Warum sind wir traurig?

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Papa und Mama lassen uns heute schwänzen. Tyler ist natürlich sofort dabei. ,,Also, was wollen wir machen? Vorschläge?", fragt Papa und setzt seine ernste Miene auf. Tyler zeigt auf und Papa signalisiert ihm, dass er dran ist.

,,Schwimmen!", schlägt er vor und ich gucke ihn direkt an, als hätte er sie nicht mehr alle.

,,Nein", widerspreche ich direkt. ,,Was ist das für ein Vorschlag? Schwimmen kannst du jeden Tag", erinnere ich dieses Spatzenhirn. Wir sitzen alle am Küchentisch. Unsere Haushaltshilfe hat heute frei, weswegen Mama das Frühstück zubereitet hat. Es gibt Rührei, Brötchen, allerlei Aufschnitt, Gemüse und Obst. Ich habe mir frischen Orangensaft gewünscht, Papa trinkt seinen Kaffee und Mama versucht Tyler ebenfalls vom Orangensaft zu überzeugen. Mal gucken, wann das klappt.

,,Welchen Vorschlag hast du Gina? Vergiss nicht, schlage nichts ab ohne nicht direkt einen Gegenvorschlag zu präsentieren." Das ist wahr, doch ich muss eben überlegen.

,,Freizeitpark? Das wär perfekt! In der Woche sind nicht viele Menschen da", bin ich selber begeistert von meiner spontanen Idee. Mama sieht Papa an und Tylers Augen werden ganz groß.

,,Oh ja", stimmt dieser mir zu. Dabei schaut Papa auf seine Uhr, es ist fast acht Uhr. 

,,Könnten wir schaffen. Noch etwas?" Papa schaut in die Runde und bleibt an Mamas Blick hängen. Sie schaut ihn nämlich schon eine ganze Weile an. Sein ernster Blick weicht einem kleinen Lächeln. ,,Was ist los, Mrs. Stark?", fragt er leiser, als gewöhnlich. Nun strahlt auch Mama.

,,Nichts bestimmtes, Mr. Stark", antwortet sie ihrerseits. Das entlockt Papa ein leises Lachen und er schaut weg. Süß. Diese Liebe wünsche ich mir auch. Direkt ist Chris wieder in meinen Gedanken. Wie wir uns geküsst haben. Die Schmetterlinge in meinem Bauch... Es war unglaublich schön und doch... der Schmerz danach überwiegt, denn ich weiß, wenn es so bleibt, dann wird es keinen Kuss mehr geben. 

Er hat sich nicht gemeldet und ich denke, darauf kann ich lange warten. Wenn überhaupt, dann nur, wenn sein Urlaub zu Ende ist und seine trockene, emotionslose Hülle wieder vor mir steht. Das macht er immer. Sobald er mich ein paar Tage nicht mehr sieht, drückt er auf Reset und setzt alles auf Anfang. 

,,Kletterpark?", höre ich und das aus Mamas Mund. Mit Mama und Papa klettern? Das würde ich ja schon gerne sehen. Sportlich sind die beiden ja... 

,,Nein, Park!", meckert Tyler jetzt und kommt auf unsere vorherige Idee zurück. Alle schauen Papa jetzt an und zu meinem Glück gibt er sich geschlagen.

,,Na gut, Kinder und Mutter der Kinder", beendet er die Diskussionsrunde. ,,Aufessen, packen und los." Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen. Tyler und ich essen in Rekordzeit auf und machen uns direkt fertig. Mama packt derweilen etwas Proviant. 

Das wird toll heute. Wir haben schon richtig lange nichts mehr als Familie gemacht. Immer mussten beide arbeiten. Heute scheinen sie sich frei genommen zu haben. Sehr gut. 

Papa hat mich damit beauftragt einen Park zu finden und ich bin Feuer und Flamme. ,,Wir können los!", rufe ich aus, obwohl wir alle im Flur stehen.

-

,,Gina, du hattest eine Aufgabe", jammert Tyler und lässt sich enttäuscht auf die Rückbank zurückfallen. Wir sehen Papa, der vom Parkeingang wieder ins Auto marschiert.

,,Nun", setzt er an, als er sich schwungvoll ans Steuer setzt. ,,Die Baustelle ist kaum zu übersehen, denke ich", informiert er uns und das haben wir ja schon bemerkt. Papa schaut zu uns nach hinten und ich sehe den entschuldigenden Ausdruck. ,,Der macht so schnell nicht wieder auf. Eine Info hing auch nicht am Infoboard. Haben wir andere Ideen?" Bevor wir etwas sagen können, hebt Mama ihren Finger.

Ich will Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt