.𝕴𝖈𝖊 𝕮𝖗𝖊𝖆𝖒.

1.6K 101 58
                                    

VIS

"...und hier hole ich mir immer etwas zu Essen, nachdem ich tanzen war."

Jeon grinst stolz, und unterhalb seiner großen Rehaugen treten wieder diese unwiderstehlich süßen Grübchen hervor-

Vis würde sich am liebsten eine Hand in's Gesicht klatschen.

Er hat vielmehr erwartet, dass Jeon ihn in irgendein privates Hinterzimmer oder direkt mit sich nach Hause nimmt, damit Vis endlich zuende bringen kann, was er auf der Tanzfläche begonnen hat.

Aber sie stehen jetzt vor irgendeiner kleinen Imbiss-Bude, nur wenige Meter von dem Club 'INTRO' entfernt, wo Jeon ihnen gerade frisches Gimbap bestellt.

Mit verschränkten Armen lehnt Vis gegen das kalte Metall der Straßenlaterne und beobachtet, wie Jeon beide Hände in den Ärmeln seiner Lederjacke vergräbt, die Schultern aufgeregt nach oben gezogen, während er ungeduldig auf den Sohlen seiner schweren Schnürstiefel vor- und zurückwippt, bis sein Essen fertig ist.

Vis kann sich das amüsierte Lächeln nicht verkneifen, das sich um seine Mundwinkel schleicht.

Er will mir einen tieferen Einblick in sein Leben geben- wieso?

Schmunzelnd blickt er auf den regennassen Asphalt, in dem sich die bunten Lichter der Imbissbude spiegeln wie ein platt getrampelter Regenbogen.

Unser Vertrag hat uns doch bereits unwiederruflich miteinander verbunden, Bunny. Es sei denn...

Langsam hebt er den Kopf, und diesmal glänzen seine dunklen Augen verheißungsvoll, während er Jeon von oben bis unten mustert, als stände ihm sein Motiv irgendwo auf den Körper geschrieben.

...du willst mehr von mir.

Das Herz beschleunigt sich merklich in seiner Brust, als ihm der Gedanke kommt, dass Jeon tatsächlich ein tieferes Interesse an Vis haben könnte, etwas das über dieses körperliche Gefühl der Lust hinausgeht.

Menschen- sie müssen allem eine tiefere Bedeutung und einen Sinn zuordnen, wo gar nichts ist. Wo gar nicht mehr sein soll als das, was da ist.

"Vis!", Jeon reißt ihn aus seinen Gedanken, als er ihm flüchtig zunickt, "Was willst du trinken?", fragt er und nimmt einen kräftigen Schluck von seiner kleinen Bleckdose mit Fanta.

Mit einem schmutzigen Grinsen zieht Vis eine Augenbraue hoch: "Cock.", betont er das Wort 'Coke', sodass es nach dem englischen Wort für 'Schwanz' klingt.

Jeon verschluckt sich heftig an seiner Fanta.

Bin nur ehrlich.

"Eine...", presst er hustend hervor und hält dem älteren Imbissbuden-Besitzer einen Finger entgegen, "...eine Cola bitte...!", er hustet nochmals kräftig.

Auch, wenn es ihm ein wenig Sorgen bereitet- es ist süß, wie Jeon ihm seinen Alltag zeigt; der Club, in dem er gerne tanzt- Vis stellt sich vor, wie frei er sich nach der Arbeit fühlen muss, wenn er seinen schönen, starken Körper zu der lauten Musik mitbewegt.

Ob ihn jemand begleitet, wenn er sich danach noch etwas zu Essen holt und nach Hause geht?

Sobald Jeon eine durchsichtige Plastiktüte mit seiner Bestellung darin erhält, winkt er Vis zu, ihm zu folgen.

"Ist dir kalt?", fragt er Vis mit einem Blick auf sein dünnes, gold gemustertes Hemd in der kühlen Nachtluft.

"Mir ist niemals kalt.", antwortet Vis mit einem schrägen lächeln, während sie die Straße hinab laufen.

𝐓𝐇𝐈𝐑𝐒𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt