trotzdem macht es mich etwas stutzig, wieso er nie etwas erwähnt hat. Naja gut, wir haben jetzt keine sehr tiefgründigen Gespräche über seine Familie geführt.
,,Chris bitte, erzähl es mir. Wieso sind wir hier hergefahren, was hat dein Bruder hier gemacht und warum bist du so verdammt sauer? Habe ich etwas gemacht?", dränge ich ihn und plötzlich verändert sich etwas. Es schwebt etwas in der Luft. Etwas, dass ich unmöglich benennen kann. Wir sind im Wohnzimmer und Chris hat sich rasch zu mir umgedreht. Er sieht mich an, als hätte ich gerade das dümmste gesagt, das mir hätte einfallen können.
,,Nein? Ich könnte doch niemals sauer auf dich sein. Du hast damit nichts zu tun. Kannst du das nicht begreifen?", fährt er mich an. Ähm, okay? Das hätte er auch anders sagen können.
,,Ich warte dann im Auto", beschließe ich und gehe.
,,Man... Scheiße... Bleib stehen, Gina. Hey!", ruft er mich zurück und greift nach meinem Arm, was mich stoppt. ,,So war das nicht gemeint. Ich... setz dich bitte, dann erzähle ich es dir, okay?" Damit bin ich doch mal einverstanden. Wir setzen uns gemeinsam auf die großzügige und überraschend gemütliche Couch. Sie ist nicht groß und das gefällt mir gerade sehr. Die Nähe zu Chris macht mich froh.
,,Also, ich bin hergefahren, weil mich mein Handy kontaktiert hat. Ich habe vor meiner Haustür einen Sender, der mir einen Alarm aufs Handy schickt, wenn jemand meine Wohnung betritt. Wenn ich nicht da bin, ist es natürlich jemand Fremdes. Ich wohne nämlich alleine und es ist unüblich, dass ein zweiter reinkommt", erklärt er mir seine plötzliche Aufruhr.
,,Aber wieso hast du den? Wurde hier öfter eingebrochen?" Es muss immer einen Grund geben, wieso Leute machen, was sie eben machen. Wie ich aus Papa und Mamas Vergangenheit schon weiß, haben all die Sicherheitsvorkehrungen seinen Grund. Das muss bei Chris genauso sein.
,,Manchmal suchen ein paar unangenehme Leute nach etwas. Sie denken, es versteckt sich öfter mal in meiner Wohnung..."
,,Dein Bruder? Hat er deswegen von Typen geredet, die hinter ihm her waren?" Chris nickt zur Bestätigung.
,,Richtig. Deshalb musste ich schnell her und die Situation durchblicken. Meine Wohnung bietet nicht viel Raum zum klauen, aber ich mag es ordentlich und... naja, leer, wenn ich weg bin." Da kann er doch schon wieder Scherze machen. Das kann ich natürlich verstehen. Trotzdem herrscht noch etwas anderes in der Luft.
,,Magst du ihn deshalb nicht? Weil er dir diese Probleme bereitet?", hacke ich weiter nach. Chris ist gerade so gesprächig, da will ich die Zeit nutzen, die mir bleibt, bis er wieder verstummt.
,,Warum glaubst du, ich würde ihn nicht mögen?" Das verwirrt ihn und seine Verwirrung verwirrt mich. So sah es halt aus.
,,Ich dachte nur, weil du ihn so angefahren hast...", erkläre ich mich.
,,Nein, ich habe nichts dagegen, wenn er mich besucht. Nur nicht so. Auch ältere Brüder muss man in gewisser Weise erziehen. Außerdem kann ich ihn nicht lange sehen. Er hat viel Ähnlichkeiten mit meinem Vater. Das... geht nicht spurlos an mir vorbei", wird Chris weicher. Er hat über seinen Papa gesprochen. Sind wir auf dem richtigen Weg?
,,Willst du... also, redest du darüber?", versuche ich mehr aus ihm rauszulocken. Chris sieht mich länger an als gewöhnlich. Seine Finger hingegen schieben eine meiner verirrten Strähnen aus meinem Gesicht. Sie fliegt aber direkt wieder zu der Stelle zurück. Wow, Reallife man.
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Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...