,,Papa, kann ich bitte mal alleine raus gehen?", frage ich Papa, als wir gemeinsam am Wochenende im Garten sitzen. Er ließt seine Zeitung und ich versuche mich zu Sonnen. Was nicht so richtig funktioniert, denn ich denke nach. Zu viel.
Er schaut auf und sieht mich verständnislos an. ,,Woher kommt denn dieser Gedanke", stellt er mir die Gegenfrage. Oh man, als ob das überhaupt jemals der Fall sein wird?
,,Ich muss nachdenken und das geht mit dem komischen Typen hinter mir nicht", erkläre ich wahrheitsgemäß. Statt mich anzuschauen, sieht er jetzt zu Mama rüber, die mit meinen Omas den Garten schön macht.
,,Willst du mit Mama darüber reden?" Nein, Nein, Nein. Ich will einfach mal alleine sein.
,,Nein, Papa. Bitte, ich treffe auch niemanden oder so. Mein Handy bleibt auch an, versprochen." Ob ihn das überzeugt. Er denkt lange nach und vielleicht stimmt ihn mein momentanes Verhalten um. Dann habe ich bald keinen Leibwächter mehr...
,,Na gut. Wenn etwas ist dann ruf mich an und bitte, halte dich von Männergruppen fern. Fehlt noch, dass dir gerade heute etwas passiert. Das ist aber nur eine Ausnahme. Glaub nicht, dass es öfter passiert", warnt er mich und die Freude, die mich umhüllt ist gigantisch.
,,Oh man, Danke!", rufe ich aus und da schaut Mama her. Ich winke ihr zu und haue ab. Ein klein wenig bekomme ich mit, wie Papa mit jemandem redet und das nicht mit Mama.
Ich mache mich auf den Weg zu meinem Platz. Da war ich schon lange nicht mehr. Mein Herz zieht mich dahin. Seit der Sache mit Jonas vor ein paar Tagen, haben wir nicht mehr gesprochen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auch sauer ist. Immerhin habe ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Noch habe ich keine bekommen, aber das ist sicher schmerzhaft. Die hat er aber verdient. Wie kann er mich nur so beleidigen?
Es hat nur gefehlt, dass er mir gesagt hätte, wie billig ich aussehe und er sowieso mit mir machen könnte was er will, denn ich sei nichts wert. Ist er nur mit mir zusammen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen oder was?
Vielleicht gehe ich an diese Sache auch nur falsch ran. Es kann ja sein, dass ich zu prüde für den ganzen scheiß bin. Mama sagte aber, dass ich es fühlen muss. Im Kino habe ich alles gefühlt, nur nicht, dass es gerade ein perfekter Zeitpunkt wär weiter zu gehen.
An meinem Platz angekommen, bemerke ich, dass dieser nicht verlassen ist. Ein Pärchen sitzt dort und verweigert unweigerlich den Zutritt dorthin. Na toll. Ein gelungener scheiß Tag. Papa lässt mich niemals wieder alleine raus.
Egal, ich gehe einfach weiter durch die Stadt. Man kriegt das so selten zu sehen. Mama meinte mal, wir gehen alle mit Scheuklappen auf den Augen durch unser Leben. Wir sehen das, was wir sehen wollen, aber ist das so schlecht? Ist die Wahrheit nicht schlimmer? Naiv zu sein, bedeutet nicht, schwach oder verloren zu sein. Es bedeutet doch einfach nur, dass man glücklich ist mit dem was man hat. Vielleicht fällt man irgendwann, aber das wird uns stärker machen. Davor ist man immerhin glücklich.
Ich meine, irgendwann fällt jeder.
Ich bin siebzehn, mache mein Abi und weiß noch gar nicht so richtig, in welche Richtung es mich zieht. Ist das nicht komisch? Wir haben so viele Möglichkeiten und das ertränkt uns. Mich auf jeden Fall. Ein Freund bringt das alles auch nochmal durcheinander.
Ich würde nämlich viel lieber die ganze Zeit mit ihm verbringen, als mit Schule. Ja mit wem eigentlich? Vor einer Woche hätte ich sicher Jonas Namen genannt. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Ich bin verwirrt.
Schon eine Weile bin ich Unterwegs, als ich an einem Kiosk vorbeilaufe, der mir bekannt vorkommt. Ich kann es aber nicht richtig zuordnen und gehe einfach weiter. Lange braucht es nicht und ich sehe auch schon warum es mir bekannt vorkommt. Da ist das Tor, durch das Chris und ich gegangen sind. Ob dort auch jemand ist? Einen Versuch ist es wert.
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Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...