,,Alles gut?", fragt Chris mich, als ich schon etwas länger einfach so da liege. Ich nicke, bleibe aber genau so wie ich da liege. Mehr sagt er dann auch nicht. Ich höre noch, wie Stoff an Stoff reibt und schlussendlich wie er etwas auf mich legt, damit mir wärmer ist. Also öffne ich meine Augen und sehe sein Jackett auf mir. Er selber sitzt da, mit dem Gesicht zum Fluss. Ich betrachte dementsprechend seinen Rücken.
Heute sehe ich Chris anders und ich würde gerne wissen, wieso er mir so viel Antwortet. Seit ich ihn so angemotzt hatte, hat das alles eine andere... Dynamik? Nennt man das so? Vielleicht. Ich sollte wirklich lernen Leute nicht direkt abzustempeln.
Langsam richte ich mich auf und lasse meine Beine baumeln. ,,Es tut mir leid", entschuldige ich mich leise und bekomme direkt einen etwas verwirrten Blick. Ich denke, dass der Verwirrung aussagen soll. Ich meine, seine Augenbraue zuckt lediglich. Ach dieser Mann ey. ,,Ja, dafür dass ich so unausstehlich war in den letzten Wochen. Auch was ich da gesagt hatte, als ich diesen dämlichen Fluchtversuch unternommen hatte, war doof von mir. Also sorry und Danke wegen heute. Dort war es echt schrecklich", erkläre ich. Chris nickt leicht und schaut wieder weg. Mein Blick bleibt aber an ihm hängen. Oh man, ich mag Chris doch schon irgendwie. Wie kommt das denn? Das muss der Alkohol sein, der meine Sinne trübt.
,,Gerne", erwidert er leise. Chris schlägt seine Ärmel hoch und da entdecke ich Tattoos an seinem Arm. Nichts besonderes, dicke schwarze Streifen um seinen Arm. Ob die bis oben hin gehen?
,,Redest du nicht gerne oder redest du einfach nicht mit mir?", frage ich weiter, um nicht zu viele Gedanken zuzulassen. Es macht mich zu rührselig hier in der Nacht mit Chris zu sitzen.
Nun ist es wieder da... Es war heute also keine Fata morgana. Chris lacht etwas, schaut mich dabei aber immer noch nicht an. Er vollendet noch das Umschlagen seiner Ärmel und antwortet mir dann. ,,Es hat seine Gründe." Mehr sagt er nicht und das Lächeln verschwindet langsam wieder. Schade. Ich mag es eigentlich, wenn er das macht.
Oh Gott, schluss Gina. Schau ihn einfach nicht mehr an! Das mache ich jetzt auch. Brav trinke ich das Wasser und sobald Chris es für akzeptabel hält mich meinen Eltern zu präsentieren fahren wir Heim. Die Fahrt über reden wir nicht miteinander und eigentlich ist das ja nichts außergewöhnliches, denn Chris redet generell nicht viel. Nach diesem Tag hat sich das aber geändert. Wie soll ich damit umgehen?
Ich sollte einfach zu Denken aufhören. Das macht mich kirre und führt zu nicht. Ich verhalte mich einfach normal. Der heutige Tag war toll, aber ab Morgen ist wieder alles an Ort und Stelle. Auch das komische schnelle Herzschlagen. Das sollte ich untersuchen lassen.
Wir sind an der Haustür und davor bleibt Chris stehen. Carl steht etwas weiter weg in der Nacht, damit man ihn nicht sofort erkennt. Wer hier aber wohnt erkennt ihn direkt. Mama sagte, Carl war nicht immer so locker drauf. Hm. ,,Gina, warte mal", hält Chris mich auf und steckt seine noch freie Hand in seine Hosentasche. Mit der anderen hält er sein Jackett zusammengefaltet über seinem Arm. Für Leute, die hier einfach vorbeikommen muss diese Situation total romantisch aussehen. Das ist es irgendwie auch, nur ist Chris mein Sicherheitsmann. Also ist daran nichts romantisch. ,,Das Kleid steht dir übrigens sehr gut. Du siehst fantastisch aus." Das kam überraschend. Ich... Ich bekomme auch... Ich räuspere mich und versinke fast schon in seinen Augen. Die Sterne spiegeln sich darin. ,,Das..." Auch Chris räuspert sich. ,,Jonas wollte dir das noch sagen." Achso...
,,Danke", bedanke ich mich heute schon zum gefühlt hundertsten Mal. Nur glaube ich schon fast, dass ich enttäuscht bin. Warum fühle ich so? Jonas ist mein Freund und Chris... Ja Chris ist meine persönliche Nervensäge oder nicht? Doch, normalerweise schon.
Er wünscht mir noch eine Gute Nacht und ich gehe ins Haus. Ja, ich sollte schlafen gehen.
-
Chris hatte Recht. Mir geht es heute Morgen wirklich gut, nachdem ich diese Flasche Wasser bis zum Erbrechen runterbekommen habe. Komplett fertig und geschminkt komme ich runter zum Frühstückstisch. Dort sitzen wie immer schon alle... außer Mama. Die musste sicher schon früh raus. ,,Wie war die Feier?", fragt Papa mich direkt und lächelt mich an. Wahrscheinlich gefällt es ihm, dass ich nichts mehr gegen meinen menschlichen Hund habe. Oder eher nichts mehr dagegen sage.
DU LIEST GERADE
Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...