Bin ich schon im Himmel oder ist das die Zwischenstation? Mein ganzer Körper tut mir weh. Dieses Training gestern hat mich so gekillt. Ich verspreche mir selber, dass das nie wieder vorkommt. Eigentlich habe ich mein Versprechen mit dem nächsten Gedanken direkt wieder gebrochen, denn für Chris würde ich diese ganze Tortur nochmal durchmachen. Außerdem hat mich der Ehrgeiz gepackt. Ich möchte das lernen.
Wenn ich darüber nachdenke, dass ich irgendwie Angst hatte, an der Gruppe vor Chris Wohnung vorbeizugehen... Das will ich nicht. So wie Chris meinte, ich kann lernen mich selber zu verteidigen und wenn noch so ein Jonas versucht mich zu unterdrücken, dann zeige ich ihm, dass ich kein Schwächling bin.
Mit schmerzerfülltem Gesicht komme ich am Frühstückstisch an. Mama muss lachen, als sie mich gehen sieht. Das sieht aus, als würde ich mich unnötig breit machen. Dabei sind die Schmerzen nur so erträglich. ,,Was ist denn mit dir los?", fragt Tyler laut und nun schaut auch Papa auf. Es ist eigentlich nicht so üblich, dass Mama und Papa gemeinsam noch hier sind. Mich freut es.
Nun muss ich mich aber den Blicken stellen. ,,Chris hat mich gefoltert", haue ich unüberlegt raus und Mama verschluckt sich an ihrem Tee. Papa legt seine Zeitung weg und bedenkt mich mit einem strengen Blick.
,,Bitte was?", höre ich und rudere direkt zurück.
,,Training, wir haben Sport gemacht. Das meine ich natürlich, was denkt ihr denn?", frage ich und erwarte wirklich keine Antwort. Papa schüttelt seinen Kopf.
,,Vielleicht ist es keine schlechte Idee, wenn du merkst, dass man Muskeln auch anderweitig trainieren kann. Laufen macht dich nicht stärker, das habe ich auch deiner Mutter gesagt", gibt Papa seinen Senf hinzu und ich glaube, er hat mich als schwach bezeichnet. Wow, ich liebe ihn ja so sehr.
,,Danke, Papa. Ich werde Chris ausrichten, dass du stolz bist... Auf ihn", füge ich noch frech hinzu.
,,Hör nicht auf Papa", versucht Mama etwas zu retten. ,,Es ist toll, wenn ihr euch mit sinnvollen Dingen beschäftigt und nicht immer nur in Chris Wohnung rumhängt." Ob das so beruhigend ist? Ich wage es zu bezweifeln. Mehr möchte ich über meine Schmerzen auch nicht reden.
,,Wo geht Chris zum Sport?", fragt Tyler ganz überraschend. Seit wann interessiert er sich denn dafür? Papa schaut ihn auch an.
,,Wir haben ein Fitnessstudio", erinnert er uns beide. ,,Seit Jahren hat sich niemand dafür interessiert und nun wollt ihr in ein öffentliches gehen? Versteh einer Kinder", murmelt Papa den letzten Satz nur noch vor sich hin und schüttelt seinen Kopf. Ja, es ist halt was anderes, wenn man mit seinem Freund in ein Boxstudio geht... Aber Tyler?
Ich nenne ihm das Studio, aber erwähne auch, dass es gar nicht mal so in der Nähe ist. ,,Es gibt sicherlich Studios, die näher dran sind." Tyler zuckt seine Schulter.
,,Vielleicht kann er mich ja auch trainieren. Kommt er heute vorbei?" Woher kommt das plötzliche Interesse? Meinen Bruder werde ich nie verstehen. Vielleicht ist es das Alter, in dem Jungs anfangen auf ihren Körper zu achten?
Papa ist sichtlich gekränkt, dass sein Sohn nicht mit ihm trainieren will, aber das ist einfach... peinlich. Man will nicht mit Papa trainieren. Das ist einfach so. Ich verspreche mit Chris darüber zu reden und verabschiede mich nach meinem Festmahl. Naja, es waren nur zwei Toast. Das muss reichen.
Sobald ich die Tür aufmache, um zur Schule zu düsen, kommt mir eine wundervolle Gestalt entgegen. Nun ja, er steht bei Carl und die zwei unterhalten sich. ,,Chris!", rufe ich aus, obwohl er direkt neben mir ist. Trotzdem falle ich ihm in die Arme und bereue es sofort. Direkt verziehe ich mein Gesicht. ,,Keine gute Idee", kommentiere ich und entferne mich wieder von ihm.
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Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...