Ich bin bei Alex angekommen und sie sieht mich skeptisch an. ,,Du bist da einfach hingefahren? Glaubst du, Chris ist damit so einverstanden?", fragt sie und es ist eine berechtigte Frage. Er ist natürlich nicht einverstanden... Er weiß es nicht. Wenn er es wüsste, wär er sicher sauer, weil ich einfach in seine Privatsphäre eingedrungen bin.
Doch muss er es erfahren? Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich es ihm einfach niemals sage? Ich schäme mich im Nachhinein. Vielleicht auch nur, weil ich sowieso nichts herausgefunden habe. Manchmal habe ich die schrägsten Einfälle.
Die Frau ist sehr loyal und steht wohl zu ihrem Wort. Das ist gut, denn es hätte jeder behaupten können, Chris zu kennen. Das hätte ich mir vorher überlegen müssen. ,,Nein", antworte ich Alex. ,,Er wird mich nicht mit offenen Armen empfangen, aber was soll ich jetzt machen? Immerhin weiß ich jetzt, dass er das Heim noch besucht. Man, er ist wirklich ein Gottes Geschenk." Da verfalle ich ins Schwärmen.
,,Das bringt dir wirklich nicht viel. Oh man, hoffentlich ist er nicht allzu sauer. Wer weiß wie er ist, wenn er enttäuscht wird." Richtig, da sagt Alex etwas. Ich kenne Chris Ausbrüche nicht. Hat er überhaupt welche? Nunja, als ich mich mit Max treffen wollte, war er ein Vulkan. Gilt das auch für diese Sache? Ich habe ihn irgendwie ausspioniert. Das kommt nicht gut an.
,,Gott, was soll ich bloß machen? Er ist immer so verschlossen. Es gibt zwar kleine Momente, wo er doch mit mir redet, aber ansonsten ist er total verschwiegen. Dort hinzufahren war eine Chance und hat sich in dem Moment richtig angefühlt", verteidige ich mein Handeln, doch ich will es wohl eher mir beweisen, als Alex. Wir beide sitzen auf ihrem Bett und schauen uns an.
,,Das glaube ich dir und ich wär sicher mitgekommen, wenn du gefragt hättest... Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass Chris es irgendwann herausbekommt. Immerhin besucht er dieses Heim doch noch, oder? Das hat dir die Frau gesagt. Vielleicht wird sie es ihm sagen." Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.
-
Auch einen Tag später, denke ich noch die ganze Zeit daran. Ich sitze bereits in der Schule und habe meine letzte Stunde. BWL. Langweilig. Egal, ich habe eh keinen Kopf dafür. Nachdem ich von Alex wieder nach Hause kam, bin ich in mein Zimmer gegangen und habe die ganze Zeit Chris Nummer angestarrt. Anscheinend will ich mein schlechtes Gewissen wieder gut machen. Wobei ich eher dazu geneigt bin, Angst zu haben, weil er es erfahren könnte. Das ist wohl eher das Problem.
Bin ich deswegen ein schlechter Mensch?
Ich lasse die Zeit entscheiden, was ich machen soll. Immerhin habe ich genug Zeit, denn Chris hat Urlaub. Für wie lange, weiß ich noch nicht. Das wird auch die Zeit zeigen. Und wenn er nun über zwei Wochen Urlaub hat? Das wär schon eine unerträglich lange Zeit, in der ich ihn nicht sehen würde. Das wär doch sicherlich eine angemessene Bestrafung, doch so gütig bin ich nicht. Manchmal neige ich wohl zum Egoismus. Daher warte ich eine Woche...
Mich weckt die Schulklingel und ich zucke etwas zusammen. Naja, egal. Ich packe schnell meine Sachen und gehe aus der Schule raus.
Alex kommt öfter nicht in die Schule. Sie findet es dämlich und verschwendet ihre Zeit nicht gerne damit. Das verstehe ich nicht ganz, denn das ist ihre Bildung. Vieles braucht man nicht, doch es ist schön zu wissen, dass man etwas im Kopf hat... meiner Meinung nach. Auch wenn es ziemlich unnötig ist.
Sobald ich die Tür aus der Schule durchquere, sehe ich eine mir bekannte Gestalt. Eine Woche...? Das war wohl eine Minute. Chris winkt mir zu und ich komme ihm entgegen. Auf seinen Lippen sehe ich ein kleines Lächeln. Das bringt mein Herz zum Schmelzen und ich muss direkt grinsen. ,,Hey", begrüße ich ihn, als ich nur noch zwei Meter von ihm entfernt bin. Jannes muss er weggeschickt haben.
DU LIEST GERADE
Ich will Dich!
RomanceIch hoffe, Chris gesteht sich seine Gefühle ein. Ich glaube nämlich, ich habe mich verliebt. In Chris. Meinen Leibwächter. Leseprobe: „Ist dir kalt?" Mein Mut sinkt und das urplötzlich. Ob mir kalt ist? Das kann nicht sein Ernst sein. Ich sehe doch...