„Spürst du das auch?"

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Also Alex haben wir nun verloren. An uns vorbeigerannt ist sie schon längst nicht mehr. Chris und ich stehen hier ja schon ne Weile. Ich kann Chris aber nicht fragen, ob er mal nachsieht, immerhin passt er auf mich auf und nicht auf Alex. Das ist eine verzwickte Situation, aber nicht allzu tragisch, denn wie ich Alex kenne, macht sie zwischendurch einfach eine Pause. Wie auch immer, inzwischen ist es echt warm geworden. Mein Schweiß könnte ein ganzes Handtuch ertränken. Das sieht nicht besonders sexy aus und das spüre ich mit jeder meiner Faser. Ob Chris das genauso schlimm sieht wie ich? Ich hoffe nicht, aber ich gehe einfach davon aus. Wer kann diese Flut denn übersehen? Richtig, niemand! 

Doch das ist nicht mein einziges Problem. Diese Veranstaltung ist öffentlich zugängig und lockt so einige Vollidioten an. Einschließlich Jonas, der mich schon von Weitem erkennt und anlächelt. Ich schaue ihn nicht an, ignoriere ihn, denn ich will nicht mit Jonas reden. Vielleicht benehme ich mich zickig, aber sein Verhalten lässt wirklich zu Wünschen übrig. Außerdem finde ich immer mehr Gefallen an Chris. So unfair Jonas auch ist, so möchte nicht ich diejenige sein, die sich in dieser Beziehung einen Fehltritt erlaubt. Deshalb muss ich mal mit ihm reden... Wobei, ich rede mir wieder zu viel ein. Da ist doch nichts zwischen Chris und mir. Wünsche ich es mir? Chris arbeitet für meinen Vater. Da kann nichts laufen. Und überhaupt steht er selber nicht auf mich. Er ist so ein cooler Typ, dass dies ausgeschlossen ist.

Dummer Gedanke! Absolut dummer Gedanke!

„Hey, mein Schatz", begrüßt Jonas mich freudestrahlend. Ich schaue perplex, denn ich habe alles erwartet, nur nicht das. Er ist nicht brummig, eher fröhlich. Hm, alles klar. Er deutet mein Nichtssagen als eine Art Ablehnung ihm gegenüber und fährt dementsprechend fort. „Bist du noch sauer wegen gestern? Das war doch nichts. Du hast dich etwas aufgeregt und ich war zu voreilig. Sowas ist bei uns ja keine Seltenheit. Lass es uns vergessen. Immerhin haben wir noch einiges vor. Gina?" Ich höre Jonas zu und verstehe auch alles was er sagt. Nur will mir sein Gehabe nicht so richtig in den Sinn. Er stempelt es als Nichtigkeit ab und das gefällt mir nicht. Er soll mich ernst nehmen. Bin ich da engstirnig? Muss ich einfach nachgeben oder habe ich alles Recht der Welt sauer zu sein? Es ist echt schwierig und ich merke gerade welche gravierenden Nachteile eine Beziehung hat.

Meine Eltern sind auch zickig und anstrengend. Wie haben die es bloß geschafft zu heiraten und noch immer zusammen zu bleiben? Das sind sonderbare Eltern. Ob Chris Eltern hat? Sicher. Jeder hat Eltern. Immerhin lebt er ja. Na egal. „Ja? Ich arbeite gerade. Naja, spiele eine gute Fee und sammle Spenden. Wenn du nicht spenden willst, dann kannst du gehen", entgegne ich und fühle meine Nase ein Stück weit in die Höhe gereckt. Ich fühle es. Ja genau.

Jonas lächelt schief und schüttelt leicht seinen Kopf, bevor er einen Euro in die Kasse wirft. „Ich habe gespendet. Redest du jetzt vernünftig mit mir? Ich habe mich bereits eine Million Mal entschuldigt", meint er und das bringt mich wieder in Rage. Er hat sich entschuldigt? Wann denn? Die Entschuldigungen der letzten Tage waren ja nicht für dieses Vergehen. Ist er bescheuert?

„Glaubst du echt eine Entschuldigung in der Vergangenheit reicht für alle Dummheiten der Zukunft aus? Du bist doch ein Idiot. Ich will nicht mit dir reden. Geh." Damit widme ich mich den Leuten, die etwas zu trinken haben wollen und merke im gleichen Zug wie Chris sich mir nähert. Es ist schön zu wissen, dass er immer da ist. Jonas lässt sich aber nicht abwimmeln.

„Gina bitte. Diesmal kann ich auch zu dir kommen. Ich verspreche dir, da passiert nichts. Außerdem sollten sich deine Eltern an den Gedanken eines baldigen Schwiegersohnes gewöhnen." Bei diesen Worten muss ich schlucken und spüre deutlich die angespannte Stimmung. In dem Moment kommt Alex wieder angelaufen. 

On Point.

„Jonas? Was machst du denn hier?", fragt sie schnaufend, pustend vom Laufen und sieht von Einem zum Anderen. Dabei sieht sie nicht mich an, sondern Chris und Jonas. Nun sehe auch ich von Jonas zu Chris. Chris Blick ist nicht der glücklichste, eher zerrissen und grob. Ich würde Chris Nachts so nicht begegnen wollen. Sein Körper ist total angespannt und ich spüre förmlich das Kräftemessen der Beiden.

Ich will Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt