Statt zu antworten, gebe ich ihm einen Kuss und das reicht auch. Es ist nur ein kurzer Kuss, damit ich ihn direkt wieder anschauen kann - seine Reaktion darauf. ,,Ich möchte dir jemanden vorstellen", informiert mich Chris über seine heutigen Pläne. Ich denke einfach, dass es heute geschieht, wenn er mir das jetzt verkündet.
,,Wen denn?", frage ich und bekomme direkt ein Lächeln zurück.
,,Das erfährst du dann noch. Bist du fertig?", fragt er seinerseits und ich schaue an mir runter. Ich denke, so kann ich gehen, wohin auch immer er mich führt. Bevor wir gehen, schlüpfe ich in weiße Sneakersocken, die halt am besten zu weißen Sneaker passen und folge Chris.
Wir sitzen im Auto und wie gestern auch schon, hält Chris meine Hand. Das ist so schön. Ich kann nicht anders und muss ihn betrachten. ,,Kannst du mir nicht ein Tipp geben? Vielleicht bin ich dafür ja vollkommen falsch angezogen", dränge ich Chris, der sich sichtlich amüsiert. Einen kurzen Seitenblick bekomme ich, bevor er wieder auf die Straße schaut.
,,Du siehst gut aus. Außerdem ist dein Aussehen wirklich zweitrangig für sie." Für sie. Also eine Frau? Ein Mädchen? Ne, eine Frau. Chris hat keine Geschwister... außer Leon natürlich, seinen Halbbruder. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben. Hat er Verwandte? Nicht, dass ich wüsste. Oh Bitte, lass ihn keine beste Freundin haben. Dieser Typ weiß doch, wie eifersüchtig ich sein kann.
Mit dem Satz hat er mir einen echten Köder hingeworfen. Das weiß er auch und innerlich ist er sicher froh, dass ich ihn nicht mehr mit Fragen löchere, sondern angestrengt nachdenke. Wir fahren auch nicht sehr lange und allmählich erinnere ich mich an diese Gegend.
Oh mein Gott, nein. Hier bin ich mit dem Fahrrad hergefahren, was ein ganzes Stück Arbeit war. Doch mit dem Auto geht das natürlich viel schneller. Wie soll ich Chris nur erklären, dass ich schonmal hier war? Dort, wo er aufgewachsen ist? Im Waisenhaus, in das er kam, nachdem seine Mutter gestorben war?
Mir wird ganz unwohl und ich muss mich gleich bestimmt übergeben. Wir sind nicht einmal einen Tag zusammen und schon bricht die unbequeme Wahrheit über uns ein. Chris ist so süß und will mir einen Teil seines Lebens preisgeben und was habe ich gemacht? In einer dummen Akte geschnüffelt, als wär ich neun oder zwölf... Ach keine Ahnung in welchem Alter das noch durchgeht.
Das Auto ist schnell, aber auch zu schnell geparkt. Chris drückt meine Hand und ich zucke etwas zusammen, bevor ich ihn anschaue. ,,Ist alles oke bei dir?", fragt er mich und ich sehe die Sorge in seinem Blick. Ach man, wieso muss er nur so süß zu mir sein? Das ist eine einzige Katastrophe. Gleich merkt er wie unreif ich doch bin.
Muss es so sein? Vielleicht ist die ältere Dame ja gar nicht da, die mich gesehen hatte. Es war zwar die auf dem Foto, das ich in Papas Akte gesehen hatte, doch das muss nicht die Frau sein, die Chris mir vorstellen will. Rede ich mir das nur ein, damit ich beruhigter bin? Die Hoffnung ist groß, dass es eine andere Frau ist, doch die Wahrscheinlichkeit ist gering.
,,Ja, alles super", lüge ich und versuche tapfer zu lächeln. Chris ist nicht blöd und er merkt ja, dass etwas nicht stimmt. Da kann ich meine Mundwinkel heben wie ich möchte.
,,Wenn es dir schlecht geht, können wir ein anderes Mal herkommen...", fängt er an und das wär fürs Erste meine Rettung, stattdessen unterbreche ich ihn und sage: ,,Nein nein, ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wen du mir zeigen willst."
Seine Augen waren so voller Enttäuschung und das will ich nicht sehen. Das Leuchten, das in diesem Augenblick seine Augen erhellt ist um einiges schöner und genau das will ich ihm geben. Ob ich mir damit ein Eigentor schieße, werden wir sehen. Ich hoffe einfach, diese Frau ist nicht dort.
Wir steigen aus und gehen gemeinsam um das Gebäude, um das ich vor einigen Wochen alleine geirrt bin. So verloren, dass mich diese ältere Frau angesprochen hat. Die Straßen entlangzugehen und Chris Hand dabei zu halten ist zu schön, um wahrzuhaben. Alle, die uns betrachten wissen, dass er zu mir gehört.
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Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...